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Der Grund, warum der EHC Biel in den Playoff-Halbfinals gegen Lugano scheiterte

Bienne's players react at the end of the sixth match of the semifinal of National League Swiss Championship 2017/18 between HC Lugano and EHC Bienne, at the ice stadium Resega in Lugano, Switzerl ...
Der EHC Biel: Momentan sitzt die Enttäuschung natürlich noch tief.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Wie Biels Höhenflug endete: In 13 Minuten von Helden zu Nullen und die entscheidende Frage

Selten kippte eine Serie ähnlich abrupt wie der Halbfinal zwischen Biel und Lugano. Fast zweieinhalb Spiele lang sahen die Seeländer wie der sichere Playoff-Finalist aus. Dann fiel innert 13 Minuten das ganze Kartenhaus in sich zusammen.
08.04.2018, 16:2108.04.2018, 16:35
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Antti Törmänen schüttelte auch eine halbe Stunde nach dem Ende des entscheidenden sechsten Spiels in Lugano ungläubig den Kopf. «Ich kann mir das nicht erklären», sagte der Bieler Trainer. Er meinte zwar die zwei Gegentore in den ersten 42 Sekunden bei der 2:6-Niederlage in der Resega – doch auch die Wende in der ganzen Serie ist verblüffend.

Fast zweieinhalb Spiele lang knüpfte Biel in seinem ersten Halbfinal seit 1990 nahtlos an die starken Leistungen in der Qualifikation (3. Platz) und im Viertelfinal gegen Davos (4:2 Siege) an. Konzentriert, diszipliniert, effizient – die Seeländer machten fast alles richtig. Sie führten in der Serie mit 2:0 Siegen, im dritten Spiel nach 26 Minuten 3:0 und spielten in Überzahl. 12:4 lautete das Torverhältnis nach 147 Minuten, Lugano war klinisch tot.

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Dann entwischte Sébastien Reuille und brachte mit einem Shorthander die Tessiner wieder ins Rennen. Es war der Anfang vom Ende für Biel. 13 Minuten später führte Lugano 4:3. «Wir sind ins Rollen gekommen», blickte Julian Walker, Stürmer der Bianconeri, nach getanem Werk zurück. Bei Biel hingegen ging fortan alles schief, was schief gehen konnte. In den restlichen 213 Minuten lautete das Torverhältnis 5:21.

Lugano's player Philippe Furrer, left, fights for the puck with Bienne's player Mathieu Tschantre, right, during the sixth match of the semifinal of National League Swiss Championship 2017/1 ...
Einmal mehr hat es sich gezeigt: Manchmal braucht es wenig und alles ist aus dem Tritt.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Kurz nach dem grundsätzlich noch nicht besorgniserregenden 1:3 in besagtem Spiel 3 verkürzte Lugano im Powerplay auf 2:3, dann verlor der amerikanische Stürmer Robbie Earl die Nerven und checkte Thomas Wellinger kopfvoran in die Bande. Während der folgenden Fünfminuten-Strafe schoss Lugano die beiden Tore zur 4:3-Führung, und Earl fehlte im vierten Spiel wegen einer Sperre.

Dort ging das Unheil ungebremst weiter. Nach einem harten Schuss an den Kopf musste der starke Rückhalt Jonas Hiller nach zwei Dritteln seinen Platz im Tor räumen und fiel auch im fünften Spiel aus. Nach diesem landete schliesslich auch noch der Kanadier Jacob Micflikier mit einer Lungenprellung im Spital. Zu viel der Unbill für die zuvor so stabilen Bieler.

Vielversprechende Perspektiven 

Törmänen suchte am Ende keine Ausreden. «Wir sind enttäuscht, aber Lugano war in den wichtigen Momenten etwas besser», sagte er im Fernsehen gegenüber SRF. Der frühere Meistertrainer des SC Bern verlor aber die Perspektiven nicht aus den Augen. «Es fehlt im Moment noch ein bisschen, aber wir dürfen stolz sein auf das Erreichte.» Tatsächlich ist der EHC Biel der Aufsteiger der Saison, auch weil er im richtigen Moment Trainer Mike McNamara ersetzte.

Kann der EHC Biel seine starke Saison nächstes Jahr bestätigen?

Im Sommer hatte der von Davos gekommene Verteidiger-Veteran Beat Forster den verblüfften Bielern den Meistertitel als Ziel ausgegeben. Er ist vorerst gescheitert, doch die Perspektiven auf einen neuerlichen Anlauf auf den ersten Titel seit 1983 sind nach dem zweiten Jahr im neuen Stadion so vielversprechend wie nie mehr in den letzten 30 Jahren. Es ist die entscheidende Frage für die Zukunft: Kann Biel die Saison bestätigen? (fox/sda)

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quelle: keystone / salvatore di nolfi
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lai Nair
08.04.2018 16:37registriert Dezember 2016
Trotz allem, Biel hat eine hervorragende Saison hingelegt und niemand hätte zu Beginn der Meisterschaft darauf gewettet, dass Biel so ein Effort hinlegen kann. Gratulation diesem Team, Ihr alle habt einen hervorragenden Job gemacht
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Sloping
08.04.2018 17:20registriert Oktober 2014
Biel ist hervorragend für die Zukunft aufgestellt. Das moderne Stadion, eine ausgezeichnete Jugendarbeit und ein Sportchef, der sein Handwerk versteht. Dazu mit Antti ein Trainer, der es versteht mit den jungen Talenten zu arbeiten. Wie man auf die neue Saison hin sieht, hat sich der exzellente Ruf des Vereins auch schon bezahlt gemacht, dass nämlich begehrte Talente wie Riat Biel ausgesucht haben, um den nächsten Schritt zu machen. Erachte dies als eine viel nachhaltigere Strategie als beispielsweise jene von Langnau, die primär Spieler engagieren, die anderswo nicht oder nicht mehr genügen.
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