Im Frühling 2014 wird überraschend Josep Maria Bartomeu Interimspräsident des FC Barcelona, nachdem der bisherige Vorsitzende Sandro Rosell zurückgetreten ist. Ein Jahr später wird er als Klub-Präsident bestätigt – mit dem jüngst erreichten Triple mit Meisterschaft, Copa del Rey und Champions League im Rücken.
Bartomeu ist erfolgreicher Geschäftsmann, hat aber von Fussball und dem Fussballgeschäft nicht viel Ahnung. Und er fällt einen fatalen Personalentscheid: Er entlässt den damaligen Sportdirektor Andoni «Zubi» Zubizarreta, der für die Zuzüge von Lionel Messi und Neymar verantwortlich war.
Dennoch bleiben die Katalanen noch vom Erfolg verwöhnt. Sie gewinnen nach 2015 noch drei Meistertitel in Folge und holen noch viermal den spanischen Pokal. Doch auf europäischer Ebene deutet sich bereits an: Der Niedergang des FC Barcelona hat begonnen. Das Kader wird durch Transfers von Philippe Coutinho oder Ousmane Démbélé immer teurer und aufgeblähter. Ewig kann das nicht gut gehen.
Der FC Barcelona dominiert die spanische Liga und wird Ende April 2019 zum bislang letzten Mal spanischer Meister. Elf Punkte Vorsprung auf das zweitklassierte Atlético Madrid und gar 19 Punkte Vorsprung auf Real Madrid unterstreichen die Dominanz. Friede, Freude, Crema Catalana bei Barça? Das wird sich bald ändern.
Ein überragender Lionel Messi führt den FC Barcelona zum 3:0-Sieg im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Liverpool. Die Sache ist geritzt, Barça spielt einmal mehr um die europäische Krone. Oder?
Mitnichten. Beim «Wunder von Anfield» schafft Liverpool die unfassbare Wende, dreht das 0:3 aus dem Hinspiel und wirft Barcelona aus der Champions League ins Jammertal.
Die Pleite gegen Liverpool scheint noch in den Köpfen der Barça-Bosse zu stecken. Es gibt grosse Pläne, die Mannschaft weiter aufzurüsten: Von PSG soll Neymar nach Spanien zurückkehren und bei Ligakonkurrent Atlético wird Antoine Griezmann umworben. Der Neymar-Transfer fällt nach einer sommerlangen Saga ins Wasser.
120 Millionen Dollar lässt sich Barcelona den Zuzug von Antoine Griezmann kosten. Er soll Neymar im Sturm-Dreizack mit Lionel Messi und Luis Suarez ersetzen. Atlético Madrid ist ob des Vorgehens der Katalanen verärgert.
Barcelona informierte Atlético Madrid nämlich nicht, dass es mit Griezmann über einen Vertrag verhandelte. Das ist nicht erlaubt. Die spanische Liga spricht eine Busse gegen die Katalanen aus. Kostenpunkt: 300 Euro. «Das ist eine Schande», kommentiert die Madrider Sportzeitung «Marca». «Wenn es so wenig kostet, die grundlegendsten Spielregeln zu verletzen, ist das eine Einladung zur Sünde.»
Das Verhältnis zwischen Trainer Ernesto Valverde und Präsident Bartomeu ist schon länger angespannt. Die Zusammenarbeit endet nach einer 2:3-Niederlage gegen Atlético Madrid im Halbfinal des spanischen Supercups. Bartomeu entlässt Valverde und stellt Quique Setién als Nachfolger ein.
Die Entlassung von Valverde löst ein Nachbeben aus. Barcelona-Sportchef Eric Abidal sagt, beim Entscheid habe auch ein Einstellungsproblem der Spieler eine Rolle gespielt. Kritik, die Messi nicht auf sich sitzen lässt: «Jeder soll sich um seine Aufgaben kümmern. Wenn man über Spieler redet, sollte man auch die Namen nennen. Macht man das nicht, beschmutzt man den Namen eines jeden und streut Gerüchte, die nicht der Wahrheit entsprechen.»
Auch mehr als einen Monat nach der Entlassung Valverdes sind die Wogen nicht geglättet. Messi macht, was er bis anhin nur selten gemacht hat: Er beklagt sich über den FC Barcelona. Öffentlich. «Seit Januar gibt es ein Problem nach dem anderen. Wir benötigen Ruhe, um uns auf den Fussball zu konzentrieren», sagt der Argentinier bei der spanischen Zeitung «Mundo Deportivo».
Nach der Corona-Pause geht die Meisterschaft auch in Spanien weiter und der FC Barcelona kommt nicht vom Fleck. Die Katalanen werden noch von Real Madrid abgefangen und verspielen den Meistertitel. Lionel Messi ist sauer: «Wir sind ein unbeständiges und schwaches Team. Seit Januar läuft alles schlecht. Ich warnte schon lange, dass es schwierig wird, wenn wir so weitermachen», schiesst er in Richtung Trainer Quique Setién.
Der gesteht ein, dass bei Barcelona vieles nicht rund läuft: «Wir brauchen alle eine Pause, müssen den Kopf frei kriegen. Ich glaube, dass die fehlende Intensität viel damit zu tun hat, dass wir im Kopf nicht frisch sind. Es gab einige Situationen, die schwer zu handhaben waren.»
2:8! Der so stolze FC Barcelona geht im Champions-League-Viertelfinal, das wegen der Corona-Pandemie in nur einem Spiel ausgetragen wird, gegen Bayern München unter. Chancenlos. Debakel. Watschn.
«Wir haben den Tiefpunkt erreicht», sagt Gerard Piqué – und liegt damit falsch. Es ist erst der Auftakt zu einem Sommerdrama mit der Transfersaga um Lionel Messi.
Direkt nach der Klatsche gegen die Bayern machen erste Wechselgerüchte die Runde. Verlässt Lionel Messi etwa tatsächlich den FC Barcelona? Das lange Unmögliche scheint plötzlich möglich.
Die Klatsche gegen die Bayern ist auch der Todesstoss für die Barça-Karriere von Quique Setién. Der 61-Jährige wird entlassen. Als Nachfolger wird die niederländische Klub-Legende Ronald Koeman vorgestellt.
Nachdem der Klub die Wechselgerüchte zuerst noch dementiert, heisst es eine Woche später plötzlich: «Ja, Lionel Messi will gehen.» Doch Barça zeigt sich spitzfindig und sagt, Messi dürfe den Vertrag nicht auflösen, weil ihm die Klausel im Vertrag dies nur bis Ende Juni 2020 – normalerweise das Ende der Saison – erlaubt hätte.
Das Transferdrama spitzt sich zu: Lionel Messi teilt dem FC Barcelona seinen Wechselwunsch offiziell per Einschreiben mit. Das definitive Ende? Oder doch nur ein geschickter Schachzug, um Druck auf den Klub auszuüben? Angeblich will Messi die Ära Bartomeu bei den Katalanen beenden.
Die Saga findet Anfang September ein Ende – vorerst. Lionel Messi bleibt, aber er hält weiterhin nicht mit Kritik zurück: «Es war ein sehr schwieriges Jahr, ich litt viel – im Training, in den Spielen, in der Kabine. Die Vereinsführung machte halbe Sachen und liess viel Zeit sinnlos verstreichen.»
Der neue Trainer Ronald Koeman plant ohne Luis Suarez, weshalb der Uruguayer den Klub, bei dem er seit 2014 spielt, verlassen muss. Unter Tränen gibt der Stürmer seinen Abschied bekannt. In seiner ersten Saison bei Atlético schiesst er die Madrilenen zum Meistertitel.
Das erzürnt einmal mehr Lionel Messi: «Die Wahrheit ist, dass mich an diesem Punkt nichts mehr überrascht. Du hättest es verdient, verabschiedet zu werden als das, was du bist: einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte des Klubs», schrieb der Argentinier auf Instagram.
Der Tiefflug des FC Barcelona hat Konsequenzen. Präsident Josep Maria Bartomeu tritt zurück. Mit ihm geht gleich die ganze Chefetage der Katalanen. «Das, was wir in den letzten Monaten erlebt haben, überschreitet jede Grenze. Ich wurde beleidigt und bedroht. Meine Familie auch. So ging es allen Mitgliedern der Führungsriege», erklärt Bartomeu den Schritt.
Erstmals wird bekannt, dass sich der FC Barcelona auch finanziell in gewaltiger Schieflage befindet. Interimspräsident Carles Tusquets bestätigt, dass dem Klub aufgrund der Coronavirus-Pandemie ein grosser Teil der Einnahmen fehlen: «Aus wirtschaftlicher Sicht hätte ich Messi im Sommer verkauft.»
Die finanzielle Situation bei Barça ist noch schlechter als befürchtet. Gemäss der spanischen Zeitung «La Vanguardia» ist der Schuldenberg des 26-fachen spanischen Meisters bis Ende 2020 auf 900 Millionen Euro angewachsen. Und alles deutet daraufhin, das sich die Lage noch weiter verschlechtert.
This graph charts the Barcelona debt from 2016-2020. pic.twitter.com/4goOaPHE4a
— total Barça (@totalBarca) January 25, 2021
Die Lage verschlechtert sich weiter. Drastisch. Nun belaufen sich die Schulden des FC Barcelona bereits auf 1,2 Milliarden Euro, davon 730 Millionen Euro in kurzfristigen Verbindlichkeiten. Trotz Lohnverzicht der Spieler kann der Klub kaum mehr die Löhne bezahlen. Auch ein Konkurs wird nicht mehr ausgeschlossen.
Wie hat es ein Fussballklub überhaupt geschafft, derart massive Schulden anzuhäufen? Eine ziemlich konkrete Antwort hat die spanische Tageszeitung «El Mundo», es hat nämlich den Vertrag von Lionel Messi vorliegen. Der Argentinier alleine kostete Barça zwischen 2017 und 2021 insgesamt 555 Millionen Euro.
Anfang März durchsucht die Polizei Büroräume im Stadion des FC Barcelona. Der katalanische Klub bestätigt nach der Enthüllung des Radiosenders «Cadena Ser» die Aktion der Behörden. Vier Klubfunktionäre werden vorläufig in Polizeigewahrsam genommen. Die Durchsuchung hängt mit der «Barçagate»-Affäre zusammen.
Vereinsfunktionäre werden demnach beschuldigt, im vergangenen Jahr in sozialen Medien eine Verleumdungskampagne gegen Spieler initiiert zu haben, die sich kritisch gegenüber der damaligen Führung um Präsident Josep Maria Bartomeu geäussert hatten.
Joan Laporta wird zum neuen Präsidenten des FC Barcelona gewählt. 2015 noch gegen Bartomeu den kürzeren gezogen, tritt der Rechtsanwalt an, um beim katalanischen Traditionsklub aufzuräumen.
Es wird zwischenzeitlich etwas ruhiger um den FC Barcelona. Die Schulden sind immer noch da, sportliche Erfolge gibt es nur wenige. Und dann der Schock: Fast schon nüchtern teilt der Klub mit, dass Lionel Messi Barça verlassen wird. Der mittlerweile vertragslose Argentinier und sein langjähriger Stammverein haben keine Einigung über ein neues Arbeitspapier erzielen können.
Ja wie jetzt? Bleibt Messi etwa doch? War die Mitteilung des Abschieds nach 18 gemeinsamen Jahren nur ein Poker, um doch noch eine kurzfristige Einigung zu erzwingen? Einen Tag lang glaubt die Fussballwelt, dass möglicherweise doch alles beim Alten bleibt.
Die Ära Lionel Messi beim FC Barcelona ist vorbei. Unter Tränen verkündet der Argentinier vor versammelter Journalistenschar seinen Abschied. Der Grund: eine neue Financial-Fairplay-Regel in der spanischen Liga. Die Lohnausgaben dürfen höchstens noch 70 Prozent der Klubeinnahmen betragen. Deshalb hätten die Katalanen ihren Superstar selbst dann nicht halten können, wenn er gratis gespielt hätte. Messi schliesst sich umgehend Paris Saint-Germain an.
Zwar muss Barcelona Lionel Messi nicht weiter ein Monstergehalt bezahlen, doch die finanzielle Situation bleibt angespannt. Gemäss Präsident Joan Laporta haben sich die Schulden des Vereins bis Mitte August auf 1,3 Milliarden Euro erhöht. Er trägt zudem eine öffentliche Schlammschlacht mit seinem Vorgänger Josep Bartomeu aus und wirft diesem vor, den Klub in den Ruin getrieben zu haben.
Nicht nur Lionel Messi verlässt Barcelona im Sommertransferfenster, auch Antoine Griezmann muss gehen. Die Katalanen leihen den Franzosen an seinen früheren Klub Atlético Madrid aus. Das primäre Motiv: Geld sparen.
Der Start in die Saison misslingt dem FC Barcelona gründlich. Nach fünf Partien liegt man in der Meisterschaft nur auf dem siebten Platz, zudem wird man in der Champions League mal wieder von den Bayern vorgeführt. Doch Trainer Ronald Koeman behält seinen Job – weil eine Trennung den Klub teuer zu stehen käme.
So kommt aus: Ronald Koeman bezahlte seine Ablösesumme beim niederländischen Verband im Sommer 2020 selbst, um zu Barcelona wechseln zu können. Sollten die Katalanen den Trainer entlassen, müssen sie diese Summe zurückzahlen, was sich der verschuldete Verein schlicht nicht leisten kann.
Noch immer ist Ronald Koeman im Amt. Nach der 1:2-Niederlage im Clasico gegen Real Madrid ist Barcelona auf den neunten Platz abgerutscht und liegt bereits fünf Punkte hinter dem Erzrivalen. Wütende Fans attackieren Koemans Auto, als dieser das Stadion verlässt.
Koeman pic.twitter.com/A224fuXmqw
— CRUYFFISMO (@1899Gallego) October 24, 2021
Der Geduldsfaden von Joan Laporta reisst. Nach dem 0:1 auswärts bei Rayo Vallecano wird Trainer Ronald Koeman seines Amtes enthoben. Gerüchten zufolge soll Klub-Legende Xavi den Job bald übernehmen.
Der Weg aus der Krise führt für Barcelona über die Nachwuchsakademie, die immer noch die beste der Welt ist. Keine teuren Transfers und hohe Löhne mehr und konsequent auf die eigene Jugend setzen. Es werden wohl ein paar harte Jahre, aber nur so kann langfristig wieder ein nachhaltiges Projekt aufgebaut werden. Som-hi!
Kommt mir als Basler irgendwie bekannt vor...
Hoffe Barca macht es in Zukunft auch besser!
Wer seine Chügeler mit 600 Millionen Euro pro Jahr stopft, hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Dass jetzt noch Araber in Europa mitmischen, ist vermutlich das Schlussfeuerwerk, bevor der Weltfussball mit fliegenden Fahnen untergeht.