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NHL: Die spannendsten Fragen vor der Trade-Deadline

A trade alert message is displayed on the video screen during the first round of the NHL hockey draft Friday, June 28, 2024, in Las Vegas. (AP Photo/Steve Marcus)
In der NHL werden wieder munter Spieler getauscht.Bild: keystone

Die spannendsten Fragen vor der NHL-Trade-Deadline

Am Freitag ist die Trade-Deadline in der NHL. Wir sagen dir, welche Fragen bis dann noch beantwortet werden sollten.
03.03.2025, 17:1603.03.2025, 17:16
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Viele NHL-Insider gehen davon aus, dass es rund um die bevorstehende NHL-Deadline (Freitag, 21 Uhr Schweizer Zeit) nochmals richtig abgeht. Einerseits ist die Situation sehr unberechenbar. Es gibt nicht viele Teams, die abgeschlagen ausserhalb der Playoffs sind, weshalb ein Wettbieten auf die verfügbaren Spieler erwartet wird. Andererseits ist bereits jetzt klar, dass der Salary Cap in den nächsten drei Jahren (und vermutlich auch darüber hinaus) stark ansteigen wird. Das bedeutet: Der Sparkurs der letzten Jahre ist vorbei, es kann wieder riskiert werden.

Das bedeutet aber auch, dass es derzeit viele offene Fragen gibt, die sich in den nächsten Tagen hoffentlich klären. Wir verschaffen dir den Überblick.

Die bisherigen Trades der letzten Tage

  • Zu den Florida Panthers: Seth Jones (Verteidiger, 30), 1 Draft-Pick (4. Runde 2026).
    Zu den Chicago Blackhawks: Spencer Knight (Goalie, 23), 1 Draft-Pick (1. Runde 2026).
  • Zu den Minnesota Wild: Gustav Nyquist (Stürmer, 35).
    Zu den Nashville Predators: 1 Draft-Pick (2. Runde 2026).​
  • Zu den Colorado Avalanche: Ryan Lindgren (Verteidiger, 27), Hank Hempf (Verteidiger, 22), Jimmy Vesey (Stürmer, 31).
    Zu den New York Rangers: Juuso Parsinen (Stürmer, 24), Calvin de Haan (Verteidiger, 33), 2 Draft-Picks (2. Runde 2025 und 4. Runde 2025).

Wer ist Seller, wer ist Buyer?

Das ist noch einigermassen offen. Es gibt einige wenige Teams, die klar als «Verkäufer» in die Deadline gehen: Chicago, San Jose, Montreal oder Pittsburgh.

Buyer und Seller
An der Trade-Deadline sind die Teams entweder Buyer (Käufer) oder Seller (Verkäufer). Die Käufer holen zum Transferschluss Verstärkungsspieler. Sie geben dafür eigene Talente, die den Durchbruch noch nicht geschafft haben, oder Draft-Picks ab. Der kurzfristige Erfolg ist wichtiger als die langfristige Planung. Verkäufer dagegen geben einige ihrer brauchbaren Spieler ab – oft sind es Veteranen mit auslaufenden Verträgen – für eben dieses Zukunftspotenzial.

Die meisten Teams auf den Playoff-Plätzen sind offensichtlich Buyer: Washington, Carolina, New Jersey, Toronto, Florida, Tampa, Detroit, Winnipeg, Dallas, Minnesota, Vegas, Edmonton, LA und Colorado.

Daneben gibt es aber auch viele kuriose Fälle. Columbus und Calgary sind aktuell auf den Playoff-Plätzen, performen aber auch etwas über den Erwartungen. Gehen ihre GMs das volle Risiko und belohnen die Mannschaft für die gute Saison mit Verstärkungen? Oder basteln sie weiter an der Zukunft und traden formstarke Spieler weg?

