Auf dem Fussballplatz hat sich Breel Embolo in die Herzen vieler Schweizerinnen und Schweizer gespielt. Mit seiner unbekümmerten Art ist er zu einem Vorbild einer jungen Fussballgeneration geworden, die ihm sogar einen Song gewidmet hat.
Oh Embolo, oh Embolo
In dr Nati, dr Schwyzer Nati, do isch dr Breel dehei
Breel Donald Embolo kam in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé zur Welt und mit sechs Jahren nach Basel. Kurz vor seinem 18. Geburtstag erhielt er das Schweizer Bürgerrecht und entschied sich danach für das Nationalteam seiner neuen Heimat. Heute ist er in Oberwil BL registriert.
Längst gilt er als Integrationsfigur. Der 26-Jährige fällt im Gegensatz zu seinem Weggefährten Granit Xhaka auf dem Rasen nicht mit Provokationen auf, sondern mit Bescheidenheit.
In Erinnerung bleibt eine Geste. Als Embolo noch beim FC Basel spielte, machte er den Schiedsrichter auf einen Fehlentscheid aufmerksam. Dieser wollte Basel einen Eckball geben. Doch Embolo wies ihn darauf hin, dass er selber den Ball zuletzt berührt habe. Die Fairplay-Aktion machte er erst noch zu einem kritischen Zeitpunkt: in der 86. Minute bei einem Tor Rückstand.
Auch als Nati-Spieler beeindruckte er immer wieder mit seiner Fairness. Als Embolo für die Schweiz den Siegtreffer gegen sein Mutterland Kamerun erzielte, jubelte er nicht, sondern hob die Hände besänftigend in die Höhe. Damit zollte er der gegnerischen Mannschaft Respekt, die den Doppelbürger am liebsten selber im Team gehabt hätte.
Für seine Demut auf dem Rasen wird Embolo gefeiert. Zwar wird in journalistischen Porträts stets auch auf seine andere Seite hingewiesen. Er könne ein Lausbub sein, heisst es. Die Beschreibung des Charakterzugs ist aber positiv gemeint.
So gar nicht zum Sportsmann passen wollen die Vorwürfe, gegen die sich Embolo am 21. Juni vor dem Basler Strafgericht verteidigen muss. Es geht um einen Vorfall in einer Mainacht vor fünf Jahren. Embolo war 21 Jahre jung und befand sich in einer turbulenten Lebensphase. Die Geburt seiner Tochter und der Beginn der WM in Russland standen beide kurz bevor.
Um 5 Uhr morgens war er gemäss der Anklageschrift mit zwei Kollegen in der Basler Steinenvorstadt unterwegs. Sie trafen auf zwei andere Männer, die von vier Frauen begleitet wurden. Ein Streit entstand, ein Wort gab das andere.
Da soll Embolo gesagt haben: «Ich vernichte euch. Wisst ihr nicht, wer ich bin?» Dem einen Kontrahenten soll er gedroht haben: «Ich mache dich fertig. Ich mache dich platt.» Und dem anderen: «Dich lasse ich auch verprügeln, du Hurensohn.»
Dann soll Embolos Kollege – er ist ebenfalls Stürmer, allerdings einige Ligen tiefer – einem der Gegner mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben.
Der Kollege ist wegen einfacher Körperverletzung angeklagt, Embolo wegen mehrfacher Drohung. Er bestreitet alle Vorwürfe, wie sein Strafverteidiger auf Anfrage bestätigt. Weitere Aussagen sind vom Team Embolo nicht zu erhalten. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Fest steht: Das Opfer erlitt einen mehrfachen Nasenbeinbruch und musste operiert werden. Doch damit sind die Folgen nicht behoben. Heute hat der Mann immer noch Mühe mit der Atmung. Vermutlich muss er nochmals operiert werden.
Fest steht auch: Embolo ist in der Schweiz bereits doppelt vorbestraft. Diese Urteile sind rechtskräftig. Die Unschuldsvermutung gilt hier also nicht mehr. Die Vorstrafen werden im hängigen Verfahren zum Thema, weil die mutmassliche Straftat in der Basler Ausgangsmeile in die Probezeit von drei Jahren fällt. Embolo hatte zuvor bedingte Geldstrafen erhalten, die er bezahlen muss, falls er rückfällig wird.
CH Media ersuchte die Staatsanwaltschaft gestützt auf das Öffentlichkeitsprinzip um Einsicht in Embolos ersten Strafbefehl. Er wurde von der Behörde gefragt, ob er einverstanden sei. Sein Verteidiger legte sein Veto ein. Doch der fallführende Staatsanwalt hiess das Gesuch trotzdem gut. Denn Embolo sei eine «Person der Zeitgeschichte». Es bestehe ein «legitimes Informationsinteresse».
Der Strafbefehl zeigt: Was Embolo getan hat, ist nicht gravierend, wird aber auch nicht seiner Vorbildfunktion gerecht. Im Strassenverkehr fiel er nämlich nicht mit der vom Fussballplatz bekannten Bescheidenheit auf, sondern mit Selbstüberschätzung.
