Das San Siro in Mailand ist eine Wucht. Das Wembley in London so legendär wie das Camp Nou in Barcelona.
Aber eines hat ihnen ein vergleichsweise kleines Stadion in Brasilien voraus: Die Mittellinie des Estádio Olímpico Milton de Souza Corrêa soll identisch mit dem Äquator sein. So dass eine Platzhälfte in der nördlichen Hemisphäre liegt und eine auf der südlichen Erdhalbkugel.
«Zerão» heisst das Stadion im Volksmund, als Anlehnung an den Breitengrad 0 des Äquators. In Macapá, einer Stadt mit rund einer halben Million Einwohner, steht in der direkten Verlängerung der Mittellinie des Stadions ein Monument, das auf den Gleichmacher zwischen Nord- und Südhalbkugel hinweist.
Nur: Die Anekdote vom ganz besonderen Fussballstadion hat leider einen kleinen, aber wesentlichen Schönheitsfehler. Weil sich das brasilianische Vermessungssystem vom international massgebenden System unterscheidet, ist der Äquator nicht mit der Mittellinie identisch. Monument und Stadion wurden am «falschen» Ort gebaut.
In Tat und Wahrheit befindet sich das gesamte Spielfeld knapp nördlich des Äquators. Dieser geht hinter dem Tor, das gemäss Volksglaube in der südlichen Hemisphäre steht, durch.
Das 1990 erbaute Mehrzweck-Stadion, das mittlerweile nach einer Renovation knapp 5000 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz bietet, ist jedoch noch aus einem anderen Grund eine Besonderheit. Denn es wurde einst nach dem wahrscheinlich grössten brasilianischen Sporthelden benannt, der kein Fussballer war, sondern Formel-1-Weltmeister: Estádio Ayrton Senna.
Seinen jetzigen Namen erhielt es nach dem Tod von Milton Corrêa, einem Fussballfunktionär aus dem Bundesstaat Amapá, in dem die Stadt Macapá liegt. Aber was sind schon offizielle Namen, wenn man einen Spitznamen wie «Zerão» besitzt – und wenigstens der Legende nach ein einzigartiges Spielfeld.