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Ist er die Nummer 19 aller Zeiten? Im Standardwerk «Torrianis Erben» wird Martin Plüss als Nummer 19 aller Zeiten aufgeführt. In dieser Liste ist Mark Streit vor Bibi Torriani und Felix Hollenstein die Nummer Eins.
Solche Rankings sind immer eine Spielerei. Und selbst nach einem dreimonatigen Seminar gäbe es keine Einigkeit darüber, wer nun wo einzuordnen ist.
Aber bei Martin Plüss gilt: Die Einstufung als Nummer 19 ist ein Missverständnis. Im gebührt Platz Nummer 3. Es kann nicht sein, dass in der historischen Einordnung Felix Hollenstein (3.), Jörg Eberle (6.), Gil Montandon (8.) und sogar Ivo Rüthemann (14.) und Peter Jaks (18.) höher eingestuft werden. Ja, diese Nummer 19 ist gleich aus mehreren Gründen eine Beleidigung.
Anders als alle die vor ihm klassierten Stürmer war Martin Plüss bei seinem letzten Klub, beim SC Bern, während einer ganzen Ära der wichtigste Offensivspieler – und nicht ein Ausländer. Gerade deshalb kann es nicht sein, dass er erst als Nummer 19 geführt wird. Martin Plüss gehört zu den ganz wenigen «Franchise Players». Also zu den Spielern, die ein Hockeyunternehmen auf und neben dem Eis besser machen.
Es passt durchaus zu Martin Plüss, dass er erst sieben Monate nach dem letzten Spiel seiner Karriere den Rücktritt erklärt hat. Er hat sich für jeden wichtigen Schritt Zeit genommen und deshalb immer alles richtig gemacht.
Martin Plüss hat in seiner Karriere den Klub nur zweimal gewechselt. Und beide Transfers erfolgten erst nach wochenlangen Verhandlungen. 2004 verliess er den EHC Kloten (damals die Kloten Flyers) und wechselte nach Schweden zu Frölunda.
Eine weise Transferentscheidung. In der ersten Saison mit Martin Plüss wurde der Klub mit dem grössten Zuschauervolumen in Schweden Meister, in der zweiten reichte es fürs Finale. 2007 verlängerte er den Vertrag nochmals um drei Jahre. Aber nach einer verunglückten Saison 2007/08 folgte die vorzeitige Auflösung und im Sommer 2008 der Wechsel zum SC Bern.
Martin Plüss verdient in der historischen Einstufung die Nummer Drei auch wegen seiner ersten Saison (2004/05) in Schweden. Es war die verlorene NHL-Saison. Viele NHL-Stars kehrten heim nach Schweden und bestritten die heimische Meisterschaft, die dadurch die bestbesetzte der Welt war.
In dieser hochstehenden Meisterschaft setzte sich Martin Plüss durch und war in der von Henrik Zetterberg angeführten Skorerliste mit 42 Punkten aus 46 Partien die Nummer Neun. Martin Plüss hatte zwar keine NHL-Postur – aber mit ziemlicher Sicherheit hätte er sich in der NHL mit der neuen, strengeren Regelauslegung durchgesetzt.
So ist es nur logisch, dass er als Center im WM-Finalteam von 2013 ein Schlüsselspieler war. Er ist ein WM-Silberheld und hat bei insgesamt zwölf WM- und vier Olympiaturnieren für die Schweiz gespielt. Seine internationale Konkurrenzfähigkeit ist ein weiterer Grund, warum er hinter Mark Streit und Bibi Torriani im ewigen Ranking die Nummer Drei sein müsste.
Seine sportliche Entwicklung bis auf internationale Höhen hatte sich früh abgezeichnet. Der Junior, der seine ersten Kreise in Niederhasli zog, kam in den beiden letzten Jahren der Klotener Meisterserie (1995 und 1996) in die Mannschaft, bekam aber in dieser festgeführten Teamhierarchie nur eine Rolle am offensiven Katzentisch. Sein wahres Potenzial deutete er zuerst bei der U20-WM in Genf und Morges in der Altjahrswoche 1996 an – wie Mark Streit.
In Kloten begann nach den vier Titeln in Serie (1993, 1994, 1995, 1996) ein Meisterblues mit mehreren Strophen und in dieser schwierigen Zeit entwickelte sich Martin Plüss zum Leitwolf und zusammen mit Reto von Arx zum besten Center der Liga. Martin Plüss verliess Kloten 2004 als Captain, um in Schweden zu spielen.
Beim SC Bern hat Martin Plüss zwischen 2008 und 2017 eine ganze Ära mit vier Titeln (2010, 2013, 2016, 2017) geprägt. Auch das ein Grund für die Klassierung als Nummer Drei.
Er hat die Arena im letzten Frühjahr erhobenen Hauptes verlassen – als Captain, der im Alter von 40 Jahren sämtliche 65 Partien bestritten (65 Punkte) und am Schluss den Meisterpokal gestemmt hatte. Auch das ein Grund, ihn als Nummer Drei aller Zeiten zu werten.
Beim wichtigsten Hockeyunternehmen des Landes, das sich erstklassiges ausländisches Personal leisten kann, als Schweizer über Jahre der offensive Leitwolf zu sein – das ist nur ganz grossen Spielern vergönnt.
Und wer dann beim SC Bern selber den Zeitpunkt des Rücktrittes bestimmt wie Martin Plüss, ist ganz einfach einer der Grössten aller Zeiten.