Die Produktions-Abteilung unseres öffentlich-rechtlichen Fernsehens (nachfolgend SRF genannt) stellt die Übertragung aller Spiele der höchsten Liga sicher. Live-Rechte hat Leutschenbach an unserer Hockey-Meisterschaft bis 2027 keine mehr. Das Glatteis-Spektakel des nationalen Titelkampfes findet ausschliesslich bei den privaten Sendern statt.
SRF hat bereits offiziell verkündet, künftig werde eine TV-Produktion an die Rechte geknüpft. Also keine Bild-Fabrikation, wenn SRF nicht auch die Rechte hat. Aber bestehende Verträge werde man einhalten. Vertraglich ist SRF für die Produktion der TV-Bilder unserer nationalen Meisterschaft bis und mit der Saison 2026/27 verpflichtet.
Aber nun hat Leutschenbach bei der National League um eine Vertragsänderung, gültig ab nächster Saison, angefragt: Ob die Auslagerung von 200 der 364 Qualifikationsspiele an einen privaten Produzenten bewilligt werde. Also von mehr als der Hälfte aller Partien. Im Vertrag ist nur die Auslagerung von 20 bis 50 Partien im Falle von Produktions-Engpässen vorgesehen. Der Produktionsvertrag mit der National League bringt SRF pro Saison gut sechs Millionen Franken ein. Werden Spiele ausgelagert, dann muss Leutschenbach den Preis für die Produktion mit privaten Firmen aushandeln.
Nationalliga-Direktor Denis Vaucher bestätigt auf Anfrage das SRF-Anliegen: «Ja, es liegt bei uns ein entsprechendes Gesuch vor.» Einen weiteren Kommentar mag er nicht abgeben. Weil die Gespräche zur Sache noch nicht stattgefunden haben. Immerhin sagt er: «Wir sind mit der SRF-Produktion sehr zufrieden.» Tatsächlich sind die von der SRF-Produktionsabteilung gelieferten Bilder von sehr, sehr guter Qualität.
Die Frage geht also an die SRF-Chefetage. Was sind die Gründe für diese ins Auge gefasste massive Auslagerung der TV-Produktion? Ist es eine Sparübung, die es ermöglicht, Arbeitsplätze abzubauen? «Der künftig veränderte finanzielle Rahmen gibt es vor. Wir müssen genau überlegen, wie wir unsere Ressourcen einsetzen und müssen Produktionsspitzen nach Möglichkeit vermeiden. Der laufende Vertrag mit der National League bindet viele Ressourcen – und zwar sowohl personell als auch bei den Produktionsmitteln (z. B. Produktionsfahrzeuge). So liegt es auf der Hand, dass wir genau prüfen, welches Optimierungspotenzial möglicherweise in der Externalisierung von weiteren Spielen (rund 50 waren es bereits letzte Saison) liegt. Entschieden ist allerdings nichts. Der Ausgang der Überlegungen ist völlig offen.»
Falls die National League einwilligt: Wie viele Arbeitsplätze können dann eingespart werden? Wie hoch ist das Sparpotenzial? «Dazu können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen.»
Medienpolitisch brisant: Mit einer solchen Auslagerung werden die privaten TV-Produktionsfirmen gestärkt. Ist es die Absicht, sich aus dem Produktionsgeschäft – eine der SRF-Kernkompetenzen – nach und nach zurückzuziehen und diesen Markt den Privaten zu überlassen? «Dass sich SRF vollumfänglich aus dem Produktionsgeschäft zurückziehen könnte, ist kein Thema. Was jedoch ein Ziel ist: Wir wollen noch mehr Kooperationen mit privaten Firmen eingehen, und zwar nicht nur im Eishockey. Einen angemessenen Anteil der Produktion über private Firmen umzusetzen, gehört zu den Vorgaben aus der Konzession (Art. 27). Der Markt für TV-Produktionsfirmen in der Schweiz ist verglichen mit Deutschland klein. Wenn künftig im Markt noch mehr Know-how vorhanden ist als heute, profitiert die ganze Branche davon. Uns gibt es beispielsweise in Zeiten mit sehr vielen parallelen Produktionen mehr Flexibilität.»
Bleibt in einer politisch aufgeheizten Medienlandschaft die Frage: Ist ein solcher Abbau der TV-Produktion im Einklang mit dem Leistungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens? «Die Produktion von audiovisuellen Inhalten ist und bleibt ein wichtiges Standbein von SRF. Insofern stellt sich die Frage nicht.» Private TV-Produktionsfirmen sind dazu in der Lage, Spiele der National League zu produzieren, und sind unter anderem auch mit der Produktion von Meisterschaftsspielen im Fussball beauftragt. Die internationale NEP-Gruppe mit 110 Niederlassungen in 24 Ländern verfügt über ein enormes Know-how und ebenso das helvetische Produktionsunternehmen BBM.
Die politische Brisanz liegt darin, dass im Falle eines Falles bei einem Personalabbau bei der SRF-Produktion die entlassenen Fachkräfte im freien Markt zwar Arbeit finden können – aber nicht mehr zu den gleichen Bedingungen wie im Leutschenbach. An der «Produktions-Front» sind Bangen, Beunruhigung und Unsicherheit beim Personal inzwischen erheblich. Und die Frage ist auch: Wenn die SRF-Produktionsabteilung verkleinert wird und die TV-Bilder mehr und mehr von privaten Unternehmen produziert werden, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem unser öffentlich-rechtliches Fernsehen auf private Firmen angewiesen ist. Nach den ewigen Gesetzen der Marktwirtschaft dürften dann die Preise für Leutschenbach eher leicht steigen als massiv sinken. Der Spareffekt wäre dann wohl dahin. Aber wir wollen nicht grübeln und profane marktwirtschaftliche Überlegungen sind nicht unbedingt die Kernkompetenz von öffentlich-rechtlichen Institutionen.
Nein, sondern im Einklang mit den Sparübungen derer, die finden/fanden, dass die SRG ein unnötig teures Luxusgut ist und an der Kostenschraube drehen!
entweder wir alimentieren die SRG weiterhin mit den benötigten Mitteln...
... oder wir lassen sie mittels Kostendruck austrocknen und lassen die private Firmen satte Gewinne einstreichen mit Leistungs-/Produktionsaufträgen, die die SRG dann wiederum SAUTEUER einkaufen muss...
fast schon Zustände wie bei der Armee!
Die SRG muss sparen - hauptsächlich auf Druck der Politik und der Bevölkerung, die 300.- im Jahr (!) nicht bezahlen möchte. Da kommt halt sowas dabei raus.
Noch ein kleiner Hinweis am Rande: NEP zahlt den Angestellten einiges mehr, als die SRG. Das ist und war schon immer so, dass man „bei den Privaten“ besser verdient.
Also: nächstes Mal noch ein wenig mehr recherchieren, dann wird der Artikel fast schon gut.