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René Fasel – eine Lichtgestalt wird zur russischen Propagandafigur

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Der Schiri und der Torjäger: René Fasel im Mai 2021 an der Seite von Wladimir Putin.Bild: keystone
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René Fasel – eine Lichtgestalt wird zur russischen Propagandafigur

Wie der Sportfunktionär René Fasel sein hohes Ansehen und seine Glaubwürdigkeit durch die Nähe zum Regime von Wladimir Putin ruiniert hat.
15.02.2023, 17:1817.02.2023, 06:12
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Bevor Wladimir Putins Propagandisten diese Neuigkeit in die Welt setzten, dürfen sie zur Feier einen gehörigen Wodka gekippt haben. Doktor René Fasel, die einstige sportpolitische Lichtgestalt aus der neutralen Schweiz, nimmt die russische Staatsbürgerschaft an!

Fasel hat diese Meldung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur nicht dementiert. Nur sagen will er dazu partout nichts.

In vier Jahren vom vielleicht redlichsten helvetischen Sportfunktionär zu Putins Propaganda-Marionette – wie ist dieser beispiellose Absturz nur möglich geworden? Hat hier jemand den Verstand verloren?

Nicht unbedingt. Ein Blick zurück liefert uns die Antwort dieses Dramas eines einst hoch angesehenen Sportdiplomaten.

Brückenbauer zwischen Ost und West

Die Geschichte beginnt im Dezember 1986 im «Bären» zu Ostermundigen. René Fasel ist Präsident unseres Eishockeyverbandes. Die Sowjets sind zu einem Länderspiel nach Bern gekommen. Vor dem Abschlussbankett lässt sich unser Verbandsvorsitzender von einem Freund ein paar russische Sätze beibringen. Die Russen finden Gefallen am lausbübischen Charme des kleinen Zahnarztes aus Freiburg im Üechtland. Es ist der Beginn einer schicksalsträchtigen sportpolitischen Liaison.

International ice hockey Federation out-going president, Rene Fasel of Switzerland, poses with the new flag of the Federation at the opening day of the IIHF congress in Lausanne, Switzerland, May 31,  ...
Lange her: Fasel 1998 an der WM in der Schweiz.Bild: KEYSTONE

In der Sowjetunion knarzt es im Gebälk. Das sowjetische Hockey braucht Brückenbauer in die kapitalistische Hockeywelt des Westens. Fasel ist dafür die perfekte Persönlichkeit: vielsprachig, charmant, schlau und aus einem neutralen Land. Die Sowjets verhelfen René Fasel 1994 zum Präsidium des internationalen Eishockey-Verbandes IIHF, das er bis 2021 innehaben wird. Er wird IOC-Mitglied und Präsident der IOC-Wintersportverbände. Niemand vermag zu sagen, was passiert wäre, wenn er sich zur Kampfwahl ums IOC-Präsidium gegen Thomas Bach hätte überreden lassen.

Die Russen müssen die Förderung des smarten Schweizers nicht bereuen. René Fasel hilft, die Transferbrücken in die NHL zu bauen, er öffnet das Olympische Turnier für die NHL-Profis und den Westen für das russische Hockey. Er ist es auch, der den Jahrhundert-Transfer von Slawa Bykow und Andrej Chomutow zu Gottéron orchestriert.

Als Kandidat für den Friedensnobelpreis gehandelt

Im Februar 2018 steht Fasel auf dem Höhepunkt seiner Funktionärskarriere: Es gelingt ihm, fürs Olympische Eishockeyturnier der Frauen in Pyeongchang Nord- und Südkorea zu einem gemeinsamen Team zusammenzubringen. Es gibt Stimmen, die sagen, dafür habe er den Friedensnobelpreis verdient.

North Korea supporters, top, wave the Korean unification flag as players of combined Koreas gather at the end of a women's hockey game against Switzerland at the 2018 Winter Olympics in Gangneung ...
Nordkoreas «Armee der Schönen» feuert das gesamtkoreanische Frauen-Team an.Bild: AP

Was dem grossen Sportdiplomaten auch zugutekommt: Während Titanen wie FIFA-Präsident Sepp Blatter ins Visier der Justiz geraten, klemmt sich René Fasel nie die Finger in einem Kassenschrank ein. Er ist eine Lichtgestalt der Lauterkeit in einem korrumpierten Universum der Sportfunktionäre. Seine Affinität für die russische Kultur, seine Nähe zu Wladimir Putin sind kein Problem. Aber gerade darin liegt der Keim seines Niederganges. Er sieht zu spät oder gar nicht die Gefahren.

Den Kompass verloren

Im Frühjahr 2021 beginnt der Absturz. René Fasel will dem weissrussischen Machthaber Lukaschenko persönlich mitteilen, dass die Eishockey-WM 2021 nicht in Minsk stattfinden kann. Zu gross ist die globale Empörung über die Art und Weise, wie Lukaschenko die Opposition unterdrückt. Die TV-Bilder, wie sich Fasel und Lukaschenko in Minsk umarmen, gehen um die Welt.

Zu diesem Zeitpunkt hat René Fasel bereits die Zeit nach seinem IIHF-Präsidium organisiert: Er wird den Herbst seiner Laufbahn als Vermittler und Berater des russischen Sportes verbringen. Appartement in Moskau inklusive. Sozusagen als Gerhard Schröder des Eishockeys.

Als die Russen den Angriffskrieg gegen die Ukraine entfesseln, will oder kann René Fasel nicht erkennen, dass er einem mörderischen Regime dient. Und so hat er sein hohes Ansehen und seine Glaubwürdigkeit verspielt. Die einstige Lichtgestalt ist zur russischen Propagandafigur geworden.

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
15.02.2023 17:40registriert Februar 2015
Wie, wann und warum soll denn René Fasel eine "Lichtgestalt" gewesen sein? Ich sehe den Herrn eher in einer Kategorie mit den Sepp Blatters und GIanni Infantinos, also als einen höchst eigennützigen und käuflichen Sportfunktionär. Dieses Geschmäckle bleibt zunehmend an der Schweiz haften, als dem Sitz so vieler Sportverbände.
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Amarillo
15.02.2023 17:43registriert Mai 2020
Ich stelle mit Genugtuung fest, das der Eismeister von seiner etwas gar wohlwollenden Beurteilung von R. Fasel weggekommen ist. Klaus hat ihn bisher als eine Art naiven Idealisten dargestellt, der halt etwas treuherzig und blauäugig durch die Untiefen der internationalen (Sport)Politik stolpere, und immer grad im dümmsten Moment fotografiert werde, wenn er in fröhlicher Kumpanei mit Diktatoren Spass habe. Wer R.F. auch nur von weitem kennt weiss, dass er alles andere denn ein naiver Zeitgenosse ist, sondern genau wusste, wo man die Klinken polieren muss, um die nötigen Stimmen zu bekommen.
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Rumpelstilz
15.02.2023 17:58registriert Mai 2014
Man kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus...
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