Ein «Trunkebold» ist die Goalie-Entdeckung der Saison
Nicht jeder Sportchef kann nach einem Transfer das Gleiche sagen wie Langnaus Pascal Müller über Robin Meyer: «Er bringt für uns das, was wir uns erhofft haben.» Und ergänzt: «Eigentlich noch viel mehr.» Robin Meyer ist bei Zug und den Lakers gewogen und für die höchste Liga als zu leicht befunden worden. So kommt es, dass er bei Visp bereits ein vergessenes Talent in der Swiss League war, als ihn die Langnauer auf diese Saison überraschend als Ersatz für Stéphane Charlin (heim nach Genf) holten.
Nun ist er der beste Goalie, der noch nie ein Länderspiel – weder als Junior noch im Erwachsenenalter – bestritten hat und statistisch mit einer Fangquote von 92,68 Prozent hinter den wehrhaften Veteranen Reto Berra (93,76 %) und Niklas Schlegel (92,69 %) die Nummer drei der Liga. Vor Stéphane Charlin (90,81 %) und allen anderen prominenten Titanen wie Sandro Aeschlimann (92,58 %), Leonardo Genoni (91,36 %), Simon Hrubec (92.06), Harri Säteri (90,23 %), Adam Reideborn (91,72 %) oder Kevin Pasche (91,28 %). Und damit statistisch auch Langnaus Nummer 1 vor Luca Boltshauser (90.85 %).
Robin Meyer hat – wie eigentlich jeder Goalie – einen Tick. Allerdings einen ganz eigenartigen. Er ist ein «Trunkebold». Diese Bezeichnung mag in einem Spiel der rauen und hin und wieder immer noch wilden Männer heikel sein. In diesem Falle jedoch sogar im Tal der heulenden Winde und wilden Schnapsbrennereien harmlos: Robin Meyer trinkt ausschliesslich reines Wasser. Und der schlaksig wirkende, freundliche, ja scheue junge Mann (189 cm/75 kg) wirkt auch so, wie einer, der kein Wässerchen zu trüben vermag.
Den Goalies wird erlaubt, auf dem Tor eine Trinkflasche zu deponieren und sich bei Spielunterbrüchen zu erfrischen. Wahrscheinlich gibt es weltweit keinen anderen Goalie, der davon so reichlich Gebrauch macht wie Robin Meyer. Stoppt das Spiel, schiebt er die Maske auf Durst. Er trinkt nicht nur. Er schüttet sich auch reichlich Wasser in den Nacken und ins Gesicht und erzählt: «Das Unterleibchen wird dabei so nass, dass ich es in jeder Pause wechseln muss.» Aber warum so viel Wasser? «In der Ausrüstung wird einem halt ganz schön warm.» Eine Torhüter-Ausrüstung kann bis zu 20 Kilo schwer sein.
Der Inhalt der Trinkflaschen ist – auch bei den Feldspielern, die sich auf der Spielerbank verköstigen – unterschiedlich. Einige bevorzugen isotonische Getränke, um den Flüssigkeits- und Mineralstoff-Haushalt auszubalancieren. «Aber bei mir ist es reines Wasser. Versehentlich habe ich auch schon mal ein anderes Getränk erwischt und das hat dann in den Augen und im Gesicht gebrannt …» Pro Spiel verbrauche er mindestens sechs Trinkflaschen und am Samstag gegen Kloten seien es sogar sieben gewesen. Trotz eines vermeintlich einseitigen Spiels (6:1) musste er 30 Pucks stoppen.
Seine Trink-, Erfrischung- und Abkühlungs-Prozedur dauert gelegentlich so lange, dass die Linienrichter beim Bully mit dem Einwurf der Scheibe warten müssen. Was den Verdacht aufkommen lässt, Trainer Thierry Paterlini setze diese Trinkgewohnheiten als taktisches Mittel ein, um bei Bedarf den Rhythmus herunterzufahren. Sozusagen als illegale Timeouts. Was gerade nach der frühen Entscheidung (4:0 nach 12:25 Minuten) gegen Kloten bei der Verwaltung des Vorsprungs sehr hilfreich war. «Nein», sagt er dazu. Daran habe er noch gar nie gedacht. Tatsächlich sagt Robin Meyer, diese Trinkgewohnheiten pflege er schon während seiner ganzen Karriere und im Training.
Weil die SCL Tigers in ihrer Organisation neben Robin Meyer (bis 2027) und Luca Boltshauser (bis 2028) mit Churs Martin Neckar (20, bis 2028) und dem Junior Jovin Trachsel (18, bis 2027) auch zwei der aussichtsreichsten Schweizer Goalies unter Vertrag haben, sind sie für die nächsten vier, fünf Jahre allen Sorgen um ihre letzten Männer los. Einmal mehr zahlt sich das exzellente Scouting und die Investition in einen herausragenden Goalie-Trainer (William Rahm) aus. Kommt dazu: Martin Gerber, der als Stanley Cup-Sieger auch viel über das Goalie-Handwerk weiss, mischt sich zwar nie ein. Aber gibt, wenn er gefragt wird, gerne sein Wissen weiter.
Den SCL Tigers gelingt es immer besser, das Wissen, das die Langnauer in der Fremde erworben haben, zurückzuholen: Neben Martin Gerber sind auch Sportchef Pascal Müller und Steve Hirschi, einst Captain in Lugano, jetzt Assistent von Thierry Paterlini, im Dorf aufgewachsen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
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Er ist
-
Er kann
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