Es geschah kurz nach Mitternacht. Embolo war 18 Jahre alt und sass am Steuer eines Autos, obwohl er den Führerschein noch nicht hatte. Prompt geriet er im Kleinbasel in eine Polizeikontrolle. Embolo behauptete, er würde gerade eine Lernfahrt absolvieren. Doch die angebliche Begleitperson sass nicht neben, sondern hinter ihm.
Zudem besass sie den Führerschein noch nicht so lange, um Lernfahrten begleiten zu dürfen. Damit nicht genug: Das Auto war ebenfalls nicht dafür geeignet, da die Handbremse am falschen Ort war. Embolo hatte ausserdem weder seinen Lernfahrausweis dabei noch das L-Schild am Auto montiert.
Embolo wurde zu einer Busse von 2000 Franken und einer bedingten Geldstrafe von 10'000 Franken verurteilt. Letztere muss er bezahlen, falls er innert zweier Jahre rückfällig wird.
Doch Embolo lernte nichts daraus. Noch in der Probezeit wurde er mehrmals geblitzt und mit dem Handy am Steuer erwischt. Es waren keine leichten Fälle, denn Embolo kassierte nicht einfach Verkehrsbussen, sondern wieder einen Strafbefehl, diesmal von der Baselbieter Staatsanwaltschaft. Diese verlängerte die Probezeit um ein Jahr, und er musste den Führerschein abgeben.
Dies sorgte in der deutschen Bundesliga, in die Embolo nach seiner Karriere beim FC Basel wechselte, für Gesprächsstoff. Denn er liess sich von einem Chauffeur ins Training fahren und wieder abholen, weil er nicht mehr selber am Steuer sitzen durfte. Dafür wählte er einen knallorangen Mercedes.
Im Strassenverkehr fällt Embolo noch heute nicht durch Bescheidenheit auf. Zuletzt fuhr er einen gelben Lamborghini mit 800 PS. Bekannt ist dies, weil er damit kürzlich mitten in der Nacht in einen Unfall verwickelt war. Es geschah vor Weihnachten in Monaco. Beim französischen Spitzenklub läuft er derzeit für ein Jahresgehalt von mehr als drei Millionen Franken auf.
Er ist von der Bundesliga in die französische Ligue 1 gewechselt, unter anderem weil er in Deutschland seine Glaubwürdigkeit verspielt hatte. 2021 hatte er an einer illegalen Coronaparty teilgenommen. Als die Polizei aufkreuzte, floh er übers Dach. Zuerst stritt er alles ab und flüchtete sich in Ausreden. Als er später eine Busse erhielt, akzeptierte er diese jedoch.
Mit einer ehrlichen Entschuldigung hätte er den Fall wohl rasch erledigen können. Stattdessen verhedderte er sich in Vertuschungsaktionen. Sein Umfeld versuchte sogar, seine Busse durch eine grosszügige Spende an die Stadt zu verhindern. Dadurch steckte Embolo nur noch tiefer im Schlamassel.
Embolo hat auch abseits des Spielfelds Ambitionen. Er führt unter seinem Namen eine Stiftung, die Embolo Foundation, die Kindern in Kamerun, Peru und in der Schweiz helfen will. Mit grossen Summen ist die Stiftung allerdings nicht alimentiert. Zwischenzeitlich war sie sogar überschuldet, wie aus dem Handelsregister hervorgeht. Die im Tätigkeitsbericht dokumentierten Aktionen wirken bescheiden.
Doch je teurer er wird, desto grösser werden die Erwartungen. Embolos Marktwert wird derzeit auf 22 Millionen Euro geschätzt. Damit gehört er zu den teuersten Spielern der Schweiz und rangiert weltweit auf Platz 359.
Der Auftritt vor dem Basler Strafgericht am 21. Juni wird für Embolos Karriere entscheidend sein. Da er für die EM-Qualifikationsspiele in den Tagen zuvor verletzungsbedingt ausfällt, hat er immerhin Zeit, sich vorzubereiten.
Wäre schön, wenn: er sich immer vorbildlich verhalten würde.
Ist: ein Vorbild an Fairplay auf dem Platz, ein Vorbild an fussballerischer Arbeitseinstellung:
Ist nicht: Vorbild in allem Anderen.
Gilt so für jeden Promi - einfach die Fussball-Spezifischen Satzfragmente durch Was-auch-immer austauschen.
Immer diese Fehlkonditionierung à la: 'oh der kann aber gut Singen - der muss bestimmt auch ganz toll wählen können'
Die Geschichte mit der Corona-Party und seinem Versteckspiel in der Badewanne war ja für ihn auch ziemlich Peinlich, aber auch dieser Fauxpas ist noch eine ganz andere Stufe als jemanden zu bedrohen und ihm die Nase brechen zu lassen.
Ich würde also behaupten seine bisherigen Vorstrafen lassen sich nur schwer mit dem aktuellen Fall vergleichen, als Gewalttäter ist er offenbar nie aufgefallen.