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Eishockey NL: 5 Gründe für das Scheitern von Fribourg-Gottéron

Andrey Bykov (HCFG), reagit lors de son dernier match de sa carriere apres la defaite 2-4 et l'elimination du Fribourg-Gotteron, HCFG, contre Lausanne HC, LHC, lors de l'acte 5 des demi-fina ...
Musste sich ohne Titel von den Fans verabschieden: Fribourg-Legende Andrei Bykow.Bild: keystone
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Viel Rauch, wenig Feuer beim Drachen – 5 Gründe für Fribourgs Scheitern

Fribourg-Gottéron scheitert einmal mehr krachend auf dem Weg zum ersehnten ersten Meistertitel. Die Erwartungen waren zu hoch, die Mannschaft aus verschiedenen Gründen nicht gut genug für den grossen Coup.
11.04.2024, 16:30
marcel hauck / keystone-sda
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Am Ende bleibt wie immer nur die Leere. Bei Andrej Bykow, dessen Karriere nach 803 NL-Spielen ohne Titel endet, bei der grossen Mehrheit der 9000 Zuschauer, bei Christian Dubé, der ab sofort nur noch Coach ist, in einer Stadt, ja einem ganzen Kanton. Gross war die Hoffnung, doch Lausanne war in fünf hart umkämpften Spielen am Ende knapp, aber eben doch deutlich zu stark.

«Lausanne war in der Serie besser als wir», sucht Dubé, der seine Doppelrolle als Cheftrainer und Sportchef abgibt, keine Ausflüchte. «Sie haben den Weg zum Gewinnen gefunden, wir nicht.» Fribourg-Gottéron sammelte in der Qualifikation erstmals über 100 Punkte und brillierte mit dem 2. Platz. Dennoch kommt das Scheitern für Aussenstehende nicht ganz überraschend. Es gibt ein paar gute Gründe dafür.

Fehlende Breite im Kader

Während der ganzen Saison profitierte Fribourg unter anderem von sehr wenigen Verletzten. Das half, die knappe Breite des Kaders zu übertünchen. In den Playoffs fielen zumindest teilweise Raphael Diaz, Killian Mottet, Benoît Jecker und Mauro Jörg aus, doch echtes Verletzungspech sieht anders aus.

Fribourg-Gotteron PostFinance Top Scorer Marcus Soerensen (Sorensen) waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und Fribourg-Gotteron am Samstag, 3. F ...
In den Playoffs konnte Marcus Sörensen nicht an die Leistungen aus der Regular Season anknüpfen – seine Mitspieler liessen ihn aber auch im Stich.Bild: keystone

Vielmehr lag bei Fribourg fast die ganze Last des Skorens auf den Schultern ganz weniger Spieler. Einzig der Topskorer Marcus Sörensen und der Offensivverteidiger Ryan Gunderson kamen in den fünf Halbfinalspielen auf zwei Tore. Lausanne zählte sieben verschiedene Torschützen, fünf mit zwei und mehr Treffern, in seinen Reihen und spielte konsequent mit vier Linien. In einer engen und umkämpften Playoff-Serie ist das Gold wert.

Der weniger brillante Goalie

Besonders bitter muss es für Dubé sein, dass ausgerechnet Connor Hughes zum eigentlichen Matchwinner für Lausanne wurde. Er liess den Goalie nach drei Saisons als Ersatz von Reto Berra an den Genfersee ziehen. Der zweimalige WM-Silbergewinner Berra kehrte nach seiner Rückenoperation und bereits 37-jährig in diesem Jahr stark zurück, wurde jedoch im Halbfinal vom zehn Jahre jüngeren Playoff-Neuling Hughes überstrahlt.

Lausannes Coach Geoff Ward gönnte Hughes im ersten Halbfinalspiel eine Pause, danach hielt der Kanada-Schweizer sagenhafte 96,69 Prozent aller Schüsse auf sein Tor. Berras Wert ist mit 92,57 ebenfalls solide, im zwölften Spiel innert 26 Tagen machte er aber nicht mehr den gleich überzeugenden Eindruck wie zu Beginn.

le gardien Connor Hughes (LHC) reagit lors de l'acte 3 des demi-finales des play-off du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre Fribourg-Gotteron, HCFG, et Lausanne HC, LH ...
Zeigte eine brillante Leistung in Lausannes Tor: Connor Hughes.Bild: keystone

Eine überalterte Mannschaft

Zehn Stammspieler von Fribourg, mehr als die Hälfte des Teams, sind 32-jährig und älter. Durch die wenigen Verletzungen spielten sie in der Qualifikation praktisch durch. Im Halbfinal wirkten viele von ihnen je länger je mehr platt.

