Eigentlich, so dachte Mason McTavish, würde er das erste Saisonspiel der Anaheim Ducks gegen die Winnipeg Jets als Ersatzspieler hoch oben auf der Pressetribüne verfolgen. Nach dem Warmup am Morgen gehörte er zu den Spielern, die länger auf dem Eis bleiben und dann auch noch in den Kraftraum mussten.
Doch ein Anruf änderte alles. Um 16 Uhr, etwas mehr als drei Stunden vor Spielbeginn, erhielt der 18-Jährige einen Anruf von Ducks-Headcoach Dallas Eakins. Und der hatte eine frohe Botschaft für ihn: Weil mit Max Jones einer der vorgesehenen Spieler krank wurde, würde McTavish doch zum Einsatz kommen.
Und so feierte der Sohn des einstigen Zug-, ZSC- und Rapperswil-Ausländers Dale McTavish am 13. Oktober 2021 seine NHL-Premiere im Alter von exakt 18 Jahren und 248 Tagen. Damit ist er der zweitjüngste Spieler und der jüngste Stürmer, der je die Farben der Anaheim Ducks in einem NHL-Meisterschaftsspiel trug.
Als ob der Tag für Mason McTavish nicht schon traumhaft genug verlief, wurde er sogar noch viel besser. Denn wie konnte es anders sein: Natürlich erzielte der kräftige Flügelstürmer, der im Sommer von den Ducks im NHL-Draft an dritter Stelle gewählt worden war, in seinem ersten NHL-Spiel auch gleich sein erstes NHL-Tor. Nach einem Gewühl vor dem Tor der Winnipeg Jets stand er goldrichtig und verwertete einen Abpraller zum 2:0.
Es ging allerdings nicht ohne Drama: Die Schiedsrichter versagten dem Tor erst die Anerkennung. Erst nach Konsultation der Video-Bilder hatte McTavish die Gewissheit, dass er sein erstes NHL-Tor erzielt hatte.
Ducks-Headcoach Eakins meinte nach dem Spiel: «Ich dachte, unsere ganze Spielerbank wird gesperrt, weil wir wegen des nicht gegebenen Tors eskalierten. Es ist eine Sache, dass ein Tor nicht gegeben wird. Aber wenn es das erste Tor deines 18-jährigen Neulings ist, der erst kurz vor dem Spiel erfahren hat, dass er überhaupt spielen wird, dann ist das eine andere Dimension.»
Für Mason McTavish endete sein erstes NHL-Spiel mit einem Tor, einem Assist, über 13 Minuten Eiszeit und – natürlich am wichtigsten – mit einem 4:1-Sieg seiner Mannschaft gegen einen stärker eingestuften Gegner. «Besser hätte ich es mir nicht erträumen können», meinte der ehemalige EHCO-Spieler nach seiner Premiere überglücklich. Und angesprochen auf seine ungewöhnliche Matchvorbereitung sagte McTavish: «Vielleicht war gerade gut, dass ich gar nicht zu viel nachdenken konnte.»
Und Headcoach Dallas Eakins gab zu Protokoll: «Das sind die Momente, die einem als Trainer unglaubliche Freude bereiten. Man sieht einen 18-Jährigen, der sich einen Platz im NHL-Kader erkämpft. Dann erst kein Aufgebot für das erste Spiel erhält. Dann doch zum Zug kommt und so eine Leistung abliefert. So etwas erleben zu dürfen ist für mich ein Privileg.»