Wenn eine Geschichte fast zu gut klingt, um wahr zu sein, sie aber wahr ist, dann ist das eine gute Geschichte. So wie die, wie sich der FC Barcelona einst die Dienste des 13-jährigen Lionel Messi sicherte.
Ein Vertreter Messis und zwei des Klubs unterschrieben am 14. Dezember 2000 nach einem Treffen in der Cafeteria des Tennisklubs Pompeia del Montjuic eine Vereinbarung auf einer Serviette. Eine Reliquie für jeden Barça-Fan, ein klarer Fall fürs Klubmuseum.
Eigentlich. Eine solche besitzt der Weltklub zwar im Stadion Camp Nou, aber die 16,5 x 16,5 cm grosse Messi-Serviette fehlt dort.
Noch befindet sie sich im Besitz des damals in Katalonien an den Verhandlungen beteiligten Spielerberaters Horacio Gaggioli. Wie die Zeitung «La Vanguardia» berichtete, lässt dieser die Serviette Mitte März versteigern. Wenn sie unter den Hammer kommt, beträgt das Startgebot 300'000 Pfund, umgerechnet knapp 330'000 Franken.
«Das ist eines der aufregendsten Objekte, mit denen ich je zu tun hatte», sagte Ian Ehling vom Auktionshaus Bonhams in New York. «Ja, es ist bloss eine Papierserviette. Aber sie veränderte Messis Leben, die Zukunft des FC Barcelona und trug massgeblich dazu bei, dass Milliarden Fans auf der ganzen Welt einige der glorreichsten Momente des Fussballs miterlebten.» Bei Bonhams rechnen sie mit einem Erlös von mindestens einer halben Million Pfund.
Spielerberater Gaggioli verriet einst, weshalb der hastig auf die Serviette gekritzelte Vertrag nötig geworden war. Messis Eltern hätten nach Probetrainings die Geduld verloren und von Barcelona eine endgültige Antwort verlangt, ob ihr Sohn dort spielen könne.
Die Trainer der berühmten Talentschmiede «La Masia» waren sich wegen Messis Kleinwüchsigkeit – mit 13 Jahren mass er kaum 1,40 m – uneinig gewesen. Daraufhin habe Carles Rexach, der Sportdirektor des Klubs, den schmächtigen Jungen persönlich in einem Spiel beobachtet.
«Aber er ging schon nach wenigen Minuten wieder, was bei Vater Jorge Messi und dem Rest der Familie für Beunruhigung sorgte. Dabei hatte Rexach sein Urteil schnell gefällt, dass Messi unbedingt verpflichtet werden sollte», schilderte Gaggioli. Der Sportdirektor habe umgehend handeln wollen, um sich das Juwel zu sichern, und weil er nichts anderes zur Hand hatte, habe er die Serviette genommen. Rexach, einst Torschützenkönig und spanischer Nationalspieler, machte den Deal zur Chef-Sache. Festgehalten wurde:
Wenig später wurde die Zusammenarbeit noch mit einem formelleren Dokument besiegelt. Die Serviette blieb im Besitze Gaggiolis, der Messi bis zu dessen Volljährigkeit zur Seite stand. Das kostbare Stück Fussballgeschichte bewahrte er im Safe einer Bank auf.
Der FC Barcelona versuchte in der Vergangenheit, den ersten Messi-Vertrag ins Museum zu holen. «Ich denke, die Serviette sollte dort aufbewahrt werden», sagte Gaggioli vor drei Jahren der «Marca». Der Klub und er wurden sich indes nicht einig.
Will Barça die Serviette immer noch, muss der Verein, den Finanzsorgen plagen, entweder das Portemonnaie zücken – oder darauf hoffen, dass sie jemand mit einem blau-roten Herzen ersteigert und sie im Klubmuseum ausstellen lässt.