Die SCL Tigers träumen vier Runden vor Ende der Qualifikation noch von den Playoffs. Dank Siegen, mühselig wie die Arbeit der Bergbauern. Erarbeitet im Schweisse des Angesichts. Siege als Dramen und nicht als Lustspiele auf der grossen Bühne des helvetischen Hockeys. Siege der Bescheidenheit, des Fleisses und des Willens. Nicht der Hoffart, des Talentes und der vollen Tresore.
Ein Dialog während der zweiten Pause zwischen zwei den Tigern gutgesinnten Chronisten – einer ein Schreibknecht, der andere ein Tonknecht – erklärt uns die wundersame Wende vom 0:1 zum 2:1 gegen den grossen HC Davos.
Die beiden lassen den tüchtigen Sportchef noch eine Weile lustvoll durch die verbale Röndle (= Kornfegemaschine mit Rüttelsieb), ehe sie sich dann wieder auf ihre Plätze begeben um dem Schlussakt des grossen Dramas beizuwohnen.
Im Schlussdrittel gleicht ... Emanuel Peter zum 1:1 aus. Auf Pass von ... Roland Gerber. Die Wende. Der Weg zum Sieg ist frei. Das Scheunentor zu den Playoffs wieder offen.
Sind die zwei vorher erwähnten Chronisten also hockeyfachtechnische Nichtsnutze? Nein. Es ist eine hockeytechnisch durchaus fundierte Qualifikation der beiden bereits 33-jährigen Stürmer. Sie hätten in keiner anderen NLA-Mannschaft auch nur den Hauch einer Chance. Es ist nämlich Emanuel Peters erstes Saisontor und Roland Gerbers erster Saisonassist. Offensive Nichtsnutze.
Langnau gewinnt nun zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg Spiele unter maximalem Druck. Spiele, die sie gewinnen müssen, um eine Chance auf die Playoffs zu haben. Spiele, die sie in den vergangenen Jahren alle verloren haben.
Sie gewinnen diese Spiele inzwischen auch ohne ihre offensiven Titanen Antti Erkinjuntti, Thomas Nüssli oder Anton Gustafsson. Weil die offensiven Nichtsnutze weit über sich hinauswachsen und weil sich keiner für defensive Arbeit zu schade ist.
Und so ist nun nach diesem Sieg über Davos (2:1) alles einfach, klar und wahr. Wir müssen nicht mehr rechnen. Gewinnen die Langnauer nach der olympischen Pause die drei letzten Partien gegen Servette daheim, Kloten daheim und Kloten auswärts nach 60 Minuten, dann sind sie in jedem Fall in den Playoffs.
Mit Gott und den Zeugen Gotthelfs wird es gelingen. So pathetisch dürfen wir es schon sagen. Damit eine Mannschaft mit so wenig Talent, mit so vielen offensiven Nichtsnutzen wie die SCL Tigers die Playoffs erreichen, braucht es zwei Faktoren.
Was dem Bauern der Dienstbote, das ist Langnaus Trainer Heinz Ehlers der Defensivsoldat, der offensive Nichtsnutz. So wie der Bauer beim Einbringen der Ernte auf die Loyalität, den Fleiss und den Willen seiner Dienstboten, so ist Heinz Ehlers auf die Loyalität, den Fleiss und den Willen seiner spielerischen Dienstboten angewiesen.
Beim wortgewaltigen Jeremias Gotthelf lesen wir über die richtige Gesinnung im Hockey (die Textstellen sind nur mit ein paar Handgriffen der heutigen Zeit angepasst):
Der grosse Dichterfürst hat also schon vor mehr als 150 Jahren erkannt, was ein gutes Hockeyteam ausmacht. Wir lesen weiter an anderer Stelle:
So ist das also im «Hockey Country». Im Lande Gotthelfs. Die Zeugen Gotthelfs haben es jetzt bis auf die Zielgerade geschafft. Und wenn es Heinz Ehlers gelingt, den Geist Gotthelfs während der olympischen Pause wachzuhalten, dann werden die Emmentaler zum zweiten Mal nach 2011 die NLA-Playoffs bestreiten.
P.S. Torhüter hat es zu Gotthelfs Zeiten noch keine gegeben. Deshalb finden wir in seinen Schriften zu dieser ganz besonderen Spezies keine Weisheiten. Daher sei hier erwähnt: Gegen Gottéron und Davos war Ivars Punnenovs mit Fangquoten von 95,24 bzw. 96,00 Prozent der wichtigste Einzelspieler.