Es schien fast so, als hätte sich Gareth Bale monatelang auf dieses eine Spiel vorbereitet. Für Real Madrid stand der 32-jährige Waliser in diesem Kalenderjahr erst 77 Minuten auf dem Platz, immer wieder meldete er sich mit kleineren Verletzungen ab. Für den WM-Playoff-Halbfinal mit der walisischen Nationalmannschaft war Bale gestern Abend dann aber plötzlich wieder topfit – und zeigte gleich, wozu er eigentlich fähig wäre, wenn er nur möchte.
Per Traum-Freistoss brachte der Mann mit dem zweifelhaften Motto «Wales. Golf. Madrid» die «Drachen» vor heimischem Publikum zunächst mit 1:0 in Führung. In perfekter Flugkurve segelte der Ball genau ins Lattenkreuz. Unhaltbar, schlicht perfekt. Kurz nach der Pause legte Bale nach einem Eckball dann nach und schoss sein Team damit quasi im Alleingang zum 2:1-Sieg und ins finale Duell gegen Schottland oder die Ukraine.
«Ich habe seit einer Weile nicht getroffen. Es war cool, den Ball reingehen zu sehen, sodass wir einen guten Start erwischt haben», erklärte der Wales-Captain bei «Sky Sports» nach dem Schlusspfiff. «Es war ein sehr wichtiges Spiel. Wir wussten, wie wichtig die Partie ist und dass wir abliefern müssen.»
Wayne Hennessey showing Gareth Bale where he put his free-kick 🤣 🏴 pic.twitter.com/cbMnqqqHja
— Football Daily (@footballdaily) March 24, 2022
Ganz am Ende reichte bei Bale die Kraft nicht, weshalb er für die letzten Minuten auf der Bank Platz nehmen durfte. «Ich hatte Krämpfe am Ende, aber ich habe alles für dieses Land gegeben. Wir alle tun das. Wir können das heute geniessen. Aber es ist erst die halbe Arbeit getan, wir haben noch ein hartes Spiel gegen Schottland oder die Ukraine vor uns.»
🗣 "I'll run into the ground for this country."
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Gareth Bale and Aaron Ramsey on their efforts to get Wales to the World Cup pic.twitter.com/CQpj4CWAGQ
Dass Bale nur in der Nationalmannschaft, nicht aber bei seinem Arbeitgeber Real Madrid so richtig motiviert zu sein scheint und Top-Leistungen abruft, stiess der spanischen Presse bereits im Vorfeld sauer auf. Seine Blitz-Genesung nach seinem Ausfall im Clásico am letzten Wochenende wurde als «Wunder von Wales» verspottet und die «Marca» legte in einem Porträt gar noch einen drauf und betitelte Bale als «walisischen Parasiten».
Das wollte der walisische Matchwinner nicht auf sich sitzen lassen. «Ich muss ihnen keine Botschaft schicken, das ist Zeitverschwendung», erklärte Bale zunächst, ohne direkt auf die «Marca»-Schlagzeile angesprochen worden zu sein. Dennoch war klar, wer gemeint ist, als er hinzufügte: «Es ist einfach widerlich, sie sollten sich schämen.»
🗣 "I don't need to send a message, it's a waste of my time, it's disgusting they should be ashamed of themselves."
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Gareth Bale when being asked about the meaning behind his celebrations pic.twitter.com/74oXMBSrFi
Immerhin: Lange wird sich Bale wohl nicht mehr mit der spanischen Presse herumschlagen müssen. Sein Vertrag bei Real läuft im Sommer nach acht Jahren in Madrid aus und wird nicht verlängert. Wo es ihn hinziehen wird, ist derzeit unklar. Im Moment gibt es für den offensiven Mittelfeldspieler ohnehin nur ein Ziel: sich mit Wales für die WM 2022 in Katar zu qualifizieren.
Dafür stellt Bale alles andere in den Hintergrund. «Für sein Land zu spielen, bedeutet ihm alles. Wir sind sehr dankbar, ihn bei uns zu haben», sagte Teamkollege Aaron Ramsey nach dem Sieg gegen Österreich. 36 Treffer hat Bale in 100 Spielen im «Drachen»-Trikot bereits erzielt. Wenn gegen Schottland oder die Ukraine noch weitere hinzukommen, ist gut möglich, dass der viel Gescholtene sein Land zum ersten Mal seit 1958 und zum zweiten Mal überhaupt an eine WM-Endrunde führt.
banda69
sanoi
PeterausLuzern
Die Spanische Öffentlichkeit und die Presse ist aber nach wie vor nicht bereit einzusehen, dass ihre Gross"vereine" dem Fussball sicher nicht nützen, sondern eher schaden. Das geht runter bis in die kleinen Ligen, die ob der Gier der ganz Grossen immer weiter abgehängt werden.