Ausgerechnet im Fussballbusiness, in welchem die Scheiche aus den arabischen Staaten nur so mit Geld um sich schmeissen, werden Teams, welche zum Konzern Red Bull gehören, weiterhin nicht akzeptiert. Doch welche Teams gehören alle dazu? Wie funktioniert der Konzern im Fussball? Und wo ist der Unterschied zu Mannschaften wie Manchester City und Paris Saint-Germain?
Als es 2005 dem österreichischen Traditionsklub SV Austria Salzburg an Geld fehlte, übernahm der Getränkehersteller den Verein aus der Mozartstadt. Nach dem Kauf änderte der Konzern den ganzen Klub, aus SV Austria Salzburg wurde Red Bull Salzburg, das Logo wurde angepasst und die Vereinsfarben wurden von Violett-Weiss auf Rot-Weiss geändert. Dies verärgerte die Fans so sehr, dass sie sich vom Verein und Konzern abwendeten und den Sportverein Austria Salzburg neu gründeten.
Red Bull konnte mit Salzburg viele Erfolge feiern. Seit 2007 wurden die «Dosen» 14-mal Meister und gewannen 9-mal den Cup. Nach mehrmaligen Misserfolgen gelang 2019 die erstmalige Qualifikation für die Champions League.
Nach dem Einstieg in Österreich wollte Red Bull auch in Deutschland expandieren. Es wurde bei Traditionsvereinen wie 1860 München oder St.Pauli angefragt, diese lehnten aber alle ab. So kaufte sich die Red Bull GmbH im Jahr 2009 das Startrecht des Oberligisten SSV Markranstädt. Da laut des DFB eine Namensgebung zu Werbezwecken nicht erlaubt ist, wurde der Verein Rasen Ballsport Leipzig genannt.
Bis zum Jahr 2014 gelang der rasche Aufstieg in die 2. Bundesliga, 2016 dann der Aufstieg in die oberste Spielklasse. In der ersten Saison wurde der Aufsteiger direkt Vizemeister. Die grössten Erfolge wurden 2022 und 2023 gefeiert, als RB den DFB-Pokal zweimal hintereinander gewinnen konnte.
Seit längerer Zeit gehören zum Brausekonzern nicht nur Red Bull Salzburg und Rasen Ballsport Leipzig. Mit dem FC Liefering besitzt Red Bull noch einen zweiten Verein in Österreich. Das Team aus der 2. Bundesliga funktioniert hauptsächlich als Farmteam für Red Bull Salzburg.
Ähnlich sieht es in Brasilien aus. Im Land des Rekordweltmeisters kaufte der Konzern ebenso zwei Vereine auf. Nach der Gründung von Red Bull Brasil im Jahr 2007 blieb der erwartete sportliche Erfolg aus. Daraufhin wurde 2019 der Verein Clube Atlético Bragantino aufgekauft und zu Red Bull Bragantino umbenannt. Das Team aus Brasilien funktioniert seither als zweite Mannschaft von Bragantino. Mit dem Team aus dem Bundesstaat Sao Paulo gelang auch gleich der Aufstieg in die oberste Spielklasse.
Im Jahr 2021 erreichte Bragantino den Final der Copa Sudamericana, vergleichbar mit der Europa League. Diesen verlor der Dosenverein gegen Athletico Paranaense 0:1.
Bereits 2006 übernahm der Red-Bull-Konzern das Franchise New York MetroStars. Das Team aus der MLS wurde daraufhin in New York Red Bulls umbenannt. Neuerdings unterhält RB auch ein Team auf dem Kontinent Asien: Der japanische Drittligist Omiya Ardija steht neu unter der Obhut des österreichischen Konzerns. Ebenfalls ist Red Bull neu in England als Hauptsponsor und Minderheitsaktionär bei Leeds United, derzeit in der Championship, beteiligt.
Red Bull ist bekanntlich nicht nur im Fussball vertreten, sondern besitzt beispielsweise auch im Eishockey mit dem EC Red Bull Salzburg und dem EHC Red Bull München je ein Team in Österreich und Deutschland. Auch bei diesen Vereinen kam mit der Übernahme durch den Dosenkonzern der grosse Erfolg. Beide Teams sammelten seither mehrere Meistertitel.
Auch im Motorsport sind die roten Bullen stark vertreten. Seit dem Jahr 2005 besitzt Red Bull ein eigenes Team in der Formel 1. Seit dem Jahr 2010 wurde siebenmal die Fahrer- und sechsmal die Konstruktionsweltmeisterschaft für sich entschieden. Als Farmteam funktionieren die Racing Bulls, bei welchen schon der aktuelle Weltmeister Max Verstappen in der Formel 1 Fuss fasste.
