Seit ich zum ersten Mal im Hardturm war und als Dreikäsehoch GC zugejubelt habe, möchte ich Fussballprofi werden: Zusammen mit meinen Teamkameraden die Schweiz erobern und vielleicht sogar in Europa für etwas Furore sorgen. Vor vollen Rängen spielen und nur das tun, was ich am liebsten tue: Tschuute, Tschuute, Tschuute.
Ich habe nämlich einen Holzfuss. Und die Sprint-Fähigkeiten einer durchschnittlich bekifften Riesenschildkröte. Dafür ist meine Spielübersicht ganz okay: auf der Playstation.
Kurz gesagt: Ich musste irgendwann einsehen, dass es nichts wird mit meiner Fussballkarriere. Auch wenn GC noch so einen Spielermangel hat. Ich habe andere Talente: Luftschlösser bauen und Candy Crush spielen.
Denn vielleicht braucht man in Zukunft ja gar kein Talent mehr, um in ein Profi-Fussballteam zu kommen. Sondern einfach nur Geld. Im Formel-1-Zirkus ist das schon courant normal.
Im ganzen Theater rund um die Cockpit-Plätze von Sauber wurde vor allem wieder mal eins klar: Hier geht es nicht um Talent, sondern um Kohle. Wer vom Trio Felipe Nasr, Marcus Ericsson, Giedo van der Garde nun der beste Fahrer ist, interessiert keine Sau mehr. Derjenige, welcher die dicksten Sponsoring-Verträge vorweisen und dem Rennstall den fettesten Check überweisen kann, darf an den Start gehen.
Die Hauptschuld an diesem Schlamassel trägt dann auch nicht Sauber-Chefin Monisha Kaltenborn, sondern Bernie Ecclestone und seine Formel-1-Holding. Die Preisgelder werden im eccelstone'schen Rennzirkus derart ungleich verteilt, dass die kleinen Teams tagtäglich ums finanzielle Überleben kämpfen müssen. Sportliche Aspekte treten gezwungenermassen in den Hintergrund.
So wird es kommen, dass in den kleinen Teams in Zukunft nur noch reiche Millionärssöhne ihrem Hobby frönen werden. Fahrer, die auch wirklich etwas können, werden nur noch in den drei vier Top-Teams unterwegs sein. Die Formel-1-Rennen verkommen so zu einem «teuren Mietwagenrennen», wie es Jarno Trulli einst trefflich ausdrückte.
Für den Sportfan eine traurige Entwicklung, für mich eine grosse Chance. Und so geht's:
Mit einem zwei-Millionen-schweren Geldkoffer reise ich nach Niederhasli und klopfe beim finanziell chronisch angeschlagenen Grasshopper Club Zürich an.
«Ich biete Ihnen zwei Millionen, wenn ich dafür nächste Saison Teil der 1. Mannschaft sein darf. Ich muss auch nicht immer spielen, auch als Reservist bin ich zufrieden. Aber wenn eine Partie sowieso entschieden ist oder vielleicht ein Cupspiel ansteht, kann man mich ruhig auch mal einwechseln. Und 30 Minuten im Derby und eine Schlussphase im St. Jakobs-Park liegen vielleicht auch noch drin.»
Der Grasshopper Club – und übrigens jeder andere durchschnittliche Super-League-Verein – hätte grosse Mühe, dieses Angebot auszuschlagen. Ansonsten müsst man die Summe einfach noch etwas erhöhen.
Etwas Qualitätseinbusse, dafür finanzielle Sicherheit. Ein verlockendes Angebot, solange man nicht in Abstiegsnot gerät. Während in der Formel 1 ein Paydriver gleich 50 Prozent des Teams ausmacht, wäre der Schaden, welcher ich als «Payplayer» anrichten könnte, verhältnismässig klein.
As-Saadi al Gaddafi hat's vorgemacht. Der Filius des ehemaligen libyschen Staatsoberhauptes Muammar al-Gaddafi wurde drei Mal hintereinander zu Libyens Fussballer des Jahres gewählt und kam für Perugia am 2. Mai 2004 sogar zu einem Kurzeinsatz in der Serie A. Gegen Juventus Turin wurde er in der 75. Minute eingewechselt. Zu erwähnen, dass er kaum Fussball spielen konnte, brauche ich hier ja wohl nicht.
Schule hat Gaddafis Beispiel nicht gemacht. «Payplayer» gibt es – abgesehen von ein paar dubiosen Engagements von asiatischen Spielern, die wohl hauptsächlich aus marketingtechnischen Überlegungen verpflichtet wurden – in den Top-Ligen Europas noch keine.
Bis heute! Denn dank des ganzen Sauber-Theaters weiss ich: Ich kann doch noch Fussballprofi werden.
Ich brauche nur noch zwei Millionen.