Sport
Eishockey

NHL: Oilers mit vielen offenen Fragen nach Final-Pleite gegen Florida

Edmonton Oilers' Connor McDavid (97) and Leon Draisaitl (29) react to a Florida Panthers empty net goal during the third period in Game 6 of the NHL hockey Stanley Cup Final in Sunrise, Fla., Tue ...
Connor McDavid und Leon Draisaitl müssen weiter auf den Gewinn des Stanley Cups warten.Bild: keystone

Quo vadis, Edmonton Oilers?

Zum zweiten Mal in Folge scheitern die Edmonton Oilers im Stanley-Cup-Final an den Florida Panthers. Einige Probleme sind offensichtlich, andere könnten noch kommen.
18.06.2025, 17:1518.06.2025, 17:15
Mehr «Sport»

Die Edmonton Oilers haben zum zweiten Mal in Serie den Stanley-Cup-Final gegen die Florida Panthers verloren. Nach sieben Spielen im Vorjahr verloren Connor McDavid und Co. heuer schon in sechs Spielen und schienen dabei überfordert. Nur etwas mehr als 33 Minuten lagen sie in allen sechs Spielen kombiniert in Führung. Ihre zwei Siege holten sich die Kanadier knapp in der Verlängerung, drei Mal verloren sie mit drei oder mehr Toren Unterschied.

Woran also lag es, dass die Oilers trotz ihrer Superstars erneut scheiterten? Die Probleme sind offensichtlich und das Management in Edmonton tut gut daran, sie zu lösen. Ansonsten drohen sie, auch noch Connor McDavid zu verlieren.

Aktuelle Probleme

Hier geht es um die Defizite in der Mannschaft der Oilers, die ihr erneut den Stanley Cup gekostet haben. Die Gründe, weshalb man erneut an den Panthers gescheitert ist.

Goalieschwäche

Phasenweise spielte Edmontons Goalie Stuart Skinner in diesen Playoffs überragend, so feierte er in der zweiten und dritten Runde insgesamt drei Shutouts. Doch fast noch öfter hatte er schlechte Spiele, in denen er auch haltbare Gegentore kassierte. Zwischenzeitlich verlor er den Job an seine Nummer 2 Calvin Pickard. Die Fangquote von nur 88,9 Prozent in den Playoffs trotz mehrerer Shutouts spricht Bände.

Edmonton Oilers goalie Stuart Skinner (74) makes a save on Florida Panthers' Carter Verhaeghe (23) during the third period in Game 6 of the NHL hockey Stanley Cup Final in Sunrise, Fla., Tuesday, ...
Stuart Skinner musste sich zu oft bezwingen lassen.Bild: keystone

Man braucht nicht zwingend einen absoluten Spitzengoalie, um den Cup zu gewinnen. 2023 triumphierte Vegas beispielsweise mit einem Duo aus Adin Hill und Laurent Brossoit. Aber es braucht mindestens einen Goalie, der im richtigen Moment heiss läuft und in den wichtigen Momenten nicht am Druck zerbricht. Skinner blieb insbesondere in diesem Jahr den Beweis schuldig, dass er das kann. Stand jetzt ist der 26-Jährige aber auch nächstes Jahr die Nummer 1 der Oilers.

Falsch aufgestellte Verteidigung

Die Wahrheit ist auch, dass Skinner von seinen Vorderleuten nicht ausreichend unterstützt wird. Der bestbezahlte Verteidiger der Oilers ist Darnell Nurse. Der 30-jährige Kanadier verdient noch bis im Sommer 2030 9,25 Millionen Dollar pro Jahr – obwohl er das längst nicht mehr wert ist. Nurse ist langsam, defensiv unzuverlässig und kassiert viele Strafen. Evan Bouchard ist offensiv eine Maschine, macht in der eigenen Zone aber oft einen desinteressierten Eindruck.

Wenn die zwei wichtigsten Verteidiger dem eigenen Goalie eher mehr Arbeit und Kopfschmerzen bereiten, ist das eine schlechte Ausgangslage. Mattias Ekholm ist bereits 35-jährig und kämpft regelmässig mit Verletzungen. So konnte auch er das Ruder nicht herumreissen. Die Oilers waren am Ende gegen die vielen gefährlichen Stürmer Floridas schlicht zu anfällig.

