Dominik Kubalik (29) ist im besten Hockey-Alter. Die perfekte «Tormaschine», die jedes Powerplay gefährlicher und jedes Team besser macht. Liga-Topskorer mit Ambri vor seinem Wechsel in die NHL (2019), bester Torschütze der Liga letzte Saison nach seiner Rückkehr aus Nordamerika. Wiederum für Ambri.
Logisch also, dass Ambris Sportchef Paolo Duca alle Hebel plus Gott und die Welt in Bewegung setzt, um Dominik Kubalik zu halten. Sein Pech: Mit Zug braucht ein Klub mit vollen Geldspeichern, der letzte Saison auf dem Eis erneut versagt hat, für ein immer lauter murrendes Umfeld wenigstes einen aufsehenerregenden Transfer-Erfolg.
Trotzdem ist Paolo Duca nicht chancenlos. Es war ihm in jüngster Vergangenheit gelungen, zwei Ausländer in der Leventina zu halten, die von der Konkurrenz verlockende Angebote erhalten hatten: Er offerierte mit Erfolg seinen Verteidigern Tim Heed (Sd) und Jesse Virtanen (Fi) je eine Verlängerung gleich um drei Jahre (bis 2027 bzw. 2028). Weniger Geld pro Saison, aber ein solides Einkommen, gute Lebensqualität für die Familie und höchstes Ansehen auf und neben dem Eis.
Bei Dominik Kubalik geht Ambris smarter Sportchef noch einen Schritt weiter: Er offeriert ihm eine Verlängerung um fünf Jahre (!) bis 2030 mit einer Gesamtsumme von knapp zwei Millionen netto. Die umfangreichste Offerte, die Ambri je einem in- oder ausländischen Spieler gemacht hat. Mit vertretbarem Risiko: Der ruhige, etwas introvertierte tschechische Weltmeister von 2024 ist ein Musterprofi und jeden Rappen seines Gehaltes wert. Und da er seit einem Jahr auch Familienvater ist und er sich mit seiner Familie im Tessin wohlfühlt (wem gefällt es denn nicht in einer Gegend, die einst selbst den Romantiker Hermann Hesse fasziniert hat …), scheinen die Chancen auf eine Verlängerung in Ambri intakt.
Aber es gibt ein einfaches Mittel, um jede Offerte zu übertrumpfen: Geld. Money talks. Und so wechselt Dominik Kubalik nun eben nach Zug. Dort ist die Lebensqualität ja auch eine formidable und die sportlichen Aussichten sind ein wenig besser, allerdings auch nicht gerade meisterlich. Aber mit einer Meisterschafts-Goldmedaille kann er keine Rechnungen bezahlen.
Dominik Kubalik verdient künftig in Zug in zwei Jahren fast so viel, wie er in fünf Jahren in Ambri bekommen hätte: Inklusive allen geldwerten Nebenleistungen etwas mehr als 900'000 Franken netto pro Saison oder in zwei Jahren insgesamt fast zwei Millionen. Er ist damit der bestbezahlte, aber nicht zwingend der teuerste Ausländer in der Geschichte unseres Hockeys. Zug hat den Vorteil der tieferen Steuern: Die Ausländer haben Netto-Verträge, der Klub zahlt die Steuern – und das macht bei den Abgaben in die öffentlichen Kassen gegenüber einzelnen Kantonen bis zu 30 Prozent Ersparnis aus. Für Zugs Sportchef Reto Kläy also ein durchaus vertretbares Geschäft. Zugs Offerte war auch besser als alle Angebote aus der tschechischen Liga.
Für Dominik Kubalik ist es der perfekte Deal: Nach Ablauf des Vertrages in Zug wird er erst 31 Jahre alt sein. Mit ein wenig Glück kann er in unserer Liga weitere drei bis vier Jahre einer der besten und bestverdienenden Ausländer sein.
Ganz ohne Risiko ist Reto Kläys «Königstransfer» allerdings nicht. Teamintern sind die Löhne nie lange ein Geheimnis. Eine gut ausbalancierte Salär-Hierarchie ist für den Frieden in der Kabine und die Leistungsfähigkeit des Teams ein wichtiger Faktor. Aber Manager Patrick Lengwiler und sein Sportchef Reto Kläy sind gute Kommunikatoren und werden es mit smarter «Gesprächstherapie» schon schaffen, den inneren Frieden zu wahren (Argumentationshilfe: «Glaubt nur ja, was ein gewisser Chronist schreibt …»), und wo weiss man denn besser als im Zugerland mit seiner reichen Kapitalismus-Kultur, wie man mit viel, viel, viel Geld keinen Schaden an der Seele nimmt und glücklich wird?
Im Hockey-Business war ein Haufen Geld für Manager, Sportchefs und Spieler noch nie ein Grund, unglücklich zu sein.
Naja, die Leventina zwischen Faido und Airolo nun wahrlich keine Augenweide. Zumindest nicht seit der Autobahn.