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Andrew Redmayne – ein bärtiger «Hampelmann» hext Australien an die WM

Andrew Redmaynes Reaktion, nachdem er den entscheiden Elfer gehalten hat.
Andrew Redmaynes Reaktion, nachdem er den entscheiden Elfer gehalten hat.bild: screenshot channel 10

Für Penalty-Krimi eingewechselt – ein bärtiger «Hampelmann» hext Australien an die WM

Mit seiner ganz speziellen «Hampelmann»-Taktik hat Torhüter Andrew Redmayne Australien im Penaltyschiessen gegen Peru an die WM 2022 in Katar gehext. Der Ersatzkeeper wurde eigens für den Elfer-Krimi eingewechselt – nicht einmal er selbst wusste im Vorfeld davon.
14.06.2022, 10:1614.06.2022, 14:58
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Australien hat sich mit einem 5:4-Sieg nach dem Penaltyschiessen im Playoff gegen Peru den 31. und damit vorletzten Platz an der WM in Katar gesichert. Die sechste Teilnahme an einer Endrunde haben die «Socceroos» vor allem ihrem Ersatztorhüter Andrew Redmayne zu verdanken. Nach torlosen 120 Minuten wurde der 33-jährige Sydney-Keeper extra fürs Penaltyschiessen eingewechselt und avancierte in seinem erst zweiten Länderspiel-Einsatz prompt zum grossen Helden.

epa10011596 Australia's goalkeeper Mathew Ryan (L) is replaced by teammate Andrew Redmayne (R) for the penalty shootout of the FIFA World Cup 2022 Intercontinental playoff qualifying soccer match ...
Redmayne kommt fürs Penaltyschiessen für Stammkeeper Ryan.Bild: keystone

Redmayne versuchte im Elfer-Krimi, die peruanischen Schützen mit seiner wilden Hampelmann-Taktik aus dem Konzept zu bringen. Der Stellvertreter von Captain Mathew Ryan tänzelte immer wieder auf der Linie herum, wedelte mit den Armen, stand auf nur einem Bein und drehte einem Schützen gar den Rücken zu.

Das Elfmeterschiessen mit der Parade von Redmayne.Video: streamja

Und seine Psychospielchen brachten prompt den Erfolg: Erst traf Luis Advincula nur den Pfosten, dann hielt Redmayne den zwölften und alles entscheidenden Elfer von Alex Valera mirakulös. Danach gab es kein Halten mehr: Ausgelassen feierten die Australier ihren Hexer und die fünfte WM-Teilnahme in Serie.

Redmayne griff während des Penaltyschiessens aber noch tiefer in die Trickkiste. Der peruanische Torhüter Pedro Gallese hatte sich die Ecken der australischen Schützen auf seiner Trinkflasche notiert, doch der Spickzettel nützte ihm nicht allzu viel. Denn Redmayne entsorgte die Flasche vor dem dritten Penalty seiner Teamkameraden hinter die Werbebande.

Redmayne entsorgt die Trinkflasche von Gallese.Video: streamja

In Australien wurde Redmayne nach der geglückten WM-Teilnahme natürlich sofort zum neuen «Nationalhelden» ausgerufen. Doch das geht dem Penalty-Killer, der mit seiner Hampelmann-Taktik nicht zum ersten Mal Erfolg hatte, zu weit. «Ich habe nicht alleine gewonnen. Die Jungs sind 120 Minuten gerannt und es braucht nicht nur die elf Spieler auf dem Platz. Am Ende ist es immer eine Teamleistung. Ich bin auch kein Held, ich habe nur meinen Job gemacht, wie alle anderen heute auch», sagte «the Grey Wiggle», der seinen Spitznamen in Anlehnung an die australische Band The Wiggles erhalten hat, gegenüber Channel 10.

Mit dem Torhüter-Wechsel hat Australien-Trainer Graham Arnold nicht nur die Peruaner überrascht, sondern auch seine eigene Mannschaft. Zwar war das Penalty-Manöver im Falle eines Elfmeterschiessens seit Wochen geplant, doch die Spieler waren nicht eingeweiht. Nicht einmal Redmayne selbst. «Er wusste nichts davon, bis seine Nummer angezeigt wurde», erklärte Arnold nach der Partie.

Doch warum das Ganze? «Es ging mir vor allem um den mentalen Aspekt. Sie studierten wohl zuvor Maty Ryan und was er im Elfmeterschiessen macht. Andrew Redmayne hatten sie zuvor wohl noch nie gesehen. Gleichzeitig haben sie sich wahrscheinlich gefragt, warum, als ich Andrew Redmayne eingewechselt habe», führte der «Socceroos»-Coach aus. «Dass Andy grösser ist als Maty, hat die Schützen vielleicht dazu gebracht, den Ball noch härter oder noch näher an den Pfosten zu schiessen.»

Captain Ryan nahm dem Trainer die Auswechslung übrigens nicht übel. Wie einst Oliver Kahn seinen «Erzfeind» Jens Lehmann vor dem Penaltyschiessen gegen Argentinien an der Heim-WM 2006, unterstützte die australische Nummer 1 seinen Ersatzmann gar. «Alles Gute, Kumpel, das ist dein grosser Moment», sagte Ryan zu Redmayne bei der Auswechslung, und auch kurz vor dem Penaltyschiessen redete er noch einmal motivierend auf seinen Ersatzmann ein.

Die kompletten Highlights der Partie.Video: YouTube/My Football

Dass Australien als 31. Team an die WM nach Katar fährt, ist die grosse Belohnung. In einer Gruppe mit Frankreich, Dänemark und Tunesien werden die «Socceroos» versuchen, zum zweiten Mal nach 2006 den Achtelfinal zu erreichen. Der 32. und letzte WM-Platz wird heute Abend zwischen Neuseeland und Costa Rica ausgespielt.

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quelle: keystone / noushad thekkayil
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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Doe
14.06.2022 10:26registriert Juni 2018
Zu Beginn des Artikels fand ich Redmayne sympathisch. Doch dann las ich den Abschnitt bezüglich der Entsorgung der Flasche. Das ist ja grob unsportlich!
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c_meier
14.06.2022 11:36registriert März 2015
So sehr ich mich für die Socceroos freue, das Entsorgen der Flasche geht nicht. Punkt.

Item.
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