Die FIFA hat den Austragungsort der Weltmeisterschaft 2030 bekannt gegeben – zu einem aussergewöhnlich frühen Zeitpunkt. Nach der WM 2022 in Katar sorgt auch diese Entscheidung schon jetzt, sieben Jahre vor der Austragung des Turniers, für Diskussionen.
Stein des Anstosses ist dieses Mal nicht das Austragungsland, sondern die Tatsache, dass die WM auf drei verschiedenen Kontinenten veranstaltet werden soll. Das Eröffnungsspiel ist in Uruguay geplant, zwei weitere Partien in Argentinien und Paraguay. Die restlichen Spiele sollen dann auf dem afrikanischen und europäischen Kontinent gespielt werden. Die Wahl der Austragungsländer fiel dabei auf Spanien, Portugal und Marokko.
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— FIFA Media (@fifamedia) October 4, 2023
FIFA Council takes key decisions on FIFA World Cup™ editions in 2030 and 2034: Morocco, Portugal and Spain joint bid is the sole candidate to host FIFA World Cup 2030™
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Schon jetzt spricht die FIFA im Zusammenhang mit dem Turnier in Superlativen und setzt sich zum Ziel, «die beste WM der Geschichte zu organisieren». Als Anlass für das interkontinentale Megaprojekt gibt die FIFA ein Jubiläum an: Die erste WM wurde 1930 nämlich in Uruguay ausgetragen. FIFA-Boss Gianni Infantino sieht in der Drei-Kontinente-WM auch einen symbolischen Akt: «In einer geteilten Welt vereinen sich FIFA und Fussball», verkündet der Walliser.
Ursprünglich waren für die WM 2030 Kandidaturen von zwei Parteien eingegangen. Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay entschieden sich unter dem Motto «2030 Juntos» für eine gemeinsame Bewerbung anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der Weltmeisterschaft. Auch Spanien, Portugal und Marokko hatten 2020 – wie schon bei der WM 2018 – offiziell bekannt gegeben, das Turnier im Jahr 2030 gemeinsam austragen zu wollen.
Das Netzwerk der Fussballfans (FSE) sieht in der Entscheidung der FIFA «das Ende der Weltmeisterschaft wie wir sie kennen». Die Drei-Kontinente-WM sei nicht nur «schrecklich für die Fans», sondern «missachtet die Umwelt und rollt einem Gastgeber für 2034 den Roten Teppich aus, der eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist». Diese Aussage steht im Zusammenhang mit den Befürchtungen des Netzwerks, dass die WM 2034 in Saudi-Arabien ausgetragen werden könnte.
FIFA continues its cycle of destruction against the greatest tournament on earth.
— FSE - Football Supporters Europe (@FansEurope) October 4, 2023
Horrendous for supporters, disregards the environment and rolls the red carpet out to a host for 2034 with an appalling human rights record.
It's the end of the World Cup as we know it. https://t.co/VrPDFvqR3Z
Auch FIFA-Experte Thomas Kistner von der «Süddeutschen Zeitung» sieht in der Bekanntgabe der WM in Afrika, Südamerika und Europa in erster Linie einen Türöffner für die Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien. «Es gibt keine grosse Entscheidung unter Infantino, die nicht im Vorfeld abgekartet ist und seinen Interessen dient», meint Kistner. Und tatsächlich: Kurz nach der Bekanntgabe der Vergabe der WM 2030 machte Saudi-Arabien seine Absichten offiziell, die WM 2034 in den Wüstenstaat zu holen.
“Hosting a World Cup in Saudi Arabia would mean everything to us. We are a football nation. This is what dreams are made of, for all generations.”@Yalmisehal, SAFF President on the Kingdom’s intention to bid for the 2034 FIFA World Cup™️ and what it means for the passionate,… pic.twitter.com/WzXlUe3EUG
— الاتحاد السعودي لكرة القدم (@saudiFF) October 4, 2023
Infantino sagt über die einstimmige Entscheidung des FIFA-Rates: «Im Jahr 2030 werden wir einen einzigartigen globalen Fussabdruck haben, drei Kontinente – Afrika, Europa und Südamerika – und sechs Länder – Argentinien, Marokko, Paraguay, Portugal, Spanien und Uruguay –, die die Welt willkommen heissen und vereinen.»
Der Interimspräsident des spanischen Fussballverbandes, der das Amt vom zurückgetretenen Luis Rubiales geerbt hat, freut sich auf die WM in seinem Land und ist sich sicher, dass Spanien und die anderen Austragungsländer «die beste Weltmeisterschaft der Geschichte organisieren werden».
Meint Infantino den CO2-Abdruck? Typisches Management-Dummsprech.