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Wer mit den Steinbock tanzt, ist verloren. Wie die Kloten Flyers im Viertelfinal. Gegen die Davoser hat nur eine Chance, wer nicht mit ihnen tanzt. Wer ihnen auf die Füsse steht. Wer sie vom rechten spielerischen Weg abbringt. So wie es der SC Bern zum Auftakt getan hat.
Der Bär tanzt ohnehin nicht gerne. Das archaische, raue Hockey gehört zur SCB-Kultur. So wie das Tempo- und Laufhockey zum HCD gehört. Die «bösen» Berner haben so in der «Ära Del Curto» (seit 1996) vier Titel gewonnen. Arno Del Curto mit seinem «guten», modernen Hockey sechs.
Die Mittel des spielerisch unterlegenen Aussenseiters sind seit ewigen Zeiten die Härte, die Checks, die Provokation, die Emotion, das «Böse». Erst recht in Zeiten der Playoffs. In Nordamerika ist es so üblich. Bei uns eher nicht.
HCD-Trainer Arno Del Curto hat die Auftaktniederlage (4:5 n.V.) inzwischen analysiert. Er sagt: «Wenn ich Spieler wäre, würde ich durchdrehen!» Zu viele Stockschläge, zu viele Provokationen. Aber er will das nicht als Ausrede verstanden wissen. «Wir sind selber schuld. Der SCB hat alles richtig gemacht und sehr gut gespielt. Wir sind in dieser Saison noch nie so unter Druck geraten. Wir sind uns das gar nicht gewohnt», so Del Curto.
Die Berner hätten auf dem ganzen Eisfeld jeden Check fertig gemacht und sie hätten die Davoser auch 60 Minuten lang provoziert, führt der Kult-Trainer weiter aus. «Auch wenn ich das nicht mag und ich eine andere Vorstellung vom idealen Hockey habe, so muss ich doch sagen: So sind eben Playoffs. Der SCB-Sieg ist verdient. Wir hatten Glück, dass wir überhaupt noch ausgleichen konnten.»
Arno Del Curto sagt, der Grund für die Niederlage sei, dass seine Spieler mit diesem Stil der Berner nicht zurechtgekommen seien. «Wir haben uns ablenken lassen und wir haben uns immer mehr aufgeregt.» Das dürfe nun nicht mehr passieren. «Wir müssen ruhig bleiben und ich darf nicht ausflippen.» Er sei sich bewusst, dass es jetzt wohl so weitergehen wird: «Wir werden in Bern durch die Hölle gehen müssen.»
Die Frage ist ja auch: Hat der HCD noch genug Energie, um sich letztlich doch mit Tempospiel durchsetzen zu können? Ist diese Auftakt-Niederlage bloss ein Betriebsunfall, den der HCD mit schwungvollem Tempospiel korrigieren und den SCB vom Eis fegen wird? Oder ist sie der Anfang vom Ende?
Del Curto ist schon ein wenig beunruhigt. «Der Grund, warum wir uns so aus der Ruhe bringen liessen, dass wir uns so aufgeregt haben, könnte auch sein, dass uns die Kraft ausgeht.» Er habe bereits im Laufe der Saison einen Zusammenbruch durch die Mehrfachbelastung (Meisterschaft, Champions League, Spengler Cup) befürchtet, der dann aber nicht gekommen sei. «Aber vielleicht sind wir nun am Ende der Saison nicht mehr dazu in der Lage, ganz so schnell und präzis zu spielen, wie wir sollten.»
Die Leistung der Berner hat Arno Del Curto beeindruckt – aber nicht so sehr überrascht. «Sie hatten so viele verletzte Spieler wie wir. Aber wir hatten mit Leonardo Genoni einen Torhüter, der uns durch diese Zeit gerettet hat. Der SCB hatte keinen solchen Torhüter und geriet deshalb in eine Krise. Aber jetzt hat der SCB einen Goalie.»
1989 hat der SC Bern bei einer ähnlichen Ausgangslage im Finale gegen Lugano mit Härte, Taktik und Provokationen über Tempo und spielerische Klasse triumphiert. Der kanadische Leitwolf Alan Haworth war der härteste Spieler der Liga. In diese Rolle des Provokateurs ist jetzt Thomas Rüfenacht geschlüpft. Spielerisch bei weitem nicht so gut wie damals Haworth. Aber er ist eher noch «böser» und geht mit seinen Provokationen den Gegenspielern noch mehr unter die Haut.