Für einmal glaubt man allen Beteiligten, wenn sie sagen, der Cupfinal sei noch weit weg. Den Luxus, schon an den nationalen Saisonabschluss am 29. Mai zu denken, können sich weder der FC Zürich noch der FC Lugano leisten. Vier Meisterschaftsspiele stehen bis dahin noch an, und sie sind für beide Finalisten von kapitaler Bedeutung. Der Cupsieg kann zwar die Saison retten (Zürich) oder krönen (Lugano), aber dafür ist der Klassenerhalt Voraussetzung.
Das erste Duell zwischen Zürich und Lugano im Letzigrund innert drei Wochen wird noch keine Vorentscheidung im Abstiegskampf bringen. Es sei eine sehr wichtige Partie, aber kein Schicksalsspiel, stellte der FCZ-Trainer Sami Hyypiä fest. Am Pfingstmontag gastieren die Zürcher beim FC St.Gallen, am darauffolgenden Sonntag in Sitten, und zum Super-League-Abschluss empfangen sie den FC Vaduz. Es gibt also die Möglichkeit, einen allfälligen Fehltritt gegen Lugano noch zu korrigieren.
Hyypiä wehrt sich allerdings gegen die Einstellung, man habe noch genügend Zeit, um die Spur zu finden. Seit Saisonbeginn befindet sich der FCZ fast ununterbrochen im gefährlichen Tabellenbereich rund um die Abstiegszone. Nur einmal ist es ihm gelungen, zwei Siege aneinanderzureihen. Das war Anfang April gegen Vaduz und St.Gallen. Und es schien so, als wäre der FC Zürich damit seine Abstiegssorgen los geworden. Seit dem 4:0 gegen St.Gallen sammelte er aber in sechs Partien nur zwei Punkte.
Phasenweise zeigte der FC Zürich guten Fussball und deutete an, dass er über Qualität verfügt. Aber bereits Kleinigkeiten bringen ihn jeweils wieder aus dem Konzept. Hyypiä sagt neun Monate nach seinem Amtsantritt, er kämpfe immer noch mit vielen Problemen, die schon im letzten Frühherbst existierten. Konkret benennt der Finne diese nicht, aber es ist auffällig, wie oft er von der Bedeutung spricht, fokussiert zu sein, als Team zu funktionieren und «jedes Mal Gas zu geben».
Mit dem letzten Auftritt gegen Basel (2:3) war Hyypiä zufrieden. Seine Spieler hätten alles getan, um etwas Zählbares mitzunehmen. Auch sein Ausblick auf die Partie gegen Lugano fällt positiv aus. «Es ist eine super Chance, um Lugano weiter zu distanzieren.» Bewusst will er darauf verzichten, gegenüber seinen Spielern von Gefahren und Ängsten zu reden – etwa von der Gefahr, am Mittwochabend wieder Letzter zu sein. Darauf, wie sehr er selber unter Druck steht, geht Hyypiä nicht gross ein. «Die Trainerdiskussion ist immer da, wenn es nicht läuft. Ich trage die Verantwortung.»
Vor dem Spiel gegen Lugano denkt Hyypiä über einen erneuten Torhüterwechsel nach. Yanick Brecher könnte der Fehler, der zum Penalty und schliesslich zum 3:2 von Basel führte, zum Verhängnis werden. Es wäre die dritte Goalie-Rochade beim FCZ in dieser Saison. Und auch ein Zeichen an die Feldspieler, wie Hyypiä in bester Eishockey-Manier betont.
Wichtiger als die Besetzung der Goalieposition dürfte aber die Frage sein, ob Verteidiger Leonardo Sanchez spielt. In den acht Spielen mit dem zuletzt verletzten Argentinier feierten die Zürcher drei der sechs Saisonsiege und zeigten sich defensiv deutlich stabiler. Während Sanchez' Einsatz fraglich ist, dürfte Captain Gilles Yapi mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Mannschaft zurückkehren.
Obwohl der FC Zürich im Fokus steht, ist es Lugano, das in diesem Duell mehr zu verlieren hat. Die Südtessiner, die gegen den FCZ wieder auf Anastasios Donis zählen können, laufen Gefahr, bei einer Niederlage distanziert zu werden, wenn gleichzeitig der FC Vaduz daheim den FC Sion schlägt. (pre/sda)