Canepa spricht über die Entlassung von van der Gaag und ob nun auch Malenovic zittern muss
«Die Vorfreude ist gross. Wir haben einen neuen Trainer – unseren Wunschtrainer!», so sehr schwärmte Ancillo Canepa bei der Vorstellung von Mitchell van der Gaag vor wenigen Monaten. Dieses Mal war sich der FCZ-Präsident sicher: «Wenn ich in der Vergangenheit vielleicht zu 99 Prozent war, bin ich heute 100 Prozent überzeugt, dass wir einen Top-Top-Trainer geholt haben.»
Bereits nach elf Pflichtspielen mit dem Niederländer an der Seitenlinie gehen die Zürcher nun aber wieder auf Trainersuche. Die grosse Wunschlösung hatte nicht den erwünschten Effekt. Nach neun Spieltagen steht der FCZ nur auf Platz acht in der Super League, verlor zum Teil blamabel gegen Aufsteiger Thun oder Stadtkonkurrent GC und scheiterte im Schweizer Cup an Challenge-League-Vertreter Stade Nyonnais. Van der Gaag wurde am Donnerstag mitgeteilt, dass er den Verein verlassen muss.
Im Interview mit dem Blick erklärte Ancillo Canepa, warum es mit dem angekündigten «Top-Top-Trainer» zur Trennung kam. Auch die Spieler des Teams waren dabei involviert, sie hatten am Montag noch ein Gespräch mit dem Trainer und teilten danach dem 72-jährigen Präsidenten mit, «dass der Coach die Equipe nach besagtem Gespräch verloren» habe. Für Canepa war daraufhin klar, dass es nur eine Lösung gibt.
Auch einen Grund für die misslungene Zusammenarbeit nannte Canepa bereits: «Am Ende stimmten das Profil unserer Mannschaft und das Profil des Trainers nicht überein.» Zwar seien die Spielprinzipien beeindruckend gewesen, erklärte Canepa, aber in der Realität sei es schlussendlich nicht so wirkungsvoll wie erwünscht. Vor seiner Zeit als Cheftrainer bei den Zürchern war van der Gaag in den letzten Jahren bei Manchester United und Ajax Amsterdam als Assistent von Erik ten Hag tätig.
Obwohl es bereits der vierte Trainer in der zweijährigen Amtszeit von Sportchef Milos Malenovic war, verlor Canepa gegenüber dem ehemaligen Spielerberater kein schlechtes Wort. «Wir gewinnen miteinander, wir verlieren miteinander. Bei der Trainerauswahl hat Milos nie allein entschieden. Heliane, ich und Milos haben Mitchell im Sommer gemeinsam getroffen», erklärte der FCZ-Boss und führte weiter aus: «Es funktionierte nicht wie gewünscht, die Vision der Klubleitung konnte nicht umgesetzt werden. Auch deshalb haben wir gehandelt.»
Canepa stärkte sogar den Rücken seines Sportchefs und sprach ihm volles Vertrauen aus, als er gefragt wurde, ob auch der 40-Jährige um seinen Job bangen muss: «Wir wollten einen Sportchef, der mit Energie und auch Mut den von uns beschlossenen Veränderungsprozess zielorientiert umsetzt. Diesbezüglich hat Milos schon sehr viel geleistet, was im Moment von aussen nicht wahrgenommen wird.»
Bis ein neuer Trainer in der Limmatstadt gefunden worden ist, übernimmt Assistenztrainer Dennis Hediger interimistisch beim 13-fachen Schweizer Meister. Am Sonntag trifft der FCZ auf die Berner Young Boys. Mit einem Sieg könnten die Zürcher wieder über den Strich springen. Denn das Ziel wird trotz allem die Qualifikation für das europäische Geschäft sein. (riz)
