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Es war nur ein Scherz. Aber mit Folgen. Kevin Schläpfer liess sich im Oktober 2017 von Kollegen im Rahmen des Hockey-Cupspiels Olten gegen Biel ein T-Shirt überstreifen. Mit dem Aufdruck «Scheiss Olten». Heute sind Hosentelefone auch Hosenfotoapparate. Das Bild hat den Weg in die Medien gefunden.
Kevin Schläpfer konnte sagen, was er wollte – seither ist Olten für ihn kein Thema mehr. Nicht als Trainer. Nicht als Sportchef. Er hat sich hockeytechnisch auf Lebzeiten an Olten versündigt.
Dabei wäre er genau der richtige Mann, um Olten in der höchsten Liga zu etablieren. So wie er in Biel das Aufstiegsteam von 2008 gebaut und die Hockeybegeisterung wieder geweckt hat – so könnte er es auch in Olten rocken lassen. Denn Olten ist «Hockeytown» im besten Sinne des Wortes. Olten gehört mit seiner Hockeykultur in die Eliteklasse unseres Landes. Kevin Schläpfer, mit spielerischer Vergangenheit in Olten, hätte in Olten «Hockeygott» werden können.
Aber jetzt wird er ausgerechnet bei Oltens Rivalen Langenthal Hockey-General – eine Offerte der Rapperswil-Jona Lakers ebenfalls für den Posten des Sportchefs hat er abgelehnt. Keine andere Rivalität nördlich des Gotthard ist so intensiv wie die zwischen dem EHC Olten und dem SC Langenthal. Mit Kevin Schläpfer als Sportchef in Langenthal wird diese Rivalität nun noch intensiver.
Was kann Kevin Schläpfer in Langenthal bewirken? Sein neuer Arbeitgeber liegt nicht sportlich und wirtschaftlich darnieder wie damals der EHC Biel. Und ein Aufstieg in die höchste Liga wird, anders damals in Biel, nicht angestrebt. Er muss auch nicht in einer «Feuerwehr-Übung» eine Hockey-Titanic vor dem Untergang retten wie letzte Saison in Kloten.
Von Kevin Schläpfer wird etwas anderes erwartet: Als Sportchef obliegt es ihm zwar, den Trainer und aus- und inländisches Personal anzuheuern und dafür zu sorgen, dass die exzellente Nachwuchsabteilung weiterhin funktioniert. Aber etwas anderes ist noch wichtiger: In Langenthal stehen wichtige politische Entscheidungen an. Abstimmungen rund um den dringend erforderlichen Neubau einer Arena müssen gewonnen werden. Kevin Schläpfer wird «Hockey-Politiker».
Der SC Langenthal wird von Stephan Anliker präsidiert. Er wird zwar seinen Vorsitz an den bisherigen Geschäftsführer Gian Kämpf übergeben. Aber das ändert nichts daran, dass der SCL «sein» Klub ist und wird in der Stadt als reine Kulissenschieberei durchschaut.
Für alle lokalpolitischen Geschäfte ist der Name Stephan Anliker toxisch. Er ist in der Stadt als Unternehmer (Architekt) einfach zu erfolgreich und sein Engagement bei Fussball-GC wird ihm als grössenwahnsinniges Narrentreiben ausgelegt. Wie soll das Volk Vorhaben zu einem Arena-Neubau zustimmen, wenn der Hockey-Präsident (als der er auch nach seinem Rücktritt wahrgenommen wird) sein Geld nicht in den lokalen Sport investiert, sondern in Zürich in ein Fass ohne Boden wirft? Das ist undankbar. Alle Gegner der Arena-Vorlagen können populistisch argumentieren, man finanziere doch mit Steuergeldern nicht das marode GC.
Das ist alles zwar höchst undankbar. Stephan Anliker hat aus dem 1.-Liga-Klub SC Langenthal ein Vorzeige-Unternehmen in der zweithöchsten Spielklasse gemacht. Ohne ihn gäbe es den SC Langenthal, wie wir ihn heute kennen, nicht. Aber Dankbarkeit darf in der Politik und im Sport nicht erwartet werden.
Kevin Schläpfer kann den SC Langenthal von den politischen Auswirkungen des Namens «Stephan Anliker» erlösen. Er hat eine Vergangenheit als Spieler in Langenthal, er hat Charisma, er ist populär in der Stadt, er hat hier viele Freunde. Ja, Langenthal ist schon seit Jahren so etwas wie seine zweite Heimat. Zumal er hier mit Markus Bösiger (auch er im Volk so etwas wie ein «Anti-Anliker») seinen besten und wichtigsten Freund hat. Die perfekten Voraussetzungen, um lokalpolitisch und lokalpsychologisch der «Anti-Anliker» zu werden.
Kevin Schläpfer als «Mister SCL», als Langenthals Gesicht und so das Zugpferd in den anstehenden politischen Prozessen rund um den Bau einer neuen Arena. Aus dem Spieler, Sportchef und Trainer wird jetzt auch noch ein Politiker.
Eines steht fest: Die Unterhaltung in Langenthal und die Reue in Olten über die verpasste «Jahrhundert-Chance Kevin Schläpfer» werden gross sein.