Wie bereits im letzten Jahr sicherte sich GC den Ligaerhalt erst in der Barrage. Gegen den Challenge-League-Vertreter Aarau setzten sich die Zürcher mit dem Gesamtskore von 4:1 durch. Nun startet die Planung für die nächste Saison und auch die kommenden Jahren.
Zu Beginn erklärte Sutter, warum er sich für den Job bei GC entschied: «Die Eigentümer von LAFC meinen es ernst mit GC. Sie wissen, dass der Verein aus der Stadt Zürich kommt. Ich habe ein klares Budget und kann es auch mit den anderen Vereinen der Liga vergleichen. Ich weiss, wir werden eines der drei tiefsten Budgets haben. Aber das macht es für mich spannend.»
Trotz des kleinen Budgets zeigt sich Sutter begeistert von den Investoren aus Los Angeles und verglich den neuen Job auch mit seiner Zeit bei St.Gallen. «Die Leute in LA haben verstanden, dass man nicht nur mit Geld zum Erfolg kommt, sondern auch in gesunder Art und Weise etwas aufbauen muss. Schon bei St.Gallen war es ähnlich, dass man mit dem verfügbaren das Maximum herausholen musste», sagte Sutter und es reize ihn auch, aus wenig viel zu machen. Von 2018 bis Anfang 2024 war der 62-fache Nationalspieler Sportchef beim FCSG.
Sutter möchte wie auch damals bei St.Gallen eher auf unbekannte Spieler setzen. «Beim FCSG wussten die Leute selten, wer der neue Spieler ist. Oftmals war St.Gallen die einzige Möglichkeit für die Spieler» erklärte der Sportchef seinen Vergleich. Auch teure Transfers will der Rekordmeister trotz der Investoren aus Los Angeles nicht tätigen.
Dass die Zeiten nicht mehr so sind, wie als der ehemalige Nationalspieler von 1985 bis 1993 bei den Hoppers war, ist sich auch Sutter durchaus bewusst. «Früher war GC eine Topadresse und hatte eines der grössten Budgets. Die Zeiten haben sich klar geändert. Es ist wichtig, dass wir uns alle, auch die Fans und Medien, daran gewöhnen, dass GC nicht an der Vergangenheit gemessen wird. Es ist eine andere Realität geworden», stellte der 57-Jährige klar.
Mit attraktivem und unterhaltsamem Fussball möchte Sutter die Zürcher wieder auf die Erfolgsspur bringen. «Ich möchte mich nicht Samstag für Samstag im Stadion langweilen.» So möchte er auch wieder mehr Fans dazu gewinnen und ebenso erreichen, dass sich Kinder bei der Vereinswahl wieder für den Grasshopper Club entscheiden werden.
Dass der Hauptsitz der Hoppers wieder direkt in der Stadt ist, freut den neuen Sportchef extrem: «Ich bin an der Location vorbeigelaufen und sah das Büro und dachte, dahin muss ich. Als ich das erste Mal hier war, hat mein Herz höher geschlagen.»
Weiterhin bleibt unklar, wer in der kommenden Saison das Traineramt bei GC übernehmen wird. Der Vertrag von Tomas Oral läuft Ende Monat aus. Sutter sagte, dass er noch diese Woche mit dem Deutschen zusammensitzen und über alles reden werde. «Die Situation ist, dass wir, Stand jetzt, noch keinen Trainer für die nächste Saison haben. Wir schauen, was die beste Lösung ist», informierte Sutter an der Pressekonferenz.
Es besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass Oral beim Rekordmeister einen neuen Vertrag erhalten wird. Beim neuen Sportchef hat der 52-jährige Cheftrainer auf jeden Fall einen starken Eindruck hinterlassen. «Er hat das in der schwierigen Zeit hervorragend gemacht und ich schätze ihn sehr. Wir hatten sofort einen Draht zueinander», sprach Sutter über Oral. «Viele Aspekte sprechen für ihn. Er hinterliess bei mir einen nachhaltigen, guten Eindruck.»
An der Pressekonferenz über den strategischen Ausblick bei den Grasshoppers wurde Christoph Urech als neuer Chief Business Officer vorgestellt und wird auch in der Geschäftsleitung der Hoppers vertreten sein. Interessanterweise sprachen Urech und Harald Gärtner ausgerechnet bei der letztjährigen Barrage zwischen GC und Thun das erste Mal miteinander. Damals war Urech noch VR-Mitglied des FC Thun. «Ich freue mich, die Grasshoppers bei der Stabilisierung des Clubs zu unterstützen», sagte der neue CBO der Hoppers.
Nicht vor Ort war GC-Präsidentin Stacy Johns, dies auch aufgrund der kommenden Klub-WM. «Stacy war beim Barragespiel in Lugano dabei, ist aber aktuell in Los Angeles. Sie entschuldigt sich, aber wegen der bevorstehenden Klub-WM gibt es einiges zu tun», klärte Harald Gärtner, Managing Director Europe von LAFC, über ihre Absenz auf.
An der Pressekonferenz wurde immer wieder klargestellt, dass den Verantwortlichen aus den USA viel an GC liegt. «Stacy interessiert sich unglaublich für GC, sie finden es einen coolen Verein und sie tut alles dafür, dass GC in ruhige Gewässer kommt», erzählte Sutter.
Auch werde nur der Sportchef für die sportlichen Entscheidungen zuständig sein und nicht die Investoren aus Los Angeles. Dies sagte Sutter selbst klar und deutlich:
Dass GC vor einem langen Weg steht, ist auch Harald Gärtner klar: «Wir sind bei einem Marathonlauf und sind bei Kilometer zehn. Die ersten zehn Kilometer hatten wir hart zu beissen.»
Gegen Schluss der Pressekonferenz wurde Sutter auch noch ein wenig emotional, als die Frage auftauchte, wie gross das Vertrauen der Investoren aus Los Angeles sei: «Mit unserer Arbeit müssen wir das Vertrauen von LA gewinnen. Das wird kein Selbstläufer. Unsere Aufgabe ist es, die Personen dort zu überzeugen, damit sie auch an Bord bleiben. Wenn wir nichts hinbekommen, ist es logisch, wenn sie nicht für immer investieren werden.»
Ende Juli gilt es für den Grasshopper Club wieder ernst. Dann startet in der Super League die neue Saison.
Erreicht ist zwar noch gar nichts, aber es ist der erste Schritt seit langem in die richtige Richtung.