Columbus Blue Jackets' Mathieu Olivier, left, celebrates his goal against the Detroit Red Wings with teammate Damon Severson during the second period of the Stadium Series NHL hockey game at Ohio ...
Columbus überrascht in dieser Saison.Bild: keystone

Die Rangers, die Senators und Utah sind aktuell knapp ausserhalb der Playoffs. Trotzdem werden sie wohl versuchen, sich weiter zu verstärken. Boston weiss selbst noch nicht, was es machen will. Nashville ist in einer komischen Position: Sie sind weit weg von den Playoffs, aber das Kader zu verscherbeln, macht wenig Sinn. Mit gezielten Verstärkungen und dem nötigen Glück kann das Team um den Schweizer Captain Roman Josi nächstes Jahr wieder angreifen.

Was machen die New York Islanders?

Sieben Punkte trennen die New York Islanders derzeit von einem Playoff-Platz. Alle Zeichen deuten auf Seller. Dennoch scheint sich General Manager Lou Lamiorello noch nicht eingestehen zu wollen, dass es mit diesem Kader diese Saison – und wohl auch in den nächsten Saisons – nicht klappt. Und das Zögern des 82-jährigen Funktionärs hält den ganzen (Stürmer-) Markt auf.

Denn die Islanders haben den vermutlich begehrtesten Trade-Kandidaten unter Vertrag: Brock Nelson. Der 33-Jährige ist ein Center, der skoren kann, defensiv verlässlich ist und auch eine physische Note ins Spiel bringt. Kurzum: der Traum für die «Middle Six» (Linie 2 oder 3) in jedem Playoff-Team. Viele GMs warten ab, bevor sie sich verstärken, nicht dass dann plötzlich Nelson noch verfügbar wird, und sie sich den Spieler nicht mehr leisten können.

New York Islanders' Brock Nelson skates with the puck during the first period of an NHL hockey game against the New York Rangers, Sunday, Nov. 3, 2024, in New York. (AP Photo/Pamela Smith)
Brock  ...
Brock Nelson ist begehrt – aber ist er auch verfügbar?Bild: keystone

Darum halten die Lamiorello und die Islanders den Trade-Markt momentan noch etwas auf. Sollten sie sich entscheiden, die Weichen tatsächlich auf Rebuild zu stellen, dann tauchen vielleicht plötzlich andere grosse Namen auf. Es gab schon (wenn auch leise) Gerüchte, dass allenfalls auch Verteidiger Noah Dobson oder Stürmer Matt Barzal verfügbar sein sollen.

Was passiert mit Mikko Rantanen?

Du wirst dich jetzt vielleicht fragen: Moment, Mikko Rantanen wurde doch schon getradet?! Stimmt. Ende Januar wechselte der finnische Stürmerstar im Austausch für Martin Necas (und anderen Spielern und Picks) von Colorado zu den Carolina Hurricanes. Trotzdem besteht eine Chance, dass Rantanen vor der Deadline gleich nochmals das Team wechselt.

Carolina Hurricanes' Mikko Rantanen (96) protests against a penalty with an official during the third period of an NHL hockey game against the Edmonton Oilers in Raleigh, N.C., Saturday, March 1, ...
Mikko Rantanen im Carolina-Dress? Vielleicht nur von kurzer Dauer.Bild: keystone

Der Grund: Der 28-Jährige hat einen auslaufenden Vertrag. In Carolina hat Rantanen noch nicht extrem überzeugt (2 Tore, 4 Assists in 11 Spielen) und die Verhandlungen über einen neuen Vertrag sind stockend angelaufen. Schaffen die Hurricanes es nicht, den Finnen von einer Verlängerung zu überzeugen, droht ihnen, den Unrestricted Free Agent (UFA) im Sommer ohne Gegenwert zu verlieren. Und dann könnte eben ein Trade eine Alternative sein. Die jüngsten Berichte deuten darauf hin, dass Carolina eher tendiert, mit Rantanen in die Playoffs zu starten.

Free Agents: UFA vs. RFA
Unrestricted Free Agent (UFA) wird man bei auslaufendem Vertrag ab dem 27. Lebensjahr oder wenn man mindestens sieben Jahre in der NHL gespielt hat. Diese Spieler dürfen in der «Free Agency», die jeweils am 1. Juli (oder dieses Jahr am 13. Juli) beginnt, mit jedem interessierten Team verhandeln.

