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Gareth Bale zeigt sein wahres Gesicht – und rechnet mit der «Marca» ab

Nach seinem Freistoss-Traumtor gegen Österreiche gibt es für Gareth Bale kein Halten mehr.
Nach seinem Freistoss-Traumtor gegen Österreiche gibt es für Gareth Bale kein Halten mehr.bild: imago-images.de

«Parasit» Bale zeigt sein wahres Gesicht – und rechnet mit spanischer Zeitung ab

Keine Frage: Wales ist Gareth Bale wichtiger als Real Madrid. Auf die Giftpfeile der spanischen Presse hat der Mittelfeldspieler nun auf seine Weise reagiert: Mit einer Gala samt Traumtor gegen Österreich und einer sanften Retourkutsche.
25.03.2022, 10:4225.03.2022, 12:08
Philipp Reich
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Es schien fast so, als hätte sich Gareth Bale monatelang auf dieses eine Spiel vorbereitet. Für Real Madrid stand der 32-jährige Waliser in diesem Kalenderjahr erst 77 Minuten auf dem Platz, immer wieder meldete er sich mit kleineren Verletzungen ab. Für den WM-Playoff-Halbfinal mit der walisischen Nationalmannschaft war Bale gestern Abend dann aber plötzlich wieder topfit – und zeigte gleich, wozu er eigentlich fähig wäre, wenn er nur möchte.

Per Traum-Freistoss brachte der Mann mit dem zweifelhaften Motto «Wales. Golf. Madrid» die «Drachen» vor heimischem Publikum zunächst mit 1:0 in Führung. In perfekter Flugkurve segelte der Ball genau ins Lattenkreuz. Unhaltbar, schlicht perfekt. Kurz nach der Pause legte Bale nach einem Eckball dann nach und schoss sein Team damit quasi im Alleingang zum 2:1-Sieg und ins finale Duell gegen Schottland oder die Ukraine.

Bales herrlicher Freistoss zum 1:0 für Wales.Video: streamja
Auch das 2:0 für die Waliser geht auf das Konto von Bale.Video: streamja

«Ich habe seit einer Weile nicht getroffen. Es war cool, den Ball reingehen zu sehen, sodass wir einen guten Start erwischt haben», erklärte der Wales-Captain bei «Sky Sports» nach dem Schlusspfiff. «Es war ein sehr wichtiges Spiel. Wir wussten, wie wichtig die Partie ist und dass wir abliefern müssen.»

Ganz am Ende reichte bei Bale die Kraft nicht, weshalb er für die letzten Minuten auf der Bank Platz nehmen durfte. «Ich hatte Krämpfe am Ende, aber ich habe alles für dieses Land gegeben. Wir alle tun das. Wir können das heute geniessen. Aber es ist erst die halbe Arbeit getan, wir haben noch ein hartes Spiel gegen Schottland oder die Ukraine vor uns.»

Dass Bale nur in der Nationalmannschaft, nicht aber bei seinem Arbeitgeber Real Madrid so richtig motiviert zu sein scheint und Top-Leistungen abruft, stiess der spanischen Presse bereits im Vorfeld sauer auf. Seine Blitz-Genesung nach seinem Ausfall im Clásico am letzten Wochenende wurde als «Wunder von Wales» verspottet und die «Marca» legte in einem Porträt gar noch einen drauf und betitelte Bale als «walisischen Parasiten».

Die «Marca» über Bale:

«Er liess sich in Spanien nieder, bei Real Madrid, wo er, maskiert, zunächst Fleiss und Liebe für seinen Gastgeber zeigte. Aber dann führte ihn seine Natur dazu, Blut zu saugen, ohne etwas zurückzugeben. Gar noch mehr als nur Blut, er saugte und saugt noch immer die Euros des Vereins aus.

Im Gegensatz zu anderen seiner Art, wie dem Floh, der Laus oder der Bettwanze, verursacht der Bale-Parasit bei seinem Wirt weder Juckreiz noch Krankheiten, er lacht nur und macht sich über ihn lustig, indem er eine scherzhafte Verachtung für denjenigen zeigt, von dem er lebt.»

Das wollte der walisische Matchwinner nicht auf sich sitzen lassen. «Ich muss ihnen keine Botschaft schicken, das ist Zeitverschwendung», erklärte Bale zunächst, ohne direkt auf die «Marca»-Schlagzeile angesprochen worden zu sein. Dennoch war klar, wer gemeint ist, als er hinzufügte: «Es ist einfach widerlich, sie sollten sich schämen.»

Immerhin: Lange wird sich Bale wohl nicht mehr mit der spanischen Presse herumschlagen müssen. Sein Vertrag bei Real läuft im Sommer nach acht Jahren in Madrid aus und wird nicht verlängert. Wo es ihn hinziehen wird, ist derzeit unklar. Im Moment gibt es für den offensiven Mittelfeldspieler ohnehin nur ein Ziel: sich mit Wales für die WM 2022 in Katar zu qualifizieren.

Dafür stellt Bale alles andere in den Hintergrund. «Für sein Land zu spielen, bedeutet ihm alles. Wir sind sehr dankbar, ihn bei uns zu haben», sagte Teamkollege Aaron Ramsey nach dem Sieg gegen Österreich. 36 Treffer hat Bale in 100 Spielen im «Drachen»-Trikot bereits erzielt. Wenn gegen Schottland oder die Ukraine noch weitere hinzukommen, ist gut möglich, dass der viel Gescholtene sein Land zum ersten Mal seit 1958 und zum zweiten Mal überhaupt an eine WM-Endrunde führt.

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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banda69
25.03.2022 11:14registriert Januar 2020
Ich verstehe bis heute nicht was in Madrid mit Bale passiert ist. Am Anfang hat Bale ja Topleistungen gebracht und plötzlich wurde er nicht mehr aufgestellt. Schade um das Talent. Dass er ein super Fussballspieler ist, hat er gestern einmal mehr bewiesen.
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sanoi
25.03.2022 11:38registriert Januar 2018
Es ist doch ein bisschen zu einfach, wenn Bale für seinen absurd hohen Lohn verantwortlich sein sollte. Blöd ist Real Madrid, welche solche Gehälter offerieren. Wenn ich Bale wäre, würde ich auch die Annehmlichkeiten der spanischen Kultur geniessen, ein bisschen tschüttelen und das vertraglich zugesicherte Geld einstreichen. Und nebenbei macht es ja bestimmt Spass sein unglaubliches Talent der walisischen Nationalmannschaft zur Verfügung zu stellen. Und ihm beim spielen zuzuschauen sowieso. You‘re always welcome back at Spurs!
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Jureitis
25.03.2022 11:10registriert Januar 2022
"Wir haben eine Viermannmauer und Heinz Lindner". Herrlich!
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