Den Familien der iranischen Fussballnationalmannschaft wurde offenbar mit Gefängnis und Folter gedroht, falls sich die Spieler vor dem Spiel gegen die USA am Dienstag nicht «benehmen» sollten. Dies berichtet CNN mit Berufung auf eine Quelle, die mit der Sicherheit der Spiele zu tun hat.
Nachdem sich die iranischen Spieler geweigert hatten, in ihrem ersten Gruppenspiel gegen England die iranische Nationalhymne zu singen, wurden sie zu einem Treffen mit Mitgliedern des Korps der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) gerufen.
Der Quelle zufolge wurde ihnen gesagt, dass ihren Familien «Gewalt und Folter» drohten, wenn sie die Nationalhymne nicht singen oder sich an politischen Protesten gegen das iranische Regime beteiligen würden.
So sangen die Spieler dann die Hymne vor ihrem zweiten Spiel gegen Wales am vergangenen Freitag, das der Iran mit 2:0 gewann.
Die Quelle, die die iranischen Sicherheitsbehörden, die während der Weltmeisterschaft in Katar tätig sind, genau beobachtet, sagte, dass Dutzende von Offizieren des IRGC abgestellt wurden, um die iranischen Spieler zu überwachen. Mehdi Taremi, Alireza Jahanbaksh und Co. ist es nicht erlaubt, sich ausserhalb der Mannschaft zu bewegen oder mit Ausländern zu treffen.
Carlos Queiroz, der portugiesische Trainer der iranischen Nationalmannschaft, soll sich separat mit IRGC-Offizieren getroffen haben. Queiroz erklärte, dass iranische Spieler bei der Weltmeisterschaft protestieren können, allerdings nur im Rahmen der FIFA-Vorschriften.
Den Spielern, so die Quelle, seien vor dem Spiel gegen England «Geschenke und Autos» versprochen worden, aber das Regime sei dazu übergegangen, die Spieler und ihre Familien zu bedrohen, nachdem die Mannschaft sich geweigert habe, die Nationalhymne zu singen.
Der Iran und die USA treffen am Dienstag in einem entscheidenden Spiel der Gruppe B aufeinander.
Der Iran tritt bei dieser Weltmeisterschaft im Schatten der innenpolitischen Unruhen auf. Der Chef des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Volker Turk, sagte, das Land befinde sich in einer «vollwertigen Menschenrechtskrise», da die Behörden gegen Regimegegner vorgehen.
Die Proteste, die von Experten als die bedeutendsten seit der Errichtung der klerikalen Herrschaft im Anschluss an die iranische Revolution von 1979 bezeichnet werden, haben den Iran in den letzten Monaten erschüttert und bedrohen das Regime des Landes, das seit mehr als 40 Jahren an der Macht ist.
Ausgelöst wurde die Bewegung durch den Tod von Mahsa Amini. Die 22-Jährige starb in Gewahrsam der Sittenpolizei, weil sie sich angeblich nicht an die konservative Kleiderordnung des Landes gehalten hatte. Auf die Proteste reagieren die iranischen Sicherheitskräfte mit Gewalt.
Am Sonntag forderten iranische Staatsmedien den Ausschluss der USA von der Fussballweltmeisterschaft 2022, nachdem der US-amerikanische Fussballverband die iranische Flagge auf seinen Social-Media-Plattformen geändert hatte, um seine Unterstützung für die Demonstranten im Iran zu zeigen.
Der Verband hatte auf seinen offiziellen Twitter-, Instagram- und Facebook-Konten vorübergehend die iranische Nationalflagge ohne das Emblem der Islamischen Republik gezeigt. Eine inzwischen gelöschte Grafik des Tabellenstandes der Gruppe B zeigte die iranische Flagge nur in den Farben Grün, Weiss und Rot.
«US Soccer» erklärte am Sonntag gegenüber CNN, dass man die offizielle Flagge für 24 Stunden ändern wollte, um «Unterstützung für die Frauen im Iran zu zeigen, die für grundlegende Menschenrechte kämpfen». Man habe aber immer geplant, zur ursprünglichen Flagge zurückzukehren.
Die Änderung «war eine einmalige Grafik», so «US Soccer» weiter. «Wir haben die Hauptflagge auf unserer Website und an anderen Stellen.» Das Emblem ist derzeit wieder auf der Flagge auf den sozialen Medienkanälen von «US Soccer» zu sehen. Die Aktion sei nicht mit dem Aussenministerium abgesprochen gewesen, wie ein Sprecher der Regierung mitteilte.
(bal)