Die SCL Tigers spielen bislang eine verblüffende Saison und liegen in der National League auf dem 3. Tabellenplatz. «Es ist eine super Ausgangslage, nicht mehr und nicht weniger», so Pascal Berger.
Die gute Klassierung knapp einen Monat vor dem Start der Playoffs ist selbst für die Emmentaler eine Überraschung. «Das hätte ich nicht gedacht», so Trainer Heinz Ehlers. «Ich bin sehr zufrieden und stolz.» Der Däne hob aber sogleich den Mahnfinger: «Eigentlich haben wir noch nichts erreicht.»
Allerdings müsste einiges passieren, dass die zuletzt viermal in Serie siegreichen Langnauer die Playoffs noch verpassen. Seitdem die Qualifikation aus 50 Spielen besteht, was seit der Saison 2007/08 der Fall ist, waren für den Sprung in die Top 8 nie mehr als 71 Punkte nötig. Die Tigers haben aktuell 70 Zähler auf dem Konto, der Vorsprung auf das neuntplatzierte Genève-Servette beträgt acht Punkte. «Wir dürfen nun nicht das Gefühl haben, die anderen machen es für uns», warnte Captain Pascal Berger.
Herauszuheben ist bei Langnau die Konstanz. Die Emmentaler verloren in der laufenden Meisterschaft nie mehr als zwei Partien am Stück. Zwei Niederlagen in Folge setzte es viermal ab. «Unsere Führungsspieler zeigten in dieser Saison Charakter und zogen die anderen mit. Ich musste nur wenige Male laut werden», sagte Ehlers.
Ein grosser Faktor sind die Ausländer, die 55 der 114 Tore der Tigers erzielt haben. Nur beim Tabellenletzten Rapperswil-Jona Lakers ist der prozentuale Anteil der Treffer der Ausländer noch grösser. Ehlers: «Das muss bei uns so sein. Wir verfügen nicht über Schweizer Topspieler mit unglaublich viel Talent. Wir brauchen kreative Ausländer.» Aus diesem Grund haben die Tigers nur ausländische Stürmer unter Vertrag.
Sehr stark spielt bisher auch Goalie Damiano Ciaccio, der in dieser Saison schon sechs Shutouts gefeiert hat und eine Abwehrquote von 91.29 Prozent ausweist. Im Power- und Boxplay belegen die Langnauer im Liga-Vergleich jeweils Rang 2. «Wenn es rund läuft, funktioniert meistens auch das Powerplay», erklärte Berger. Ehlers führt das starke Überzahlspiel schlicht und einfach darauf zurück, «dass wir in dieser Saison mehr Qualität haben. Das Boxplay hat sehr viel mit Charakter und der Bereitschaft, Schüsse zu blocken, zu tun.»
Ehlers hat es einmal mehr geschafft, das Optimum aus einer Mannschaft herauszuholen. «Er kann uns sehr gut auf den Gegner einstellen», hob Berger als eine der Stärken des Vaters von NHL-Spieler Nikolaj Ehlers hervor. Ausserdem verlange er sehr viel. «Er will, dass wir nach seinem System spielen. Wenn wir dieses umsetzen, dann haben wir in jeder Partie eine sehr gute Chance zu gewinnen.» Allerdings funktioniere das System nur dann, wenn alle am gleichen Strick ziehen würden. Ansonsten falle es auseinander.
Die Philosophie von Ehlers ist einfach: «Wenn man gut verteidigt, dann erhält man gute Möglichkeiten zum Kontern.» Er setzt das Ganze jedoch offensiv um und lässt seine Spieler sehr hoch stehen. «Meiner Meinung nach sind wir die offensiv eingestellteste Mannschaft der Liga», so Ehlers. Wie auch immer, in dieser Saison haben nur die Topteams Zug (86) und Bern (71) bisher weniger Gegentreffer erhalten als die Tigers (103). Im Angriff ist Langnau die Nummer 7 der National League.
Vor acht Jahren, bei der bisher einzigen Qualifikation für die Playoffs in der höchsten Schweizer Liga, war die Euphorie im Emmental riesig. Ist das nun erneut der Fall? «Ehrlich gesagt, lassen wir uns nicht zu stark ablenken», sagte Berger. «Was draussen passiert, interessiert uns nicht extrem. Das ist ein Faktor, den wir nicht beeinflussen können.»
Damals war die Luft nach der Regular Season draussen, ging die Viertelfinalserie gegen Bern mit 0:4 Siegen verloren. Diesmal ist Langnau auch in den Playoffs einiges zuzutrauen. Berger hat angesichts der extremen Ausgeglichenheit in dieser Saison das Gefühl, «dass wir etwas Aussergewöhnliches erreichen können. Ich glaube, das Meisterrennen wird sehr spannend.» (pre/sda)