Obwohl beispielsweise RB Leipzig seit dem Aufstieg in die Bundesliga nur einmal ausserhalb der Top 4 klassiert war, gehört der Verein aus Sachsen weiterhin bei den hart gesottenen Fussballfans zu den meistgehassten Teams der Liga. Die Gründe dafür sind vielseitig. Das grösste Problem für viele ist immer noch die fehlende Tradition. Für sogenannte Fussballromantiker ist es nach wie vor unvorstellbar, wie ein Verein unterstützt werden kann, welcher erst seit 15 Jahren existiert.
Der Verein wird für viele nur als Werbezweck von Red Bull betrachtet. Die grössten Punkte, welche dafür sprechen, sind sicherlich, dass bei jeder Übernahme der ganze Verein einmal umgekrempelt wird und mit ganz neuer Identität auftritt.
Was vielen Beteiligten weiterhin sauer aufstösst, ist die geringe Anzahl an Vereinsmitgliedern der jeweiligen Vereine. Im März 2024 waren in Leipzig knapp über 1100 Fans Mitglied des Vereins – allerdings sind nur 23 von ihnen stimmberechtigt, und sie sind alle mit Red Bull verbandelt. Damit ist RB in dieser Statistik Letzter in der höchsten deutschen Liga.
Die Stimmberechtigung für die einzelnen Mitglieder ist durchaus wichtig. Als privater Investor darf Red Bull 99 Prozent der Spielbetriebs GmbH halten, solange der Verein die Stimmenmehrheit hat. Somit umgeht RB Leipzig die 50+1-Regel, welche in Deutschland existiert.
Die Frage ist immer, was geschieht, wenn Red Bull irgendwann keine Lust mehr hat auf einen Fussballverein oder der erwartete Erfolg mit den jeweiligen Vereinen ausbleibt. Erste Erfahrungen damit musste schon der oben erwähnte Verein Red Bull Brasilia machen. Als der Erfolg ausblieb, wurde kurzerhand ein neuer brasilianischer Verein gekauft und Brasilia funktionierte von da an als zweite Mannschaft von Red Bull Bragantino.
Wenn man sich in der Welt des Fussballs umsieht, fällt auf: Aktuell gibt es viele Vereine, die nur so mit Geld zugeschüttet werden. Trotz alldem hat man das Gefühl, dass die Teams von Red Bull auf mehr Abneigung stossen als zum Beispiel Paris Saint-Germain oder Manchester City. Der Grund dafür ist sicherlich, dass diese Vereine auch schon vor der Übernahme der grosszügigen Investoren existierten und ihre Geschichte haben.
Natürlich setzte zum Beispiel bei Manchester City der grosse Erfolg erst nach der Übernahme der neuen Besitzer ein, doch trotzdem feierte man schon 1937 und 1968 die ersten Meistertitel und gewann im Jahr 1970 den Cupsieger-Cup. So hatten diese Teams auch schon vor dem Einstieg der Scheichs ihre Fans und eine geschriebene Geschichte.
Durch den grossen Sponsor haben die Konzern-Vereine natürlich grosse finanzielle Mittel. Wer nun davon ausgeht, dass somit wahllos grosse Transfers getätigt werden, liegt allerdings falsch. Bisher betrug die grösste Ablöse, welche Red Bull bezahlt hat, 40 Millionen Euro für Loïs Openda im Jahr 2023.
Viel mehr setzen die Roten Bullen auf ganz junge Talente. Durch die verschiedenen Partnerklubs werden die «Stars von morgen» Schritt für Schritt für das Profibusiness aufgebaut. In nahezu jedem Transferfenster findet man Wechsel von Spielern, die von Salzburg nach Leipzig ziehen. Das Ziel dabei ist klar: Die jungen Talente werden günstig und clever eingekauft und, sobald der Spieler durchgestartet ist, teuer verkauft.
Bei RB Leipzig sticht besonders ins Auge, dass bis zum Aufstieg in die Bundesliga nur zwei Spieler verkauft wurden. Einer davon ist der jetzige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Joshua Kimmich. Vor dem Aufstieg wurde sehr viel Geld in die Kader gesteckt. Doch als die Mannschaft sich in der Bundesliga festigte, wurden immer mehr Spieler verkauft und in einzelnen Perioden wurde eine positive Transferbilanz aufgestellt.
Der bekannteste Spieler, welcher bei Red Bull seine Karriere so richtig ins Rollen brachte, ist Erling Haaland. Der Norweger erzielte in 27 Einsätzen 29 Tore für Red Bull Salzburg, bevor er im Januar 2020 zu Borussia Dortmund wechselte. Sogar den FC Liefering als Zwischenstation benutzte Karim Adeyemi. Nach der Verpflichtung von RB Salzburg wurde Adeyemi für eineinhalb Jahre an Liefering ausgeliehen, bevor er bei Salzburg durchstartete und im Sommer 2022 für 30 Millionen Euro ebenso nach Dortmund wechselte.