Als Restricted Free Agent (RFA) gelten Spieler, deren Einstiegsverträge ausgelaufen sind, die aber noch nicht UFA-Status erreicht haben. Das bedeutet, dass das Team, welches die Rechte am Spieler hält, exklusiv mit ihm verhandeln darf. Macht es ihm aber kein qualifizierendes Angebot («Qualifying Offer»), wird der Spieler vom RFA zum UFA. Macht das Team ein Angebot und der Spieler lehnt es ab, bleibt er RFA und darf nicht mit anderen Teams verhandeln.

Wie verstärkt sich New Jersey?

Aus Schweizer Sicht interessieren die New Jersey Devils mit Nico Hischier, Timo Meier und dem momentan verletzten Jonas Siegenthaler natürlich besonders. Die «Swiss Devils» spielen schon länger eher durchschnittlich, sind aber immer noch souverän auf einem Playoff-Platz.

Verteidigung und Torhüter sind im Vergleich zur letzten Saison stark verbessert. Das grösste Problem westlich des Hudson Rivers ist mittlerweile die Kadertiefe im Sturm – insbesondere auf der Centerposition. Erik Haula spielt eine schwache Saison, Curtis Lazar ist knapp genügend als Viertliniencenter und Michael McLeod steht immer noch wegen mutmasslichem sexuellem Missbrauch vor Gericht. Das hat zur Folge, dass New Jersey kaum siegt, wenn die ersten beiden Sturmlinien für einmal neutralisiert werden. Dass jetzt auch noch Jack Hughes auszufallen droht, macht die Situation noch prekärer.

Die Devils bräuchten also dringend Verstärkung in der Mitte (wie etwa Chicagos Ryan Donato oder Brayden Schenn von St.Louis). Und zu einem zusätzlichen Sniper auf dem Flügel würden GM Tom Fitzgerald und die Fans wohl auch nicht nein sagen. Stand jetzt hätte New Jersey an der Deadline allerdings nur 2,5 Millionen Dollar an Cap Space – der Spielraum ist deshalb ziemlich begrenzt.

Was passiert mit Brad Marchand?

Wir schrieben schon letzte Woche über die komplizierte Situation der Boston Bruins: ausserhalb der Playoff-Plätze, verletzte Top-Verteidiger und unsichere Zukunft. Die Frage geisterte umher, ob Boston an einer Trade-Deadline zum ersten Mal seit vielen Jahren zu den Sellern gehört und ob Brad Marchand seinen Klub nach 16 Saison tatsächlich verlassen muss. Der Vertrag des bald 37-jährigen Kanadiers läuft im Sommer aus und auf dem Trade-Markt gäbe es sicher grosses Interesse an einem Spieler wie ihm.

Boston Bruins left wing Brad Marchand (63) warms up prior to the first period of an NHL hockey game against the Minnesota Wild, Tuesday, Feb. 4, 2025, in Boston. (AP Photo/Charles Krupa)
Brad Marchand steht womöglich auch an der Trade-Deadline im Rampenlicht. Bild: keystone

Doch es gibt zwei Probleme: Erstens ist Marchand Captain und absolute Identifikationsfigur in Boston. Er hat sich klar dafür ausgesprochen, seine Karriere bei den Bruins beenden zu wollen. Das Management wird sich nicht überhastet von ihm trennen wollen. Zweitens hat sich der Stürmer am Samstag gegen Pittsburgh eine Oberkörperverletzung zugezogen und auch am Sonntag nicht gespielt. Noch ist unklar, wie gravierend die Blessur tatsächlich ist. Doch diese Unsicherheit macht einen Trade natürlich unwahrscheinlicher.

Was macht Toronto?

