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Swiss League: Kevin Schläpfer muss in Langenthal die Stadionabstimmung retten

Deshalb wird Kevin Schläpfer nie einen Posten beim EHC Olten übernehmen.
Deshalb wird Kevin Schläpfer nie einen Posten beim EHC Olten übernehmen.Bild: zvg
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Kevin Schläpfer – Oltens verpasste «Jahrhundert-Chance» und Langenthals «Anti-Anliker»

Hat ein T-Shirt den Lauf unserer Hockey-Geschichte beeinflusst? Ja, wahrscheinlich ist es so. Sonst wäre Kevin Schläpfer jetzt nicht der neue Sportchef in Langenthal.
07.03.2019, 12:0307.03.2019, 14:06
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Es war nur ein Scherz. Aber mit Folgen. Kevin Schläpfer liess sich im Oktober 2017 von Kollegen im Rahmen des Hockey-Cupspiels Olten gegen Biel ein T-Shirt überstreifen. Mit dem Aufdruck «Scheiss Olten». Heute sind Hosentelefone auch Hosenfotoapparate. Das Bild hat den Weg in die Medien gefunden.

Kevin Schläpfer konnte sagen, was er wollte – seither ist Olten für ihn kein Thema mehr. Nicht als Trainer. Nicht als Sportchef. Er hat sich hockeytechnisch auf Lebzeiten an Olten versündigt.

Dabei wäre er genau der richtige Mann, um Olten in der höchsten Liga zu etablieren. So wie er in Biel das Aufstiegsteam von 2008 gebaut und die Hockeybegeisterung wieder geweckt hat – so könnte er es auch in Olten rocken lassen. Denn Olten ist «Hockeytown» im besten Sinne des Wortes. Olten gehört mit seiner Hockeykultur in die Eliteklasse unseres Landes. Kevin Schläpfer, mit spielerischer Vergangenheit in Olten, hätte in Olten «Hockeygott» werden können.

Aber jetzt wird er ausgerechnet bei Oltens Rivalen Langenthal Hockey-General – eine Offerte der Rapperswil-Jona Lakers ebenfalls für den Posten des Sportchefs hat er abgelehnt. Keine andere Rivalität nördlich des Gotthard ist so intensiv wie die zwischen dem EHC Olten und dem SC Langenthal. Mit Kevin Schläpfer als Sportchef in Langenthal wird diese Rivalität nun noch intensiver.

Olten vs. Langenthal – mehr als nur ein Derby.Video: YouTube/MySports

Was kann Kevin Schläpfer in Langenthal bewirken? Sein neuer Arbeitgeber liegt nicht sportlich und wirtschaftlich darnieder wie damals der EHC Biel. Und ein Aufstieg in die höchste Liga wird, anders damals in Biel, nicht angestrebt. Er muss auch nicht in einer «Feuerwehr-Übung» eine Hockey-Titanic vor dem Untergang retten wie letzte Saison in Kloten.

Von Kevin Schläpfer wird etwas anderes erwartet: Als Sportchef obliegt es ihm zwar, den Trainer und aus- und inländisches Personal anzuheuern und dafür zu sorgen, dass die exzellente Nachwuchsabteilung weiterhin funktioniert. Aber etwas anderes ist noch wichtiger: In Langenthal stehen wichtige politische Entscheidungen an. Abstimmungen rund um den dringend erforderlichen Neubau einer Arena müssen gewonnen werden. Kevin Schläpfer wird «Hockey-Politiker».

Der SC Langenthal wird von Stephan Anliker präsidiert. Er wird zwar seinen Vorsitz an den bisherigen Geschäftsführer Gian Kämpf übergeben. Aber das ändert nichts daran, dass der SCL «sein» Klub ist und wird in der Stadt als reine Kulissenschieberei durchschaut.

Für alle lokalpolitischen Geschäfte ist der Name Stephan Anliker toxisch. Er ist in der Stadt als Unternehmer (Architekt) einfach zu erfolgreich und sein Engagement bei Fussball-GC wird ihm als grössenwahnsinniges Narrentreiben ausgelegt. Wie soll das Volk Vorhaben zu einem Arena-Neubau zustimmen, wenn der Hockey-Präsident (als der er auch nach seinem Rücktritt wahrgenommen wird) sein Geld nicht in den lokalen Sport investiert, sondern in Zürich in ein Fass ohne Boden wirft? Das ist undankbar. Alle Gegner der Arena-Vorlagen können populistisch argumentieren, man finanziere doch mit Steuergeldern nicht das marode GC.

GC-Praesident Stephan Anliker reagiert nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel im Letzigrund, am Sonntag, 3. Februar 2019 in Zueri ...
Stephan Anliker hat bei GC momentan genug Probleme.Bild: KEYSTONE

Das ist alles zwar höchst undankbar. Stephan Anliker hat aus dem 1.-Liga-Klub SC Langenthal ein Vorzeige-Unternehmen in der zweithöchsten Spielklasse gemacht. Ohne ihn gäbe es den SC Langenthal, wie wir ihn heute kennen, nicht. Aber Dankbarkeit darf in der Politik und im Sport nicht erwartet werden.

Kevin Schläpfer kann den SC Langenthal von den politischen Auswirkungen des Namens «Stephan Anliker» erlösen. Er hat eine Vergangenheit als Spieler in Langenthal, er hat Charisma, er ist populär in der Stadt, er hat hier viele Freunde. Ja, Langenthal ist schon seit Jahren so etwas wie seine zweite Heimat. Zumal er hier mit Markus Bösiger (auch er im Volk so etwas wie ein «Anti-Anliker») seinen besten und wichtigsten Freund hat. Die perfekten Voraussetzungen, um lokalpolitisch und lokalpsychologisch der «Anti-Anliker» zu werden.

Kevin Schläpfer als «Mister SCL», als Langenthals Gesicht und so das Zugpferd in den anstehenden politischen Prozessen rund um den Bau einer neuen Arena. Aus dem Spieler, Sportchef und Trainer wird jetzt auch noch ein Politiker.

Eines steht fest: Die Unterhaltung in Langenthal und die Reue in Olten über die verpasste «Jahrhundert-Chance Kevin Schläpfer» werden gross sein.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mätse
07.03.2019 13:53registriert September 2015
Falls der Job für KS in Langenthal zu langweilig ist, kann er ja mal beim Anliker-Team in Zürich as Coach aushelfen.
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dechloisu
07.03.2019 16:48registriert November 2016
Dass er den Job in Langenthal lieber annimmt wie den in Rapperswil ist durchaus nachvollziehbar.

In Langenthal kann er quasie ohne Druck einen NLA Verein aufbauen wie damals in Biel, während er in Rapperswil von Anfang an absolut liefern müsste, denn der Abstieg ist allgegenwärtig. Wenn er mit Rappi absteigt ist er weg, und hätte wohl seine letzte Akzeptanz verspielt.
Ich weiss jetzt werde ich gleich von der Rappi Crew gekreuzigt, nach dem Motto schau erstmal auf Kloten etc etc.
ändert nichts am Fakt dass Rappi in den nächsten Jahren wieder absteigen wird wenn sich nicht massiv was verändert.
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Ricardo Tubbs
07.03.2019 14:12registriert März 2019
den brauchen wir in olten sicher nicht! mit bartolone haben wir einen ehrlichen arbeiter an der bande. wir müssen andere baustellen räumen als den coach!
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