Seit dem Titelgewinn des EV Zug im Jahr 1998 sind der Ausgeglichenheit in der Liga zum Trotz mit Davos, den ZSC Lions, Bern und Lugano bloss vier Teams Schweizer Meister geworden. Es würde jedoch nicht erstaunen, wenn schon bald Lausanne zu dieser Liste gehören würde. Jedenfalls denkt der 2016 als Besitzer eingestiegene amerikanische Milliardär Ken Stickney gross, möchte er aus dem LHC nicht weniger als den besten Klub Europas machen.
Die Mannschaft wurde in den letzten beiden Jahren mit Spielern wie Joël Vermin, Lukas Frick, Christoph Bertschy oder Ronalds Kenins massiv verstärkt – Vermin und Frick gewannen mit der Schweiz im letzten Mai WM-Silber. Ab der kommenden Saison spielen die Waadtländer in einem neuen Stadion mit einer Kapazität von 9600 Zuschauern, das der Verein selber vermarktet. Die Perspektiven sind also durchaus vielversprechend.
«Wir orientieren uns definitiv nach vorne», sagte Vermin. Der 27-jährige Stürmer, der für die Tampa Bay Lightning 24 Partien in der NHL bestritten hat, ist mit 18 Treffern der beste Torschütze der Lausanner in der laufenden Meisterschaft. «Eine zeitlang ist einfach alles reingegangen.» Vermin studiert berufsbegleitend an der PHW Hochschule in Bern Wirtschaft, besucht drei bis vier Module pro Semester und geht im Schnitt einmal pro Woche zur Schule. «Das ist für mich keine Belastung. Es ist cool, mal unter andere Leute zu kommen und etwas ganz anderes zu machen.»
Nachdem sich für Lausanne die Vorwärtsstrategie in der vergangenen Saison nicht ausbezahlt gemacht hat und gar die Playoffs verpasst wurden, sieht es diesmal deutlich besser aus. Als Tabellen-Dritter beträgt der Vorsprung auf den Strich neun Punkte. «Wir führen nun die kleinen Details viel besser aus, sind in der Defensive deutlich stabiler, was einiges ausmacht», erklärte Vermin.
Ausserdem hätten sie nun einen gewissen Flow, würden sie Spiele gewinnen, die sie in der letzten Saison nicht gewonnen hätten. «Die Marge, ob du vorne oder hinten bist, ist klein.»
Die Startschwierigkeiten mit acht Niederlagen in den ersten elf Meisterschaftsspielen führte Vermin auch darauf zurück, dass mit Ville Peltonen ein neuer Trainer geholt wurde. «Wir mussten uns zuerst finden.» Auch der Coaching-Staff habe eine gewisse Zeit gebraucht, bis sich alles eingependelt habe. «Zu Beginn wollten sie sehr, sehr viel kontrollieren. Vielleicht war nach der schlechten Saison eine gewisse Nervosität vorhanden», sagte Vermin. Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass Lausanne für Peltonen die erste Station als Headcoach ist.
Was zeichnet den Finnen neben der Detailversessenheit aus? «Er ermutigt uns zu spielen, etwas mit der Scheibe zu versuchen. Er ist ein ruhiger Trainertyp, der auf der Bank selten herumschreit und einen kühlen Kopf bewahrt.» Zu Gute kommt ihm, dass er selber ein Topspieler war, der es sogar in die Hall of Fame geschafft hat. Das hilft bei der Glaubwürdigkeit. «Wenn du mit ihm über Eishockey redest, merkst du schon, dass er den Background als Spieler hat und nicht immer alles aus der Sicht des Trainers sieht. Er hat alle Probleme als Spieler selber auch erlebt», so Vermin.
Dennoch zieht Lausanne immer wieder schwächere Phasen ein. Am Dienstag setzte es im Heimspiel gegen Lugano nach sechs Siegen in Serie eine 0:7-Kanterniederlage ab.
Vermin zur fehlenden Konstanz: «Wir fallen vom einen ins andere extrem. Daran müssen wir arbeiten. Nun kannst du es dir nicht mehr erlauben, vier, fünf Spiele keine Topleistung zu bringen.» Schliesslich will der LHC, der in der höchsten Liga erst zweimal die Playoffs erreicht hat und beide Male in den Viertelfinals ausgeschieden ist, auch in der entscheidenden Phase brillieren. «Um Meister zu werden, muss sehr viel zusammenspielen. Der Titel ist aber absolut ein Ziel», sagte Vermin. (zap/sda)