Funktioniert Kevin Schläpfer auch bei einem anderen Hockey-Unternehmen als Biel? Oder ist er wie ein Koala-Bär, der nur im Eucalyptus-Wald leben kann? Also ein Trainer, der ausserhalb von Biel nicht glücklich wird? Die Frage ist berechtigt. Zumal Kevin Schläpfer als Schweizer Trainer geringere Marktchancen hat als ein Kanadier oder ein Skandinavier und bis heute nur beim EHC Biel Cheftrainer war.
Kevin Schläpfer ist kein Opportunist, der sich den ungeschriebenen Gesetzen eines Unternehmens anpasst. Er ist authentisch, verändert und prägt eine Firmenkultur. Also auch ein unbequemer Trainer. Das ist, ganz nebenbei vermerkt, auch bei Arno Del Curto so. Deshalb gibt es ja auch bei ihm die Frage, ob er denn bei einem anderen Klub funktionieren würde. Heute ist halt beinahe vergessen, dass Arno Del Curto, bevor er seine Chance beim HCD bekam, bei anderen Klubs und unter schwierigen Voraussetzungen erfolgreich war: Bei Herisau in der NLB, beim ZSC in der NLA und bei Luzern in der 1. Liga.
In Davos braucht es auf Jahre hinaus keinen neuen Trainer und die anderen Liga-Titanen – die ZSC Lions, Zug, der SC Bern, Lugano – werden dem Baselbieter wohl nie eine Chance geben. Die welschen Klubs (Lausanne, Servette) auch nicht.
Die Frage geht beispielsweise an Zugs Sportchef Reto Kläy: Können Sie sich Kevin Schläpfer als Trainer vorstellen? Zug hat ja bereits offiziell bestätigt, dass der Vertrag von Trainer Harold Kreis erst nach der Saison verlängert wird – oder eben nicht. Also macht sich der Sportchef mehr noch als in Zürich, Bern oder Lugano Gedanken über einen neuen Trainer. Und zudem war Reto Kläy einst in Langenthal zwei Jahre lang Teamkollege von Kevin Schläpfer. Er sagt auf die entsprechende Frage:
Boshaft formuliert: Charisma hin, «Hockeygott» her – bei den Grossen unseres Hockeys gilt Kevin Schläpfer als kleiner oder als unberechenbarer Trainer. Als Hockey-Provinzler. So sagt das natürlich niemand. Aber so ist es.
Doch Kevin Schläpfer ist ein grosser Trainer. Einer, der viel verändern, viel bewegen und viel bewirken kann. Er ist der ideale Trainer für einen «kleinen» Klub. Dort bekommt er die Anerkennung, den Respekt und den «Auslauf», um wirkungsmächtig zu werden. Wenn wir in die Zukunft schauen, dann sehen wir mindestens sieben Optionen.
Ambri ist ein Hockeyunternehmen, das charismatische Trainer braucht. Trainer, die Leidenschaft leben und wecken. Trainer, die als Führungspersönlichkeiten dem Klub eine Identität geben. Wenn Kevin Schläpfer Italienisch lernt, dann ist er in der Leventina der ideale Trainer.
Langnau hat mit Heinz Ehlers den idealen Trainer mindestens bis zum Ende der übernächsten Saison. Wenn es dereinst um seine Nachfolge geht, wäre Kevin Schläpfer der perfekte Trainer. Er hat als charismatischer Leitwolf des Aufstiegsteams von 1998 eine ruhmreiche Vergangenheit im Emmental.
Gottéron ist eine Traumfabrik und in seiner DNA Langnau und Ambri viel ähnlicher als es selber ahnt. Kevin Schläpfer als grosser Hexenmeister der Emotionen – ja, das müsste funktionieren, ja, das könnte so richtig rocken. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sportchef Christian Dubé Kevin Schläpfer ernst nimmt.
Olten will aufsteigen. Olten ist «Hockeytown». Olten rockt. Hier könnte ein Trainer wie Kevin Schläpfer Wunder wirken – allerdings nicht unter Sportchef Köbi Kölliker.
Die Lakers haben das Potenzial für die Rückkehr in die höchste Liga. Aber sie brauchen einen Trainer, der dieses Potenzial auszuschöpfen vermag. Dazu wäre Kevin Schläpfer in der Lage.
Langenthal ist so etwas wie eine zweite Heimat für Kevin Schläpfer. Zwei Jahre lang hatte er als Spieler Kultstatus, ehe er 2006 Sportchef in Biel wurde.
Die Chancen stehen gut, dass Visp eine neue Arena bekommt – und dann wäre Kevin Schläpfer der perfekte Trainer, um die Aufbruchsstimmung zu entfachen, die es für grosse Taten braucht.
Müsste Kevin Schläpfer jetzt nicht erst einmal seine Knieverletzung auskurieren und die Batterien aufladen, dann gäbe es allerdings noch eine ganz andere Option. Dann würde ich die sofortige Übernahme der Nationalmannschaft fordern. Kevin Schläpfer als Cheftrainer, Patrick Fischer und Tommy Albelin als Assistenten – das wäre kein «Trio Eugster» sondern ein grandioses Triumvirat. Nationalmannschafts-Direktor Raëto Raffainer hat ja Patrick Fischer nur zum Nationaltrainer gemacht, weil er Kevin Schläpfer nicht bekommen hat.
Wir sehen also: Kevin Schläpfer ist kein Koala-Bär, der nur im Eucalyptus-Wald des EHC Biel glücklich werden kann.