Zwei Runden vor Schluss hat der Schweizerische Fussballverband den Abstiegskampf ausgerufen. Wegen des Fehlstarts gegen Tschechien (1:2) liegt die Schweiz in der Gruppe 2 mit Spanien, Portugal und den Tschechen nach vier Spielen auf dem letzten Platz.
«Wir wollen unbedingt in der höchsten Liga bleiben», sagt Nationaltrainer Murat Yakin. Team-Direktor Pierluigi Tami führt aus: «Für den Verband und die Entwicklung der Mannschaft wäre es wichtig, dass wir oben bleiben. Das Ziel ist also klar. Und das bedeutet, dass wir punkten müssen. Ich hoffe, dass wir gegen Tschechien ein entscheidendes Spiel haben werden. Aber die Gegner sind natürlich stark.»
Mut macht Tami insbesondere der gute Formstand vieler Spieler und dass «fast alle eine wichtige Rolle haben in ihren Klubs». «Ich sehe das Nationalteam in einer guten Phase», sagt der Tessiner, obwohl die Schweiz nach der erfolgreichen WM-Qualifikation in diesem Jahr von sechs Spielen vier verloren und nur eines gewonnen hat.
Auch eine Parallele zur EM stimmt Tami optimistisch. «Da lief es fast gleich: In den ersten zwei Spielen (1:1 gegen Wales, 0:3 gegen Italien - die Red.) hatten wir grosse Mühe, und auf Distanz wurden wir besser. Jetzt geht es darum, die starke Leistung in den letzten beiden Spielen mit der unverdienten Niederlage gegen Spanien und dem Sieg gegen Portugal zu bestätigen.» Zeit zur Findung bleibt jetzt keine mehr, weiss auch Tami. «Wir müssen sofort bereit sein.»
Yakin sagt: «Wir wollen die nächsten Tage nutzen, um noch einmal näher zusammenrücken und als verschworene Einheit an die WM zu reisen.» Tami erklärt: «Wir haben fünf Zusammenzüge pro Jahr. Das bedeutet, jeder einzelne muss optimal genutzt werden – zum einen zur Verbesserung in taktischen und technischen Belangen und um an unserer Spielidentität zu arbeiten, zum anderen zur Verbesserung des Teamspirits.»
Ein Erfolg in Form des Ligaerhalts könnte der Mannschaft bei der letzten Zusammenkunft vor dem Abflug auf die arabische Halbinsel am 14. November einen Schub geben. «Ein Erfolgserlebnis wäre gut für den Spirit», meint Tami. Er relativiert aber: «Euphorie wäre überzogen, genauso wie ein anderer Ausgang kein Drama wäre.»
Die Zeit der Experimente ist vorbei. Nur noch zwei Monate bleiben bis zur Winter-WM in Katar und aufgrund des eng getakteten Spielplans bleibt unmittelbar vor dem Turnier wesentlich weniger Zeit zur Vorbereitung. Zwar lud Yakin nach dem Forfait von Okafor wegen eines Zahnproblems mit Ardon Jashari nachträglich einen Neuling ein. Ansonsten ist aber augenscheinlich, dass der Nationaltrainer in den entscheidenden Spielen der Nations League auf Routine statt Experimente setzt.
🇪🇸 🆚🇨🇭 24.9, 20:45, Saragossa
— 🇨🇭 Nati (@nati_sfv_asf) September 16, 2022
🇨🇭🆚 🇨🇿 27.9, 20:45
🏟️ kybunpark, St. Gallen
🎟️ https://t.co/LvDlnGCOl1
⚽ Öffentliches Training / Entraînement public
19.9, 16:45, Sportplatz Ri-Au, Bad Ragaz (keine Parkplätze vor Ort!) pic.twitter.com/3uXML0N2oj
24 Spieler sind für den aktuellen Zusammenzug aufgeboten, 26 Plätze gibt es für Katar. Während das Gerüst der WM-Startelf steht, können sich die Spieler aus der zweiten und dritten Reihe weiter aufdrängen, so wie Noah Okafor das in den letzten zehn Monaten getan hat.
Yakin sagt: «Jeder Spieler weiss, worum es geht. Alle, die zum Kreis der Nati gehören, wollen auch an die WM. Entsprechend motiviert und fokussiert werden wir diese beiden Partien angehen.»
Nicht mehr Teil des Prozesses ist Mario Gavranovic. Der 41-fache Internationale wurde von Yakin für die Spiele gegen Spanien und Tschechien nicht aufgeboten und erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Dabei hätte der Routinier als langjähriger zuverlässiger Joker auch abgesehen von Formschwankungen und Verletzungen bei der gewachsenen internen Konkurrenz durchaus Chancen auf seine dritte WM-Teilnahme nach 2014 und 2018 gehabt. «Das jetzige ist sicher nicht das endgültige Aufgebot», betont Yakin. «Mario verfügt über Qualitäten, die andere im Team nicht haben», meint Tami.
Der Schwerpunkt Shaqiri bezieht sich nicht direkt auf den Zusammenzug. Doch er ist für das Nationalteam so wichtig, dass er dazugehört: Weil Shaqiri mit Chicago die Playoffs in der MLS verpassen wird, hat der 106-fache Internationale nach aktuellem Stand ab dem 10. Oktober Wettkampf- und Saisonpause.
Der SFV beteiligt sich an der Suche nach einer Lösung, damit sich Shaqiri optimal fit halten kann. Ein denkbares Szenario ist, dass der 30-Jährige beim FC Lugano mittrainieren wird, bei Chicagos Partnerklub. Pflichtspiel-Einsätze scheinen wegen des laufenden Vertrages mit Chicago unwahrscheinlich.
«Ein fünfwöchiger Spezialaufbau für die WM ist vielleicht gar nicht schlecht. Aber jeder Spieler bräuchte natürlich Wettkampfpraxis», meint Tami. (mom/sda)