«Unser Ziel ist es, den Asien-Cup zu gewinnen», sagte Jürgen Klinsmann vor der Kontinentalmeisterschaft, die vom 12. Januar bis zum 10. Februar 2024 in Katar ausgetragen wurde. So gross wie die Ziele des Trainers, der 2023 die südkoreanische Nationalmannschaft übernommen hat, waren die Erwartungen im fussballbegeisterten Land. Nachdem die Südkoreaner in der Gruppenphase lediglich gegen Bahrain einen Vollerfolg feiern und sich im Achtelfinal gegen Saudi-Arabien erst im Penaltyschiessen durchsetzen konnten, war schliesslich im Halbfinal gegen Jordanien Schluss.
So wartet Südkorea trotz Topspielern wie Lee Kang-in von PSG, Verteidiger Kim Min-jae von Bayern München oder Stürmer Son Heung-min von Tottenham Hotspur weiterhin auf den ersten Asien-Titel seit 64 Jahren. Dabei hatte das Team mit einem Sieg über Deutschland in der Vorrunde der WM 2018 und einem 2:1-Triumph über Portugal an der WM 2022 sein Potenzial bereits mehrfach angedeutet.
Das Ausscheiden gegen Jordanien ist eine Blamage, darüber ist man sich in Südkorea einig, und in Klinsmann scheint auch gleich der Schuldige für diesen Fehltritt gefunden zu sein. Jüngst schalteten sich sogar Politiker in die emotional geführte Debatte ein. So schrieb Kweon Seong-dong, ein Abgeordneter der konservativen Partei Gungminui-him, auf Facebook: «Bei der nationalen Kritik gegen ihn geht es nicht um Siege oder Niederlangen beim Turnier. Es geht um Zweifel an seiner Fähigkeit als Nationaltrainer und an seiner nachlässigen Einstellung gegenüber seinem Job.»
Dem ehemaligen deutschen Nationaltrainer und Baumeister des «Sommermärchens» 2006 wird nicht nur zur Last gelegt, dass er das definierte Ziel, den Asien Cup zu gewinnen, verpasst hat, sondern vor allem das «Wie». So wird Klinsmann laut der koreanischen Nachrichtenagentur «Yonhap» neben einem «Mangel an taktischem Verständnis» vorgeworfen, dass er sich nicht mit der koreanischen Nationalmannschaft identifiziere. Den Beweis für diese These sieht der Politiker Kweon darin, dass Klinsmann weiterhin nicht in Südkorea wohne – trotz vertraglicher Verpflichtung.
Smiling Jurgen Klinsmann questioned about his reaction to South Korea's Asian Cup elimination https://t.co/ADGVTYOEMx
— T3SLA🌟S3XY (@Johnkim26391993) February 8, 2024
Die Szenen auf dem Platz nach dem Ausscheiden gegen Jordanien brachten das Fass schliesslich zum Überlaufen. Stein des Anstosses: Klinsmanns Mundwinkel, die nach oben zeigten. So schrieb die Zeitung «Hankook»: «Während die Spieler ihre Enttäuschung und ein gezwungenes Lächeln zeigten, war Klinsmanns Gesicht von einem Lachen erfüllt.»
Die Szene wurde von koreanischen Medien so stark kritisiert, dass sich Klinsmann dazu gezwungen sah, sein Lächeln in einem Statement zu erklären: «Wenn ein Spiel vorbei ist und ich dem Trainer der anderen Mannschaft ein Lächeln schenke, wegen ihm persönlich, dann finde ich nicht, dass das ein grosses Ding ist», erklärte er an einer Pressekonferenz.
Unterstützung erhielt Klinsmann in der hitzigen Debatte um seine Eignung als Nationaltrainer von Tottenhams Heung-Min Son. Der Angreifer meinte, dass der Trainer aus der Niederlage «noch stärker» hervorgehe.
Berichte über einen Streit zwischen Captain Son mit anderen Mannschaftsmitgliedern legen nun die Vermutung nahe, dass die Stimmung innerhalb des Nationalteams schon am Abend vor dem Halbfinal-Aus alles andere als harmonisch war. Laut der Nachrichtenagentur «Yonhap» hätten sich Son und andere Spieler daran gestört, dass jüngere Spieler frühzeitig das Abendessen verlassen hätten, um Tischtennis zu spielen. In der anschliessenden Diskussion soll es zu einer Rangelei gekommen sei, bei der sich Son den Finger ausrenkte.
Trotz der verfahrenen Situation will Klinsmann nichts von einem Rücktritt wissen. «Ich habe vor, dieses Turnier zu analysieren und mit dem koreanischen Verband darüber zu sprechen, was gut und was nicht so gut war. Es liegt noch eine Menge Arbeit vor uns», liess der Noch-Trainer verlauten.
(kat)
Deutschland sucht ja bald einen neuen Bundestrainer,
an den Jürgen hat bis jetzt wohl keiner gedacht, aus diversen Gründen.