Der Entscheid ist gefallen: Reto Berra kehrt im Frühjahr nach drei Jahren Nordamerika in die NLA zurück. Er hat alles für den NHL-Traum getan und es in der wichtigsten Liga der Welt auf 73 Partien für Calgary, Colorado und Florida gebracht. Aber die Nummer 1 war er nie für eine ganze Saison und den Multimillionen-Mehrjahresvertrag hat er nicht bekommen.
Reto Berra hat die Postur, das Talent und die Berufseinstellung für eine NHL-Karriere. Aber er hatte kein Glück. Er wurde mehrmals im entscheidenden Moment durch Verletzungen zurückgeworfen. Sein aktueller Einjahresvertrag mit Florida, dotiert mit 1,5 Millionen Dollar, läuft im Frühjahr aus. Von diesem Gehalt geht die Hälfte durch Steuern drauf. Nun ist er 30 und es ist an der Zeit, sein Talent zu kapitalisieren.
Lugano ist in den letzten Tagen aus dem Rennen ausgestiegen. Aus finanziellen Gründen. Ein weiterer schwierig nachvollziehbarer sportlicher Entscheid eines faszinierenden Hockeyunternehmens mit Stil, bei dem Geld keine Rolle spielt. Reto Berra wird nun entweder bei Lausanne oder Gottéron einen Mehrjahresvertrag unterschreiben.
Lausannes Sportdirektor Jan Alston wollte eigentlich nächste Saison auf das Duo Sandro Zurkirchen/Cristobal Huet setzen. Inzwischen hat er sich noch einmal mit seinen neuen kanadischen Besitzern beraten und fährt nun eine neue Strategie: Wenn Reto Berra zu haben ist, dann müssen wir ihn holen. Denn der WM-Silberheld ist der einzige Schweizer Spieler, der aus einem guten Team wie Lausanne einen Meisterschaftsanwärter machen kann. Der Zürcher, schon mit Davos Meister und mit Biel in den Playoffs, hat uns 2013 an der WM mit dem Spiel seines Lebens (3:0 im Halbfinal gegen die USA) in den Final gebracht und der Schweiz die erste Medaille seit 1952 beschert.
Wer für die «Eisgenossen» eine Medaille herauszuhexen vermag, ist auch als erster Torhüter seit Gérald Rigolet 1973 (La Chaux-de-Fonds) dazu in der Lage, eine durch und durch welsche Mannschaft zum Meister zu machen.
Und was wird im Falle eines Falles aus Sandro Zurkirchen? Lausannes Management sieht diese Angelegenheit ganz pragmatisch: Wenn wir Reto Berra haben können, dann lösen wir die «Causa Sandro Zurkirchen» später. Sollte die Verpflichtung von Reto Berra gelingen, wird Lausanne Ambris Nationaltorhüter entweder auszahlen oder leihweise zu einem anderen Klub transferieren. Beispielsweise zu Fribourg-Gottéron. Und Ambri hat dann eine Chance, seine Nummer 1 zu halten.
Noch hofft Gottéron-Sportchef Christian Dubé, dass er das Rennen um Reto Berra machen wird. Dieser Transfer würde seine Probleme lösen und ihn aus der Schusslinie der Kritik nehmen. Aber Lausanne bietet Reto Berra die besseren sportlichen Perspektiven. Und Jan Alston kann jede Offerte kontern.
Reto Berra hat in diesen entscheidenden Tagen seiner Karriere mit André Rufener den bestmöglichen Agenten. Auf die eben geschilderte Situation angesprochen, sagt Rufener: «Es ist richtig, dass in den nächsten Tagen ein Entscheid fallen und Reto Berra nächste Saison in die Schweiz zurückkehren wird. Es ist allerdings nicht meine Aufgabe, Ihre Ausführungen zu bestätigen oder zu dementieren.»
Affaire à suivre …