Dass Davos die Cardiff Devils zum Auftakt der Champions Hockey League schlagen würde, das durfte erwartet werden. Dass es gleich ein 10:1 geben würde allerdings nicht. Das Leistungsgefälle in der CHL ist sicherlich gross: Auf der einen Seite sind die Spitzenteams aus Finnland, Schweden und der Schweiz, auf der anderen Seite sind da aber auch Teams aus Grossbritannien, Frankreich oder Polen.
Arno Del Curto ringt nach dem Kantersieg um Worte: «Bei so einem Resultat sagt man besser nichts. Für sie war es schwer und für uns ging es plötzlich einfach.» Der HCD-Coach ortet die Gründe für die Deutlichkeit auch in der unterschiedlichen Saisonvorbereitung. Cardiff hatte bis jetzt weniger trainiert und gespielt als Davos. Cardiff-Coach Andrew Lord beschreibt das Resultat als «ziemlich hässlich». Er mache seiner Mannschaft aber keinen Vorwurf, sie müsse sich zuerst noch an dieses Tempo gewöhnen.
Doch auch die hiesige Liga, die bei den Fans als extrem ausgeglichen gilt, ist vor hohen Niederlagen nicht gefeit. Immer wieder ziehen Teams auch in der National League katastrophale Abende ein und werden mit einer Packung vom Eis geschickt. Eine Auswahl.
In der vierten Halbfinalpartie der Playoffs 2015 taucht Servette-Genf zuhause gegen die ZSC Lions gleich mit 0:8. Es ist für die Zürcher der Ausgleich zum 2:2 und gleichzeitig auch der Wendepunkt in der Serie. Der ZSC zieht mit 4:2 in den Final ein und verliert dort dann gegen den HC Davos.
In der goldenen Fribourger Ära mit Slawa Bykow und Andrei Chomutow verpasst Gottéron dem ZSC eine Klatsche. Im Playoff-Viertelfinal schaffen sie im dritten Spiel sogar das Stängeli. Meister wird in diesem Jahr aber Kloten.
Wieder schickt Fribourg eine Mannschaft mit einer Packung vom Eis. Dieses Mal ist Biel die Mannschaft, die einstecken muss. Wieder ist es eine Playoff-Viertelfinalpartie. Wieder kommt Fribourg weit, muss am Ende aber einem anderen Team den Vortritt lassen. Meister wird der SC Bern.
Ein Stängeli zu null kassiert der ZSC im selben Jahr. Es ist bis heute die höchste Playoff-Niederlage in der Geschichte der National League. An der Bande bei den Zürchern steht damals ... Arno Del Curto
Bei der desolatesten Leistung der jüngeren Schweizer Eishockey-Vergangenheit gehen die Rapperswil-Jona Lakers in Kloten gleich mit 0:12 unter. Die St.Galler ziehen damit den Zorn des EHC Biel auf sich. Die Seeländer monieren, dass sich die Lakers nicht mehr angestrengt hätten, weil sie sowieso abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen. Da die Klotener nach diesem Sieg die viel bessere Tordifferenz haben, droht Biel die Playoffs zu verpassen.
Im Juni desselben Jahres stimmt die Ligaversammlung über eine Modusänderung ab. Die erste Playout-Runde wird abgeschafft und durch eine Platzierungsrunde ersetzt, in der die Teams ihre Punkte aus der Qualifikation mitnehmen.
Es geht aber auch noch schlimmer, wie einige Resultate aus dem internationalen Eishockey oder von den Junioren zeigen.
Die Schweiz hat auf internationalem Eis einige der höchsten Niederlagen der WM-Geschichte kassiert. 1972 bei der WM in Prag musste die Nati mit einem 1:19 vom Feld. Nach zwei Dritteln stand es bereits 13:0 für die Osteuropäer.
Es ist vermutlich der höchste Sieg, der je auf Schweizer Eis gefeiert wurde. 2013 verlieren die Moskito-B-Junioren (elf bis zwölf Jahre) des EHC Schwarzenburg gleich mit 1:73 gegen den SC Unterseen-Interlaken. Markus Graf, Nachwuchs- und Ausbildungschef von Swiss Ice Hockey, meinte damals: «Ich weiss zwar nicht, ob es im Schweizer Junioren-Eishockey ein Spiel gab, in dem eine Mannschaft höher gewinnen konnte, 73 Tore sind aber absolut rekordverdächtig.»
Dieses Resultat gilt als höchster Sieg in der Eishockey-Geschichte. Bei den Asien- und Ozeanien-Juniorenmeisterschaften von 1998 schlägt Südkorea Thailand mit dem unglaublichen Resultat von 92:0. Es ist Thailands erste Teilnahme an diesem Turnier und wohl auch die denkwürdigste. Am Ende des ersten Drittels steht es 36:0 für Südkorea. Nach zwei Dritteln heisst es 60:0.
Eine schöne Anekdote zu diesem Spiel: Auf einem Schiedsrichter-Spielblatt hat es Platz für 22 Tor-Einträge. Das Blatt war nach zwölf Minuten und 33 Sekunden vollgeschrieben. Insgesamt braucht es fünf Spielblätter, um den Spielstand festzuhalten. Diese Spielblätter sind heute in der Hockey Hall of Fame in Toronto zu finden.