Die Oilers sind nicht das einzige kanadische Teams mit grundlegenden Problemen:

Fehlende Tiefe im Sturm

Auch im Sturm war Edmonton am Ende nicht gut genug aufgestellt, um die Panthers ernsthaft zu gefährden. Connor McDavid und Leon Draisaitl waren natürlich immer gefährlich, doch dahinter fehlt es an Kadertiefe. Der verletzungsbedingte Ausfall von Zach Hyman konnte nicht kompensiert werden.

Ausser Ryan Nugent-Hopkins liefert kein anderer Stürmer ausserhalb des Super-Duos McDavid und Draisaitl konstant gute Leistungen. So waren die Oilers einfach auszurechnen und gegen die kompakt stehende Abwehr von Florida oft ungefährlich.

Bonus: Corey Perry

Eigentlich war ja schon fast klar, dass die Oilers auch heuer nicht gewinnen werden. Schliesslich hatten sie Corey Perry in den eigenen Reihen. Der kanadische Stürmer stand zwischen 2020 und 2025 fünf von sechs Mal im Stanley-Cup-Final. Und fünf Mal musste Perry zuschauen, wie das andere Team die Trophäe in die Höhe stemmte.

Florida Panthers players celebrate an empty net goal as Edmonton Oilers' Corey Perry (90) skates past during the third period in Game 6 of the NHL hockey Stanley Cup Final in Sunrise, Fla., Tuesd ...
Corey Perry hat schon wieder einen Stanley-Cup-Final verloren.Bild: keystone

Zukünftige Probleme

Hier geht es um Probleme, die in den kommenden Wochen und Monaten noch auf die Oilers – insbesondere deren Management – zukommen werden.

Nächste Saison

Wie sieht das Kader der Edmonton Oilers nächste Saison aus? Der Kern (McDavid, Draisaitl, Hyman, Nugent-Hopkins, Nurse, Ekholm und Skinner) wird gleich bleiben, diese Spieler haben allesamt noch einen Vertrag für die Saison 2025/26. Ein neues Arbeitspapier braucht hingegen Evan Bouchard. Der 25-jährige Verteidiger hat zwar seine defensiven Mängel, ist aber insbesondere im Powerplay mit McDavid und Draisaitl eine unfassbar gefährliche Waffe (23 Skorerpunkte in 22 Playoff-Spielen).

Edmonton Oilers' Evan Bouchard (2) takes part in practice, Tuesday, June 3, 2025, in Edmonton, Alberta, ahead of Game 1 of the NHL hockey Stanley Cup final series against the Florida Panthers. (J ...
Evan Bouchard wird trotz offensichtlicher Mängel einen lukrativen Vertrag erhalten.Bild: keystone

Bouchard ist Restricted Free Agent (RFA), darf also im Normalfall nur mit den Oilers verhandeln. Evolving Hockey geht davon aus, dass der Kanadier einen Achtjahresvertrag im Wert von rund 10,5 Millionen jährlich unterschreiben wird. Die Oilers haben einen Cap-Space von 11,96 Millionen. Da neben Bouchard auch noch andere Spieler einen Vertrag brauchen (Connor Brown, Kasperi Kapanen oder John Klingberg), dürften Veränderungen anstehen.

Vielleicht werden Evander Kane (5,125 Mio. Cap-Hit) oder Viktor Arvidsson (4 Mio.) über die Klippe springen müssen. Allerdings dürfte es schwierig sein, Abnehmer für die alternden Stürmer mit schwächelnden Leistungen zu finden. Ein kompletter Umbau ist diesen Sommer also schwierig, und Edmonton wird mit ähnlichen Schwächen wie dieses Jahr in die neue Saison starten müssen.

McDavids Befinden

Und damit sind wir beim nächsten Punkt. Connor McDavids Vertrag läuft noch bis im Sommer 2026. Ab dem 1. Juli könnten die Oilers aber bereits über eine Verlängerung darüber hinaus verhandeln. Die Frage ist: Will der Superstürmer überhaupt noch in der Hauptstadt der Provinz Alberta bleiben?

Zehn Jahre lang hat der 28-Jährige nun schon Anlauf auf den Stanley Cup genommen, und ist stets gescheitert. Die verschiedenen Managements bei den Oilers haben es nie geschafft, eine Siegermannschaft zusammenzustellen. Letztes Jahr fehlte zwar nur ein Sieg – aber dies nach 0:3-Rückstand im Final. Und heuer war man gegen die Panthers über weite Phasen chancenlos, haben die Oilers in der ganzen Serie doch weniger als 35 Minuten geführt.

