Antti Törmänen schüttelte auch eine halbe Stunde nach dem Ende des entscheidenden sechsten Spiels in Lugano ungläubig den Kopf. «Ich kann mir das nicht erklären», sagte der Bieler Trainer. Er meinte zwar die zwei Gegentore in den ersten 42 Sekunden bei der 2:6-Niederlage in der Resega – doch auch die Wende in der ganzen Serie ist verblüffend.
Fast zweieinhalb Spiele lang knüpfte Biel in seinem ersten Halbfinal seit 1990 nahtlos an die starken Leistungen in der Qualifikation (3. Platz) und im Viertelfinal gegen Davos (4:2 Siege) an. Konzentriert, diszipliniert, effizient – die Seeländer machten fast alles richtig. Sie führten in der Serie mit 2:0 Siegen, im dritten Spiel nach 26 Minuten 3:0 und spielten in Überzahl. 12:4 lautete das Torverhältnis nach 147 Minuten, Lugano war klinisch tot.
Dann entwischte Sébastien Reuille und brachte mit einem Shorthander die Tessiner wieder ins Rennen. Es war der Anfang vom Ende für Biel. 13 Minuten später führte Lugano 4:3. «Wir sind ins Rollen gekommen», blickte Julian Walker, Stürmer der Bianconeri, nach getanem Werk zurück. Bei Biel hingegen ging fortan alles schief, was schief gehen konnte. In den restlichen 213 Minuten lautete das Torverhältnis 5:21.
Kurz nach dem grundsätzlich noch nicht besorgniserregenden 1:3 in besagtem Spiel 3 verkürzte Lugano im Powerplay auf 2:3, dann verlor der amerikanische Stürmer Robbie Earl die Nerven und checkte Thomas Wellinger kopfvoran in die Bande. Während der folgenden Fünfminuten-Strafe schoss Lugano die beiden Tore zur 4:3-Führung, und Earl fehlte im vierten Spiel wegen einer Sperre.
Dort ging das Unheil ungebremst weiter. Nach einem harten Schuss an den Kopf musste der starke Rückhalt Jonas Hiller nach zwei Dritteln seinen Platz im Tor räumen und fiel auch im fünften Spiel aus. Nach diesem landete schliesslich auch noch der Kanadier Jacob Micflikier mit einer Lungenprellung im Spital. Zu viel der Unbill für die zuvor so stabilen Bieler.
Törmänen suchte am Ende keine Ausreden. «Wir sind enttäuscht, aber Lugano war in den wichtigen Momenten etwas besser», sagte er im Fernsehen gegenüber SRF. Der frühere Meistertrainer des SC Bern verlor aber die Perspektiven nicht aus den Augen. «Es fehlt im Moment noch ein bisschen, aber wir dürfen stolz sein auf das Erreichte.» Tatsächlich ist der EHC Biel der Aufsteiger der Saison, auch weil er im richtigen Moment Trainer Mike McNamara ersetzte.
Im Sommer hatte der von Davos gekommene Verteidiger-Veteran Beat Forster den verblüfften Bielern den Meistertitel als Ziel ausgegeben. Er ist vorerst gescheitert, doch die Perspektiven auf einen neuerlichen Anlauf auf den ersten Titel seit 1983 sind nach dem zweiten Jahr im neuen Stadion so vielversprechend wie nie mehr in den letzten 30 Jahren. Es ist die entscheidende Frage für die Zukunft: Kann Biel die Saison bestätigen? (fox/sda)