Es ist immer noch unglaublich heiss in der Schweiz, auch in Bern. Während draussen in der Bundesstadt die Sonne gnadenlos brennt und die Glacés schneller schmelzen, als man sie essen kann, gönnen sich mehr als 200 Eishockey-Fans eine Abkühlung der besonderen Art.
In der Trainingshalle der Berner PostFinance-Arena ist es beinahe schon etwas kühl, viele Zuschauer ziehen sich Jacken an. Doch was sie sehen, erwärmt die Eishockey-Seele. Da flitzen Profis wie Timo Meier, Vincent Praplan, Yannick Rathgeb oder Christoph Bertschy übers Eis.
Gekommen ist die Mehrheit aber nur wegen einem. Dem NHL-Jungstar mit Vergangenheit beim SCB: Nico Hischier. Es ist die seltene Gelegenheit, ihn in der Schweiz in Aktion zu sehen. Das wollen auch Emanuel und sein Vater Mario: «Es ist allgemein schön, wieder Hockey zu schauen, aber wir sind schon insbesondere wegen Nico hier.» Mario findet, Hischier sei ein cooler Typ. Wie er sich in seiner ersten Saison in der NHL durchgesetzt habe, sei beeindruckend. Emanuel ergänzt: «Er ist mein Vorbild!»
Dass die zwei gemeinsam mit vielen anderen an diesem Tag Nico Hischier so nahe sein können, liegt am Prospect Camp des Schweizer Eishockeyverbands (SIHF).
Während einer Woche messen sich 23 Spieler im Alter von 19 bis 25 Jahren mit den besten ihrer Generation. So sollen junge, vielversprechende Spieler im Hinblick auf die Heim-Weltmeisterschaft 2020 an das System der A-Nationalmannschaft herangeführt werden. Dieses Jahr findet das Camp zum zweiten Mal statt und es hat sich schon etabliert. Vom letztjährigen Aufgebot standen zwölf Spieler diesen Frühling bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen im Kader.
Für Hischier selbst ist das auch ein Wiedersehen mit Kollegen aus den Juniorenauswahlen. Und eine der einmaligen Gelegenheiten, in diesem Jahr auch einmal bei einem Zusammenzug der Nationalmannschaft dabei zu sein: «Es ist cool. Man sieht viele Jungs, die man schon kennt. Wir haben Spass in der Garderobe und auf dem Eis», sagt der 19-Jährige.
Den Spass sieht man ihnen auch im öffentlichen Trainingsspiel an. Zwar ist es noch sehr früh in der Saison und nicht jeder Pass oder Schuss gelingt nach Wunsch. Doch die Spieler gehen mit viel Tempo und Leidenschaft in die Partie. Wenn Timo Meier auf dem Eis steht, kracht es auch das eine oder andere Mal an der Bande.
Auch Emanuel und Mario haben Spass: «Es ist toll. So nahe haben wir Nico noch nie spielen sehen.» Nach 40 Minuten Testspiel (Team Weiss schlägt Team Rot mit 3:1) kommen die beiden den Spielern sogar noch näher. In den Katakomben der Arena nehmen sich alle Akteure viel Zeit für ihre Fans, geben Autogramme und posieren für Fotos.
Die meisten wollen auch hier vor allem Hischier vor der Handykamera oder seine Unterschrift auf ein Fan-Utensil gekritzelt haben. Einige Minuten später, nachdem seine Teamkollegen bereits in der Garderobe verschwunden sind und Pizza essen, kommt auch der Walliser noch vorbei und erfüllt die Wünsche seiner Fans. «Ich habe erwartet, dass einige Leute kommen. Dass es dann gleich so viele sind, hat mich schon überrascht. Das freut uns natürlich», erzählt der Stürmer.
Auch Emanuel und Papa Mario haben Foto und Autogramm ergattert. Folgt in zwei Jahren das Wiedersehen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land? Für Hischier wäre es auf jeden Fall «sehr cool», wenn er das miterleben könnte. Auch wenn es im Moment noch weit weg sei. Und für Emanuel und Mario? «Warum nicht? Es gibt nichts geileres als Eishockey.»