Fehlende Durchschlagskraft

In der Qualifikation schoss kein Team mehr Tore als Fribourg, 175 oder gut 3,3 pro Spiel. Nach den ersten beiden Partien im Viertelfinal gegen Lugano, als die Tessiner völlig konfus agierten, waren es in den Playoffs nur noch 17 Treffer in zehn Spielen, also halb so viele.

Chancen hatten die Freiburger genügend, doch fehlten Kaltblütigkeit und Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor. So blieben unter anderen Lucas Wallmark, Julien Sprunger oder Sandro Schmid in den Halbfinals ohne Treffer, Christoph Bertschy, Jacob De la Rose oder Andreas Borgman sogar ohne einen Skorerpunkt. Der Drache entfachte nur in der Show vor den Heimspielen ein Feuerwerk, danach kam fast nur noch Rauch aus seinem Maul.

Les joueurs fribourgeois reagissnt apres leur defaite lors de l'acte 4 des demi-finales des play-off du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre Lausanne HC et HC Fribourg- ...
Fribourgs Offensive war viel zu harmlos.Bild: keystone

Dubé ausgecoacht

In fünf Saisons als Cheftrainer von Gottéron hat Dubé nur zweimal eine Playoff-Serie gewonnen, vor zwei Jahren gegen Lausanne und in dieser Saison gegen Lugano. Das ist wenig für einen ambitionierten Verein.

Julien Sprungers Analyse ist mit Sicherheit nicht gegen Dubé gerichtet, doch sie lässt aufhorchen. «Wir haben das schon im Viertelfinal gegen Lugano gesehen: der Gegner hat es geschafft, sich an unsere Spielweise anzupassen», stellt der langjährige Captain fest. «Dasselbe gelang Lausanne. Wir taten uns viel schwerer damit, auf den Gegner zu reagieren.» Mit anderen Worten: Dubé wurde von seinen Antipoden «ausgecoacht».

Vor grossen Herausforderungen

Fazit: Fribourg-Gottéron hat in den letzten Jahren viel erreicht. Der einst auch finanziell angeschlagene Klub hat sich in der vorderen Hälfte der National League etabliert. Das Fundament stimmt, die Euphorie in der Region ist riesig, das neue Stadion ein Meisterwerk und immer ausverkauft. Andere wie die ZSC Lions oder Lausanne verfügen aber über ein grösseres Budget; wenn diese ihre Arbeit richtig machen, reicht es Gottéron nicht für einen Exploit.

Die nächste Saison verspricht im Übrigen für Fribourg noch anspruchsvoller zu werden. Mit der Champions League und dem Spengler Cup wird die Belastung deutlich höher sein. Bei dem knappen und betagten Kader eine gefährliche Gratwanderung.

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quelle: keystone / ennio leanza
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24 Kommentare
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Entenmann
11.04.2024 17:08registriert April 2015
"Lausanne war in fünf hart umkämpften Spielen am Ende knapp, aber eben doch deutlich zu stark." Entweder knapp oder deutlich, beides zugleich passt nicht. (Aber ich verstehe natürlich, wie es gemeint ist).
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Frank Grimes
11.04.2024 17:59registriert Juli 2019
„Zehn Stammspieler von Fribourg, mehr als die Hälfte des Teams, sind 32-jährig und älter.“

10 Spieler sind mehr als die Hälfte? Erstaunlich, dass Fribourg überhaupt 3 Linien zusammenbringt😉

Die Überalterung des Kaders, verbunden mit der fehlenden Kadertiefe, könnte nächste Saison schon zum Problem werden. Zumal nebst Meisterschaft noch Spengler-Cup und CHL anstehen.
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Wat Sohn
11.04.2024 16:54registriert Juni 2017
Völlig einverstanden mit der Analyse. Nach dem zweiten Platz in der Quali ist dieses Ausscheiden natürlich enttäuschend.
Wenige Experten haben aber Gotteron vor der Saison auf dem 2. Qualiplatz und dem 3. in der Endabrechnung gesehen.
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