«Alisha, Alisha, Alisha», im Berner Neufeld möchten einige junge Schweizer Fans ein Bild mit dem Publikumsliebling. Einige Hundert sind gekommen, um die Schweizerinnen drei Tage vor dem EM-Eröffnungsspiel zu sehen. Danach geben sie Autogramme und knipsen Selfies. Gefragt ist dabei vor allem auch Alisha Lehmann.
Überall, wo das Schweizer Nationalteam auftaucht, nimmt Lehmann in der Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle ein. Fast 17 Millionen Menschen folgen der Bernerin auf Instagram. Sportlich gehört Lehmann in der Nati jedoch seit Jahren nur eine Nebenrolle. Nur knapp schaffte sie es überhaupt in das 23-Frau-Kader für die Heim-EM. Damit sie dort tatsächlich zum Einsatz kommt, muss aber einiges zusammenkommen. In der 3-5-2-Formation ist sie die Nummer fünf auf den Aussenposition, auch im Sturm stehen mindestens vier Spielerinnen in der Hierarchie vor ihr. Lehmann ist der Ersatz für den Ersatz.
Dennoch zeigte sich vor dem letzten Testspiel vor der EM gegen Tschechien, dass Lehmann innerhalb des Schweizer Nationalteams durchaus eine wichtige Rolle einnimmt. Weil Captain Lia Wälti für die EM-Hauptprobe verletzt passen muss, trägt Noelle Maritz die Captainbinde. Maritz fragt jedoch Lehmann, ob sie eine Kabinenansprache vor dem Spiel halten würde. Lehmann motiviert ihre Mitspielerinnen tatsächlich. Die Schweizerinnen gewinnen gegen Tschechien mit 4:1, Lehmann bleibt die gesamte Partie auf der Ersatzbank.
«Ich habe versucht, eine Mischung zwischen Ernst und Spass zu finden», blickt die 26-Jährige an der Medienkonferenz am Sonntag in Thun auf ihre Rede zurück. Lehmann sagte darin unter anderem:
Es sei nicht so, dass Lehmann von nun an jede Motivationsrede im Team übernimmt. «Das macht immer wieder jemand anderes», sagt sie. Aber wenn sie wieder gefragt würde, würde sie die Aufgabe gerne übernehmen.
Die Szene mit der Rede zeigt: Alisha Lehmann hat im Nationalteam eine nicht zu unterschätzende Rolle abseits des Platzes. Sie steht mit ihren 26 Jahren genau zwischen den talentierten Teenies wie Iman Beney oder Sydney Schertenleib, die innerhalb des Camps gerne Tiktok-Tanzvideos drehen und den routinierten Spielerinnen um Captain Lia Wälti, die im Team-Hotel am liebsten Brändi Dog spielen. «Ich komme mit allen im Team gut aus und bin immer ein bisschen bei allen mit dabei – ganz egal, ob bei Tanzvideos oder beim Brändi Dog», sagt Lehmann.
Alisha Lehmann interpretiert ihre Rolle im Team als eine Art «Jokerrolle». «Ich versuche, gute Laune zu verbreiten», sagt sie.
Dank ihrer grossen Social-Media-Präsenz gilt sie besonders für jüngere Nationalspielerinnen abseits des Platzes als Vorbild. Diese Rolle versucht Lehmann wahrzunehmen. «Ich will den jungen Spielerinnen zeigen, dass man immer alles geben muss, professionell bleiben und positiv auftreten soll.»
So spielt Alisha Lehmann im Schweizer Nationalteam womöglich eine zentralere Rolle, als ihr Platz auf der Ersatzbank vermuten lässt.
Oh wow, wie eindrücklich diese Motivationsrede doch ist, das haut mich ja glatt um. Tiktok-Brain halt...