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Der SC Bern gilt als «Bayern München» unseres Hockeys. Als einer der schwierigsten Arbeitsplätze Europas. In Amerika sagt man: Wer es in New York schafft, schafft es überall. Und so gilt bei uns: Wer es beim SCB schafft, schafft es überall.
Nun hat Lars Leuenberger (41) mit dem SCB nicht nur die Meisterschaft gewonnen. Er hat mit dem Sturmlauf vom 8. Platz auf den Thron ein Hockey-Märchen geschrieben. Und trotzdem will ihn niemand. Alle, die ihn gelobt haben, sind nun als Heuchler entlarvt.
Langnau und Kloten haben einen neuen Trainer gesucht. Lars Leuenberger war Kandidat. Aber die Langnauer haben den freundlichen kanadischen «Nobody» Scott Beattie engagiert. Und die Klotener haben nun doch lieber den «namenlosen» finnischen Ausbildner Pekka Tirkkonen als den SCB-Meistertrainer für ein Jahr verpflichtet. Ja, selbst der Verband hat schliesslich doch nicht Lars Leuenberger als U20-Nationaltrainer angestellt. Sondern den vergleichsweise völlig unqualifizierten Christian Wohlwend, der noch nie eine Profimannschaft geführt hat.
Was läuft da schief? Ganz einfach: Für Lars Leuenberger wird der wundersame SCB-Titel zur Hypothek. Wie das? Niemand lässt sich zitieren. Aber ein wichtiger Sportchef sagt es so: «Was beim SCB passiert ist, lässt sich nicht wiederholen. Lars war einfach zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Klub.» Oder noch einfacher: Die Meinungen der Sportchefs in der Liga sind gemacht, der SCB ist nicht dank, sondern trotz Leuenberger Meister geworden. Quer durch die Liga (und im Grunde auch in Bern) respektiert und würdigt ihn niemand als den wahren Architekten des SCB-Meistertitels. Eher gilt er als Profiteur einer ganz besonderen Ausgangslage.
Wahrscheinlich wären seine Marktchancen grösser, wenn er einfach den SCB in die Play-offs gebracht und dann heldenhaft in den Viertelfinals gescheitert wäre. Aber nun, nach dem Gewinn des Titels wird er zum Risikofaktor: Wer Lars Leuenberger verpflichtet, weckt wegen des Titelgewinns auch hohe Erwartungen im Umfeld, viel mediale Aufmerksamkeit und riskiert, wenn es nicht gut läuft, Medien-Hollywood, Polemik, Krisenspektakel.
Wie viel einfacher ist es für Kloten mit dem unspektakulären Finnen Pekka Tirkkonen! Kaum jemand wird sich für eine Kloten-Krise interessieren. Das alles ist für den exzellenten Taktiker, schlauen Coach und klugen Psychologen Lars Leuenberger bitter. Denn er ist einer der wichtigsten Architekten des SCB-Titels. Dort, wo Trainer wie Alpo Suhonen, Pekka Rautakallio, Hannu Jortikka, Ueli Schwarz, Lance Nethery, John van Boxmeer oder Guy Boucher gescheitert sind, hat er triumphiert.
Eine Rückkehr zum SC Bern ist für Lars Leuenberger nicht möglich. Obwohl dort sein Bruder Sven im sportlichen Bereich neben Marc Lüthi der mächtigste Mann ist. Weil für Marc Lüthi diese Rückkehr ausgeschlossen ist – und Lüthi hat beim SCB IMMER das letzte Wort. Nach der Absage aus Kloten bleiben vor allem zwei Optionen: Langnau und Biel. Die Chancen, dass der freundliche «Spielerversteher» Scott Beattie schon im November seine Koffer packen muss, sind beunruhigend gross. Und dann wird Lars Leuenberger, wenn er denn will, Kandidat Nummer eins sein. Auch in Biel wird er als Feuerwehrtrainer erster Kandidat sein. Die Gefahr, dass Kevin Schläpfer bereits im Herbst gefeuert wird, war noch vor einem Monat gross.
Doch nun zeigen zwei Ereignisse, dass seine Position wieder gefestigt ist: Schläpfer hat als neuen Assistenten seinen Wunschkandidaten Dino Stecher gegen Sportchef Martin Steinegger durchgesetzt. Mit Stecher hat er nun vor einer schwierigen Saison einen bedingungslos loyalen Verbündeten.
Und Daniel Steiner muss Biel verlassen. Der Rock’n’Roller hat zwar nicht am Stuhl des Trainers gesägt – der aufmüpfige taktische Freidenker hat sich Kevin Schläpfer aber nie untergeordnet. Die Trennung von Daniel Steiner nach nur einem Jahr ist ein Votum für Kevin Schläpfer. Der noch bis 2017 laufende Vertrag mit dem Stürmer ist übrigens nicht aufgelöst worden. Wer Daniel Steiner will, muss mit Sportchef Martin Steinegger über eine Freigabe verhandeln. Ist ein Stürmer mit der Produktivität eines Nationalspielers (letzte Saison 17 Tore!) nun für weniger als 100'000 Franken zu haben? «Über Zahlen reden wir nicht.». Biels Sportchef wird versuchen, den Schaden, der aus dem teuersten Transferirrtum seit dem Aufstieg von 2008 entstanden ist, zu mildern.
Etwas anderes als die Position eines Cheftrainers in der NLA wäre für Lars Leuenberger eine Beleidigung. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Wer vor einem Jahr behauptet hätte, man solle sich um Lars Leuenberger keine Sorgen machen, er werde im Frühjahr 2016 mit dem SCB Meister, wäre ja auch nicht ernst genommen worden.