Roter Stern drückt noch einmal. Es läuft die 88. Spielminute, die Belgrader Fans schreien ihre Mannen nach vorne. Über die rechte Seite kommt Osman Bukari in den Berner Strafraum. Er schliesst ab in die nahe Ecke – und erwischt YB-Goalie Anthony Racioppi, der auf eine Hereingabe spekuliert hatte.
Es ist der Schlusspunkt einer umkämpften und intensiven Partie der zwei «Kleinen» in dieser Champions-League-Gruppe G. 2:2 trennen sich Roter Stern Belgrad und die Berner Young Boys. Es ist das verdiente Ergebnis eines Spiels, das für reichlich Spektakel gesorgt hatte. Trotz des verdienten Unentschiedens dürften sich viele Berner über den späten Gegentreffer und den verpassten ersten Auswärtssieg in der Champions League ärgern.
Die Herausforderung beim sehr heimstarken serbischen Meister ist für YB keine einfache. Zunächst meint es auch der Spielverlauf nicht gut mit den Bernern. Zwar überzeugen sie in der ersten Hälfte mit einer mutigen Spielweise, sind in der ersten Halbzeit das bessere und aktivere Team. Immer wieder kommen sie zu guten Abschlusssituationen. Die erste verzieht Darian Males, später kommen auch Ulisses Garcia oder Filip Ugrinic zu guten Möglichkeiten.
Dennoch führt zur Pause das Heimteam. Das Gegentor ist eines, das es auf diesem Niveau zu vermeiden gilt. Es läuft die 35. Minute als die Young Boys kollektiv schlafen. Zunächst ein schlechter, kurz ausgeführter Eckball, Innenverteidiger Camara möchte mit einem Foul den Konter unterbinden. Der lang und schnell gespielte Freistoss geht über die YB-Verteidigung hinweg. Bakari legt perfekt rein auf Ndiaye, der das Führungstor für Roter Stern erzielt. Das Schiedsrichtertrio zeigt zwar ein Abseits an, aber der VAR korrigiert.
Doch in der Folge reagieren die Berner genau so, wie sich das Trainer Raphael Wicky in der Pause vorgestellt hat. Ein Zauberpass von Joël Monteiro, dann steht Filip Ugrinic vor dem Belgrader Tor. Ausgerechnet Ugrinic trifft, einer der beiden YB-Akteure, der neben dem Schweizer auch den Serbischen Pass besitzt. Einige Minuten später kommt Linksverteidiger Ulisses Garcia im Strafraum an den Ball, spielt ihn nach innen – und fordert einen Penalty. Wenig später gibt ihm der VAR recht, Nasser Djiga hat den Ball mit der Hand gespielt. Cedric Itten verwandelt den Penalty so souverän, wie es vom Mittelstürmer erwartet wird.
In der Folge ist es eine Abwehrschlacht für die Berner, die sich immer mehr in die eigene Hälfte drängen lassen. Immer wieder ist die neue Nummer 1 im YB-Tor, Anthony Racioppi, gefordert. Der 24-jährige Genfer ist oft zur Stelle und kann gut reagieren. Silvère Ganvoula hätte mit einem Kopfball sogar noch die Chance auf das Tor zum 3:1 gehabt. Doch der YB-Stürmer köpfelt den Ball über das Tor. Es wäre des Guten zu viel gewesen.
Dann kommt die verflixte 88. Spielminute und dieses verflixte, aber verdiente Ausgleichstor zum 2:2. Diesmal sieht Racioppi nicht gut aus. So kommt es zum gerechten Unentschieden einer intensiven und fulminanten Partie.
Die beiden Teams marschieren somit weiterhin im Gleichschritt um den dritten Rang in dieser Gruppe. Zum Start haben beide mit 1:3 gegen die favorisierten Leipzig und Manchester City verloren. Der dritte Gruppenrang gilt als ausgegebenes Ziel beider Teams, da er zum europäischen Überwintern reichen würde.