Die Toronto Maple Leafs befinden sich im Hoch. Sie führen die Atlantic Division an und haben acht ihrer letzten zehn Spiele gewonnen. Einmal mehr träumen die Leafs vom ersten Titel seit 1967. Doch damit das klappt, braucht es wohl weitere Verstärkung. Auch in Toronto ist die Mittelachse die grösste Baustelle. Es ist kein Geheimnis, dass GM Brad Treliving auf der Suche nach einem Center ist.

Die Fans träumen natürlich von Brock Nelson, die Verantwortlichen scheinen hingegen eher Brayden Schenn ins Auge gefasst zu haben. Das Problem ist auch in Toronto der Cap Space. Stand jetzt haben die Leafs an der Deadline 2,9 Millionen Dollar zur Verfügung. Mit Trades können sie aber natürlich auch zusätzliches Geld freischaufeln. Ein besonderes Augenmerk wird auf David Kämpf (2,4 Mio.) und Nick Robertson (0,88 Mio.) gerichtet sein, deren Zukunft im Leafs-Trikot schon lange unsicher ist.

Toronto Maple Leafs general manager Brad Treliving listens during a press conference at the start of the NHL hockey team's training camp in Toronto, Wednesday, Sept. 18, 2024. (Nathan Denette/The ...
Brad Treliving will mit Toronto den Cup holen. Bild: keystone

Ein zusätzlicher Center hat in Toronto oberste Priorität. Und falls dann noch etwas Geld übrig ist, möchte Treliving die rechte Seite seiner Verteidigung noch etwas verstärken – womöglich mit David Savard von den Montreal Canadiens.

Gibt Vancouver die Saison auf?

Wie schnell es in der NHL doch manchmal gehen kann. Letzte Saison gewann Vancouver die Pacific Division und war nur wenig davon entfernt, in den Conference Final einzuziehen. Dieses Jahr scheinen die Canucks auseinanderzubrechen und sind mit nur vier Siegen aus den letzten zehn Spielen aus den Playoff-Plätzen gerutscht. Weil sich mit Elias Pettersson und J.T. Miller die zwei besten Stürmer heillos zerstritten hatten, wurde letzterer Anfang Februar per Trade zu den New York Rangers abgeschoben.

Zum Leidwesen der Vancouver-Fans hat der Miller-Abgang nicht geholfen, Pettersson zu beflügeln. Elf Tore und 24 Assists in 54 Spielen sind viel zu wenig für einen Stürmer, der fast zwölf Millionen Dollar im Jahr verdient. Es kommt einfach nichts – in den letzten zehn Spielen hat Pettersson insgesamt nur acht Mal aufs Tor geschossen. Es scheint, als würde der Schwede immer noch an einer Knieverletzung aus der letzten Saison herumlaborieren.

Vancouver Canucks center Elias Pettersson (40) looks on during the third period of an NHL hockey game against the Seattle Kraken, Saturday, March 1, 2025, in Seattle. (AP Photo/Rio Giancarlo)
Canucks  ...
Spielt eine schwache Saison: Elias Pettersson.Bild: keystone

Kommt erschwerend hinzu: Starverteidiger Quinn Hughes scheint sich kurz nach seinem Comeback erneut verletzt zu haben und wird täglich neu evaluiert. Darum stellt sich für das Management in Vancouver die Frage: Ist es Zeit, den Abbruchknopf zu drücken?

Natürlich gibt es die Hoffnung, dass Pettersson zu alter Form (über 100 Skorerpunkte in der Saison 2022/23) zurückkehrt, doch eine Garantie gibt es nicht. Der Kern der Mannschaft ist ohne J.T. Miller einfach zu inkonstant, um ein Stanley-Cup-Anwärter zu sein. Und aus den Farm-Teams kommen kaum Spieler nach, die eine echte Verstärkung sein könnten. Mit den richtigen Deals wäre es aber vielleicht möglich, rund um Quinn Hughes, den Goalies Thatcher Demko und Kevin Lankinen sowie einem hoffentlich bald wieder gesunden Elias Pettersson ein neues, schlagkräftiges Team aufzubauen.

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«Wer macht diese Logos?!» – so schlecht kennen wir die NHL
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