Für einmal erlebte Gregor Kobel einen eher ruhigeren Tag. Beim 1:0-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim musste er nur zweimal eingreifen, blieb dabei aber souverän und sicherte sich die sechste weisse Weste im 14. Saisonspiel.
Der 25-jährige Goalie liefert auch sonst Topwerte, ist mit einer Quote von über 83 Prozent gehaltener Torschüsse europaweit Dritter in dieser Kategorie und führt die Bundesliga mit 45 Prozent entschärfter Grosschancen an. Bei elf solchen Möglichkeiten kassierte Kobel nur sechs Tore. So sicherte er Borussia Dortmund mit seinen grossartigen Paraden bereits mehr als einen Punkt.
💪🧤 Gregor Kobel in #NUFC vs. @BVB ⛔️⛔️⛔️#UCL | @BlackYellow | @BVBjpn pic.twitter.com/lf0Je7iTvh
— UEFA.com DE (@UEFAcom_de) October 27, 2023
Wie zum Beispiel zuletzt beim 1:0-Sieg in Newcastle, als Kobel gleich in mehreren Situationen ein Gegentor verhinderte und damit einen grossen Anteil am Achtungserfolg gegen den schwerreichen Premier-League-Klub hatte. Aufgrund seiner tollen Leistungen seit seinem Wechsel zum BVB im Sommer 2021 wurde Kobel vom «Kicker» bereits nach der vergangenen Saison zum besten Torhüter der Bundesliga gekürt. Auch in dieser Saison hat er grossen Anteil daran, dass Dortmund nach neun Spielen noch ungeschlagen auf dem 4. Platz steht.
Und die Verantwortlichen in Dortmund belohnten den fünffachen Schweizer Nati-Goalie dafür mit einer gehörigen Gehaltserhöhung und einem neuen Vertrag bis 2028. Dennoch halten sich die Gerüchte über einen möglichen Transfer zum FC Bayern, wo er die Nachfolge vom 38-jährigen Manuel Neuer antreten solle. Bisher dementierte Kobel diese jedoch vehement und sagte: «Das ist gerade gar kein Thema für mich.» Vielmehr wolle er mit dem BVB in den nächsten Jahren erfolgreich sein.
Doch damit dies gelingt, muss Dortmund solche Spiele wie heute Abend (Samstag, 18.30 Uhr) gewinnen. Dann empfängt der BVB nämlich ebenjene Bayern, die im Tor seit letzter Woche wieder auf Neuer zählen können. Der «Klassiker» gegen den angeschlagenen Rekordmeister, der sich unter der Woche im DFB-Pokal beim Drittligisten Saarbrücken blamierte und einige Ausfälle zu beklagen hat, wird der erste Härtetest in dieser Bundesliga-Saison für die Borussen.
Das letzte Duell mit den Münchnern ist gerade Gregor Kobel in keiner guten Erinnerung. Nach einem guten Beginn der Gäste unterlief dem Torhüter in München ein schwerer Patzer, der in der 13. Minute zum 0:1 führte. Zehn Minuten später führte Bayern im ersten Spiel unter Thomas Tuchel bereits 3:0, die Tabellenführung war aus Sicht von Dortmund futsch. Zwar boten sich dem BVB in der Folge noch weitere Möglichkeiten, die Meisterschaft zu gewinnen, doch schien die 2:4-Niederlage beim Erzrivalen zu dem Zeitpunkt vorentscheidenden Charakter im Titelkampf zu haben.
Kobel liess sich davon jedoch nicht beirren, zeigte in den verbleibenden Partien gute Leistungen und war am Verspielen der Meisterschaft nicht wirklich schuldig. Gemäss Experte Didi Hamann, der ansonsten vor allem für Kritik bekannt ist, zeichne sich der Zürcher auch dadurch aus: «Wenn er mal einen Fehler macht, schüttelt er sich nur kurz und es ist abgehakt.» Er sei ein Torwart, «wie man ihn sich wünscht», so der deutsche Ex-Profi.
Dem ist sich auch die Dortmunder Führungsetage um Sportchef Sebastian Kehl oder Trainer Edin Terzic bewusst. Nicht umsonst wurde Kobel noch vor der Vertragsverlängerung zum Stellvertreter von Kapitän Emre Can gewählt. Viermal führte Kobel sein Team in dieser Saison bereits als Captain auf den Rasen, eine Bürde scheint die Binde für den 1,94-Meter-Mann nicht zu sein. Ebenso wenig wie die wenigen Patzer, die ihm unterlaufen sind.