WM-Blitz? Ja, das Duo Denis Hollenstein/Luca Cunti war bei der wundersamen Silber-WM von 2013 ein offensives Traumpaar und zelebrierte mit offensivem Blitzhockey in 10 WM-Partien 6 Treffer.
Letzte Woche ist Luca Cunti von den ZSC Lions nach Kloten transferiert worden und rückte am Samstagabend in Langnau erstmals in die erste Linie vor – als Center von Denis Hollenstein. Bereits nach 104 Sekunden schlug der WM-Blitz im Kasten von Damiano Ciaccio ein. Die beiden Klotener brausten den Langnauern davon, Luca Cunti legte für Denis Hollenstein auf und der traf mit Direktschuss.
Aber es bleibt der einzige Treffer. Dem Blitzschlag folgt kein Gewitter. Für das Donnergrollen sorgen die kampfstarken Emmentaler. Sie gewinnen 4:1. Immer mehr zeichnet sich ab, dass weder Kloten noch die SCL Tigers die Playoffs erreichen werden.
Aber für Spektakel werden die Zürcher mit dem Duo Luca Cunti/Denis Hollenstein trotzdem sorgen. Die beiden spielten in Langnau erstmals in der NLA in einer Linie. Luca Cunti erzählt: «Wir sind nicht nur Linienpartner. Ich sitze auch in der Kabine und im Teambus und beim Essen neben Denis Hollenstein.»
Das Interesse an Klotens neuem WM-Silberheld ist nach dem Transfer gross. Auf Fragen eines vorwitzigen Chronisten im Kabinengang nach der Partie in Langnau, warum er denn von ZSC-Trainer Hans Wallson nicht mehr eingesetzt worden sei, mag Luca Cunti zuerst nicht antworten. «Darüber sollte ich wohl nicht reden».
Erst durch die Aufforderung der versammelten Chronistenrunde, er sei ja jetzt nicht mehr bei den ZSC Lions und dürfe schon reden, taut er auf und gibt eine überraschende Antwort. «Ich hatte Kniebeschwerden und die hätten sich verschlimmert, wenn ich nur sporadisch eingesetzt worden wäre. Wenn ich regelmässig spiele und «warm» bin, ist es hingegen kein Problem. Der Trainer hat mir gesagt, er habe eigentlich nichts gegen mich. Aber zuletzt habe es Anweisung von oben gegeben, mich nicht mehr einzusetzen.» Wer dem Trainer dreingeredet habe, wisse er allerdings nicht. Nun, Trainer Hans Wallson hat zwei weisungsbefugte Vorgesetzte: ZSC-Manager Peter Zahner und Sportchef Edgar Salis.
Luca Cunti befeuert das Spiel der Klotener. Gegen Lausanne (4:6-Niederlage) erzielte er das 2:2 und assistierte zum 3:5. Einen Tag später hat er in Langnau (1:4-Pleite) das 1:0 vorbereitet. Bei den ZSC Lions liess er sich diese Saison bei 24 Einsätzen 8 Punkte notieren. Mit Kloten sind es nach zwei Spielen schon drei Punkte.
Wird Luca Cunti für den EHC Kloten bis Saisonende pro Partie einen Punkt beisteuern bevor er sich für die nächsten zwei Jahren nach Lugano verabschiedet? Wahrscheinlich schon. Weil der freundliche, sanfte Schillerfalter bei den ZSC Lions nur sporadisch eingesetzt worden ist, muss er erst wieder so richtig in Schwung kommen. Er dürfte formmässig ungefähr dort stehen, wo andere Ende August waren. Er sagt, das sei dann doch eine etwas übertriebene Einschätzung. Aber richtig sei, dass er wegen mangelnder Spielpraxis noch nicht in Bestform sei. Aber er habe dafür noch viel Energie.
Recht aufschlussreich ist auch sein Vergleich über das Innenleben. «Bei Kloten ist jedes Spiel wie eine Playoffpartie.» Diese Intensität und Energie habe er in dieser Form bei den ZSC Lions nicht mehr gespürt. Weil es ja für ein Spitzenteam nicht notwendig sei, jedes Spiel zu gewinnen.
Kloten und Langnau leiden unter einer sportlichen Depression. Seit dem 8:1 vom 19. November in Bern hat Kloten von 15 Partien nur noch drei gewonnen (zweimal gegen die ZSC Lions, einmal gegen Lugano). Und die SCL Tigers siegten in den letzten 15 Spielen bloss noch gegen Bern, Ambri, Davos und Kloten.
Aber beide Teams sind intakt und zeigen keinerlei Auflösungstendenzen. Die Art und Weise, wie die Langnauer und die Zürcher auftreten, ist beeindruckend. Der Wille, aus bescheidenen spielerischen Mitteln ein Maximum herauszuholen und nicht über Verletzungspech oder sonstiges Ungemacht zu klagen, ist zu spüren.
Die Klotener sind talentierter, schneller als die Langnauer und ihr Offensivspiel ist dynamischer. Aber sie haben nicht die Wasserverdrängung, die Wucht und das Einschüchterungspotenzial, um eine gut organisierte gegnerische Abwehr zu «knacken». Auch Luca Cunti ist kein «Brecher». Ein Gegner hat sehr grosse Siegeschancen, wenn es gelingt, taktisch schlau die freien Räume zu schliessen und die Klotener an der Entfaltung ihres schnellen Angriffsspiel zu hindern. Genau das ist Langnau gelungen.
Das logische Resultat bei dieser Ausgangslage: weder der EHC Kloten noch die SCL Tigers erreichen die Playoffs. Aber sie sichern sich nach der Abstiegsrunde mit den Schlussrängen 9 und 10 vorzeitig den Ligaerhalt. Ambri und Fribourg-Gottéron bestreiten die Playouts.
Aber eben: Logik gibt es bei einem so unberechenbaren und auf einer rutschigen Unterlage zelebrierten Spiel wie Eishockey nur selten.