Ajoie hat zum dritten Mal in Serie die Meisterschaft auf dem letzten Platz beendet. Nun haben die Jurassier ein Transfer-Feuerwerk gezündet. Sie haben für nächste Saison die beiden besten Skorer (Oula Palve, Jerry Turkulainen) und den fünftbesten Torschützen (Julius Nättinen) der höchsten finnischen Liga verpflichtet. Für solches ausländisches Offensiv-Personal würden die Fans nicht nur in Bern und Zug den Hockeygöttern auf Knien danken.
Drei Spieler aus Finnland bedeuten auch einen Kulturwandel: Bisher hat Ajoie in der Regel auf nordamerikanische – und wenn möglich frankofone – Ausländer gesetzt. Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat der Klub nun zumindest in der Offensive eine finnische DNA.
Trainer Christian Wohlwend sagt, warum er in seiner zweiten Saison auf die finnische Karte setzt. Er spricht von «Nordic Players». «Stürmer aus Schweden oder Finnland sind taktisch noch besser ausgebildet und haben ein besser ausgebildetes Defensiv-Bewusstsein als Nordamerikaner. Wir sind darauf angewiesen, dass unsere ausländischen Stürmer auch defensiv arbeiten. Was nützt uns, wenn sie ein Tor erzielen, aber bei mehreren Gegentreffern auf dem Eis stehen? So kommen wir nicht weiter. Wir haben letzte Saison so viele Spiele mit nur einem Tor Unterschied verloren, dass wir neue Wege gehen müssen, um Fortschritte zu erzielen.»
Wo Ajoies Trainer recht hat, da hat er recht: Seine Mannschaft hat in der soeben abgelaufenen Qualifikation nicht weniger als 13 Partien mit nur einem Tor Unterschied verloren und in acht Spielen beim Versuch, ohne Torhüter den Ausgleich zu erzielen, einen Treffer ins leere Tor kassiert. Es fehlte nicht viel. Aber es fehlte halt etwas.
Die unpolemische Statistik der letzten Saison mag zeigen, dass die Defensivarbeit der ausländischen Stürmer aus Nordamerika eine ungenügende war.
Wo wäre Ajoie, wenn diese Stürmer Minus-Bilanzen im einstelligen Bereich erreicht hätten? Oder einzelne gar eine positive Bilanz? Wir wollen nicht grübeln.
Die Frage ist aber noch nicht beantwortet, wie es Ajoie gelingen konnte, so hochkarätige finnische Stürmer zu verpflichten. Hat Kult-Präsident Patrick Hauert neue Geldgeber gefunden? Nein. Es ist Sportdirektor Julien Vauclair, Trainer Christian Wohlwend und seinen beiden finnischen Assistenten Petteri Nummelin und Juha-Pekka Hytönen gelungen, das Elsgau (deutsche Bezeichnung für die Ajoie) gut zu verkaufen. Perfektes Standortmarketing sozusagen.
Vier Faktoren spielen eine Rolle.
Kommt dazu: Pruntrut liegt zwar aus Sicht der Deutschschweiz hinter den sieben Jurabergen. Aber Paris ist mit dem Zug in 3 Stunden und 20 Minuten erreichbar. Die Gattin oder die Freundin kann problemlos mit der Eisenbahn zum Einkauf in den Modeboutiquen nach Paris fahren. Christian Wohlwend spürt einen gewissen Sarkasmus in dieser Bemerkung und ergänzt: «Auch Biel und Delsberg sind nicht weit …»
Ajoie beginnt die nächste Saison also mit den drei neuen Stürmern Oula Palve (32), Jerry Turkulainen (25) und Julius Nättinen (27). Verteidiger T. J. Brennan (USA, 35) sowie die beiden kanadischen Kultstürmer Jonathan Hazen (33) und Philip-Michaël Devos (33) bleiben.
Ajoie hat seine offensive Feuerkraft auf dem Ausländer-Transfermarkt also signifikant, ja spektakulär erhöht. Benötigt wird allerdings auch noch ein wenig Wasserverdrängung, Einschüchterungspotenzial und Erfahrung in der Verteidigung. Auch da ist ein guter Transfer aufgegleist: Marco Maurer (36), 2023 Meister mit Servette und während der Saison nach Bern ausgeliehen, kann mit einer NHL-Postur (189 cm/97 kg), Schlauheit, viel Erfahrung und erstaunlich schnellen Füssen dafür sorgen, dass seine Mitspieler weniger herumgeschubst werden. «Ja, er ist definitiv ein Kandidat», bestätigt Christian Wohlwend.
Bessere ausländische Stürmer, als Zug und der SCB diese Saison hatten – die Chancen stehen gut, dass Ajoie im Frühjahr 2025 die Qualifikation erstmals seit dem Wiederaufstieg nicht auf dem letzten Platz beenden wird. Möglicherweise auf Kosten von Kloten, das auf dem besten Weg dazu ist, ein «urbanes Ajoie» – also eine urbane Version dieses Klubs im sportlichen Zustand der vergangenen drei Jahre – zu werden.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte