In diesem sagenumwobenen Stadion findet das WM-Eröffnungsspiel statt
Aufgrund der ständigen Präsenz von US-Präsident Donald Trump und seiner unangenehmen Nähe zu FIFA-Präsident Gianni Infantino könnte beinahe vergessen gehen, dass die Fussball-WM im nächsten Sommer nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Kanada und Mexiko stattfindet. Dabei wird das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft in Mexiko-Stadt ausgetragen – im legendären Aztekenstadion.
Wohl kaum ein Stadion wäre passender für eine solche Partie, vielleicht abgesehen vom Maracanã in Rio de Janeiro und dem Londoner Wembley. Nur schon der Name klingt nach etwas Grossem: «Estadio Azteca». Am 11. Juni 2026 wird dieses zum dritten Mal nach 1970 und 1986 zum Austragungsort eines WM-Eröffnungsspiels. Dann sorgen Mexiko und Südafrika für den Startschuss in die bisher grösste Weltmeisterschaft der Geschichte.
Das Aztekenstadion wurde 1966 eröffnet und bot damals Platz für fast 107'500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Für das Fussballturnier der Olympischen Spielen 1968 diente es erstmals als Gastgeberstätte eines Grossanlasses. Ikonische Momente erlebte es dann aber vor allem an den beiden Weltmeisterschaften, die Mexiko bisher austrug.
1970 hob hier Pelé zum dritten und letzten Mal die WM-Trophäe in die Höhe, nachdem er beim 4:1-Sieg über Italien vor 107'412 Fans den ersten Treffer beigesteuert hatte. 16 Jahre später hiess der Captain des Weltmeisters Diego Armando Maradona. Damals waren gar 114'600 Menschen dabei, als Argentinien Westdeutschland 3:2 bezwang. Zwei der begnadetsten Fussballer der Geschichte krönten hier ihre Karriere.
Im Final blieb Maradona ohne Tor, doch sorgte er bereits sieben Tage vorher an selber Stätte für zwei unvergessene Momente. Beim 2:1-Erfolg im Viertelfinal gegen England traf der damals 25-Jährige doppelt. Beide Treffer sind bis heute jedem Fussballfan im Gedächtnis.
Das 1:0, bei welchem Maradona mit dem Ball am Fuss aus der eigenen Hälfte losrannte, mehrere Gegner – inklusive des Goalies – austanzte und dann einschob, wurde später zum Tor des Jahrhunderts gekürt.
Und seinen zweiten Treffer erzielte der 1,65 m grosse Spielmacher mit der Hand. Dem Schiedsrichter blieb dies verborgen. Schlitzohrig wie Maradona war, sagte er nach dem Spiel: «Es war ein bisschen der Kopf Maradonas und ein bisschen die Hand Gottes.» So dürfte das «Estadio Azteca» das einzige Stadion der Welt sein, in dem Gott ein Tor erzielt hat.
Bei der WM 1986 wurde ausserdem ein Phänomen weltberühmt, das noch heute regelmässig in Fussballstadien zu bezeugen ist: «La Ola». Durch Bilder unter anderem aus dem Aztekenstadion kannten plötzlich Fans aus aller Welt diese Welle auf der Tribüne.
In diesem sagenumwobenen Stadion findet im nächsten Sommer also zum dritten Mal ein WM-Eröffnungsspiel statt. Zwischen 2015 und 2019 wurde das Stadion renoviert, die Kapazität sank dadurch auf gut 81'000 und damit auf fast 40'000 weniger als 1993, als mehrere Spiele vor 120'000 Menschen gespielt wurden. Für die fünf Spiele bei der WM 2026 wird das Stadion aber wieder auf 90'000 Plätze erweitert.
Dank der frenetischen Fans des Gastgebers dürfte für eine hervorragende Stimmung gesorgt sein. Auch wenn es fussballerisch kein Leckerbissen wird. Mexiko trifft nämlich auf Südafrika. Die Partie zwischen «El Tri» und der «Bafana Bafana» wird ein Novum mit sich bringen: Erstmals wird es ein WM-Eröffnungsspiel zum zweiten Mal geben.
Mexiko und Südafrika standen sich nämlich bereits im ersten Spiel der Weltmeisterschaft 2010 in Johannesburg gegenüber. Die Partie endete 1:1. Unvergessen das Tor, der Jubel und der Name des Torschützen, der Südafrika in Führung geschossen hatte: Siphiwe Tshabalala.
Dieses Mal dürfte Mexiko als klarer Favorit gelten. Es könnte also ein erfolgreicher Auftakt werden für den Gastgeber. Und dafür gäbe es kaum eine bessere Kulisse als das Aztekenstadion.