FILE - Edmonton Oilers' Connor McDavid skates during a stoppage in play during the second period in Game 2 of the NHL Stanley Cup Final against the Florida Panthers, in Edmonton, on June 6, 2025. ...
Wie lange hält Connor McDavid die Playoff-Niederlagen in Edmonton noch aus?Bild: keystone

Vielleicht vergeht McDavid so langsam die Lust, seine besten Jahre weiterhin so zu verschwenden, zumal sich die Oilers nächste Saison ja eben mit den gewohnten Schwächen werden herumschlagen müssen. Wenn er möchte, könnte er sich im Sommer 2026 als Unrestricted Free Agent (UFA) seinen neuen Arbeitgeber frei auswählen. Was für eine Verlängerung bei den Oilers spricht: McDavids gute Freunde Draisaitl und Nugent-Hopkins sind ebenfalls noch länger an das Team gebunden. Und das Team kann versprechen, ab 2026 die Oilers neu aufzubauen. Vermutlich ist es realistischer, dass «McJesus» seinen Vertrag verlängert. Sollte es anders kommen, käme es zum spektakulärsten Vertragspoker der modernen NHL.

Management

Der Sommer 2026 wird die Bewährungsprobe für Edmontons General Manager Stan Bowman. Die früheren Manager der Oilers scheiterten an der Aufgabe, eine Meistermannschaft zusammenzustellen. Im besten Fall hat er mit McDavid bis dahin schon verlängert. Dann bleiben ihm, Stand jetzt, noch rund 38 Millionen Dollar, um eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen. Die einzigen anderen Spieler, die dann ebenfalls noch unter Vertrag stehen, sind Draisaitl, Hyman, Nugent-Hopkins, Nurse sowie Stürmer Mattias Janmark und Verteidiger Ty Emberson und wohl auch Evan Bouchard nach dessen Verlängerung in diesem Sommer.

Edmonton Oilers general Manager Stan Bowman and head coach Kris Knoblauch speak to media during a news conference, Tuesday, June 3, 2025, in Edmonton, Alberta, ahead of Game 1 of the NHL hockey Stanle ...
Stan Bowman (mit Glatze) ist in den nächsten zwei Jahren gefordert.Bild: keystone

Bowman könnte die Torhüter und einen grossen Teil von Verteidigung und Sturm neu besetzen. Die Free-Agent-Klasse ist im nächsten Sommer mit Jack Eichel, Kirill Kaprizov, Jason Robertson, Martin Necas oder Goalie Thatcher Demko besonders interessant. Wenn es dem GM gelingt, McDavid zu halten, dann wohl nur mit dem Versprechen des Umbaus ab 2026. Dann muss er in diesem Sommer aber auch liefern.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Schweizer Meilensteine in der NHL
1 / 23
Schweizer Meilensteine in der NHL
29. Januar 1995: Pauli Jaks, Los Angeles Kings – Pauli Jaks schreibt am 29. Januar 1995 Schweizer Eishockeygeschichte: Als erster Schweizer überhaupt kommt er in der NHL zum Einsatz. Für die Los Angeles Kings darf er gegen die Chicago Blackhawks nach der ersten Drittelspause 40 Minuten lang das Tor hüten. Er kassiert zwei Gegentreffer und sollte nie mehr einen Fuss auf NHL-Eis setzen. ... Mehr lesen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
NHL-Einsätze von Schweizer Eishockeyspielern in der Regular Season
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
goschi
18.06.2025 18:20registriert Januar 2014
Ich weiss ja nicht, aber zweimal in den Stanley Cup Final kommen ist jetzt auch keine Erfolglosigkeit.

Klar, sie haben nicht gewonnen, aber sie waren besser als 30 andere Mannschaften und das ziemlich konstant.
212
Melden
Zum Kommentar
7
    «Dä Gottfried isch für mich gschtorbe!» – Beat Breu wird zum Volkshelden
    17. Juni 1981: Es ist die wohl berühmteste Begebenheit in der langen Geschichte der Tour de Suisse. Wie Godi Schmutz seinen Teamkollegen Beat Breu mit einer Finte als Leader ablöste, wie dieser dahinter kam, fuchsteufelswild wurde und dann doch noch Gesamtsieger wurde.

    Beat Breu ist Leader der Tour de Suisse 1981, als es in der 6. Etappe von Genf nach Brig geht. Der St.Galler will seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ausbauen, also steht der Plan: Breu wird unterwegs, im Aufstieg nach Crans-Montana, angreifen.

    Zur Story