Das IOC hat Schwierigkeiten, Ausrichter für die Olympischen Spiele zu finden. Gerade in demokratischen Ländern gibt es häufig Widerstand. Wer noch Olympia bei sich will, wieso die Uhr für eine Schweizer Kandidatur tickt und wie es mit ihr weiter geht.
Für die Winterspiele 2022 hatte das IOC die Wahl zwischen Pest und Cholera. So erschien es zumindest aus westlicher Perspektive. Denn weder St.Moritz noch München, weder Barcelona noch Stockholm noch Oslo schafften es, ihre Bewerbungen zur Abstimmung zu bringen. Es gab zum einen finanzielle Probleme, aber vor allem den Widerstand aus der Bevölkerung. In der Schweiz versenkte das Stimmvolk des Kantons Graubünden die Kandidatur. Korruptionsskandale und häufig überzogene Kosten sorgten für eine negative Stimmung.
So blieben zwei Bewerber übrig, die sich im Sommer 2015 der Wahl stellten. Mit China und Kasachstan hofften zwei Staaten auf den Zuschlag, in denen das Volk eher wenig zu sagen hat. Peking setzte sich knapp mit 44:40 gegen Almaty durch.
Die oft gehörte Behauptung, durchs Band seien es nur noch «Schurkenstaaten», die sich für die Ausrichtung interessieren, stimmt indes nicht. Die drei nächsten Spiele finden in Paris (Sommer 2024), in Mailand und Cortina d'Ampezzo (Winter 2026) und in Los Angeles (Sommer 2028) statt.
2032 gehen die Sommerspiele im australischen Brisbane über die Bühne. Und dazwischen, im Winter 2030, könnte die Schweiz zum dritten Mal in ihrer Geschichte Olympische Spiele ausrichten. Das ist offenbar der Wille des IOC, das sich an Swiss Olympic wandte, weil ihr für jenes Jahr offenbar Bewerbungen fehlen. Bereits ist klar, dass die Bekanntgabe des Veranstalters nicht wie vorgesehen in diesem Oktober erfolgt.
Heuschnupfen-Geplagte berichten mittlerweile schon im Januar von juckenden Augen, Schneefall in den Schweizer Bergen scheint bald so selten zu sein wie Regen in Dubai. Der Klimawandel schreitet voran und mit ihm die Sorge, dass es mittelfristig keine Winter mehr gibt, wie wir sie in den Alpen noch vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten kannten.
2030 könnte aus diesem Grund vielleicht die letzte Chance sein, Olympische Winterspiele in der Schweiz auszurichten. Forscher analysierten, wie sich der Klimawandel auf die bisherigen 21 Ausrichterstädte von Winterspielen auswirken wird. «Die meisten Austragungsorte in Europa werden bereits in den 2050er-Jahren als unbedeutend oder unzuverlässig eingestuft, selbst in einer emissionsarmen Zukunft», sagte Robert Steiger von der Universität Innsbruck zum ORF. Selbst wenn die Klimaziele eingehalten werden, bleiben demnach in Europa nur Lillehammer, Oslo und Albertville übrig.
Weltweit sind es auch nicht viel mehr frühere Olympiastädte, die weiterhin in Frage kommen. Und wenn bei den Treibhausgasemissionen nichts unternommen wird, bleibt 2080 mit Sapporo (Japan) sogar nur noch eine einzige übrig, die zuverlässig Winterspiele ausrichten kann. Wenn es wärmer wird, kommt Niederschlag eher als Regen denn als Schnee auf die Erde; die Schneefallgrenze verschiebt sich nach oben.
Heute Donnerstag kommt die Führungsriege des Dachverbands Swiss Olympic zusammen. Sie berät, ob eine Kandidatur für die Winterspiele 2030 ernsthaft ins Auge gefasst werden soll. Geplant wäre ein Sportanlass im ganzen Land, der möglichst auf bestehende Infrastruktur setzt.
Entscheidet sich Swiss Olympic für eine Kandidatur, würde diese in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Olympischen Komitee erarbeitet werden. In einem ersten Schritt würde, vom IOC finanziert, eine Machbarkeitsstudie erstellt.
Für die Spiele 2034 gibt es Interesse in Salt Lake City, das 2002 schon einmal Ausrichter war. 2030 würde nicht passen, weil zwei Jahre vorher die Sommerspiele in den USA stattfinden. Möglicherweise gibt es für 2030 oder 2034 erneut eine Kandidatur aus Schweden, das bei der Ausmarchung für 2026 unterlegen war.