Sport
Fussball

Zu lascher Führungsstil: Nati-Trainer Nils Nielsen gibt Fehler zu

Switzerland's head coach Nils Nielsen looks his players, during a training session of the team Switzerland one day before the soccer match against the Sweden, during the UEFA Women's England ...
Nati-Trainer Nils Nielsen will gegen Schweden das Unmögliche möglich machen.Bild: keystone

«Mein Führungsstil hat versagt» – Nati-Trainer Nielsen gibt vor Schweden-Spiel Fehler zu

Das Magen-Darm-Drama scheint vor dem Spiel gegen Schweden fast überstanden, dafür übt Nationaltrainer Nils Nielsen weiter Selbstkritik.
13.07.2022, 14:39
Raphael Gutzwiller, Sheffield / ch media
Mehr «Sport»

Es ist eigentlich ein gewohnter Anblick vor einem Spiel an einer EM-Endrunde. Aber an diesem Dienstagnachmittag ist der Einmarsch der Schweizer Nationalspielerinnen in die Bramall Lane in Sheffield ein erfreulicher Anblick. Noch bis am Mittag war unklar, ob das Nationalteam nach dem Magen-Darm-Chaos überhaupt an den Spielort reisen kann. Neun Spielerinnen und elf Staffmitglieder sind in den letzten Tagen an einem Virus erkrankt.

Nun aber kommen die Schweizerinnen mit Maske aus dem Tunnel, legen diese weg und betreten den Rasen. Einem Duell mit Schweden heute Mittwoch um 18 Uhr steht damit nichts im Weg.

22 von 23 Spielerinnen haben die Reise nach Sheffield angetreten. Nur Meriame Terchoun hat es noch erwischt und musste genau wie drei Staffmitglieder in Leeds in Isolation ausharren. Doch auch in Sheffield geht es nicht allen so gut, wie der wiedergenesenen Riola Xhemaili, die fast demonstrativ mit einem Spurt den Rasen betritt. Rahel Kiwic, Lara Marti und Julia Stierli können sich nur kurz im Stadion etwas bewegen. Das Spiel gegen Schweden kommt für sie zu früh.

Die Vorbereitung war alles andere als ideal für das Duell mit den Olympiafinalistinnen aus Schweden. «Vor dem Turnier war Schweden zu 90 Prozent Favorit», sagt Nationaltrainer Nils Nielsen. «Durch diese Vorbereitung sind es wohl noch ein paar Prozentpunkte mehr.»

Nielsen gibt grosse Freiheiten

Neben dem Zustand der Spielerinnen gibt es aber auch andere Punkte, die rund um das Nationalteam zu diskutieren geben während dieser EM. Es stellt sich immer mehr auch die Frage nach dem Nationaltrainer. Erstmals seit seinem Amtsantritt 2019 wird der Däne in Frage gestellt. Nielsen gilt als Gegenstück zu seiner Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg, der heutigen deutschen Nationaltrainerin.

Als Nielsen neuer Nationaltrainer wurde, waren viele der Nationalspielerinnen erfreut über den neuen Führungsstil des umgänglichen 50-Jährigen. Voss-Teckelenburg hatte als kontrollierend gegolten, hat die Spielerinnen neben dem Platz fast überwacht und auf dem Platz in ein enges Korsett gezwängt. Nielsen ist das komplette Gegenteil. Er lässt den Spielerinnen grosse Freiheiten, sie sollen auf und neben dem Platz Eigeninitiative und Verantwortung wahrnehmen.

In der Partie gegen Portugal ging dieser Plan aber nicht auf. Als die Portugiesinnen nach der Pause zum 1:2 zurückkamen, versuchte Captain Lia Wälti das Team auf dem Feld in einem Kreis nochmals einzuschwören. Portugal wurde aber noch stärker, kam sieben Minuten danach zum Ausgleich. Nielsen blieb lange untätig, wechselte spät. Vor dem Schweden-Spiel gibt er zu:

«Ja, mein Führungsstil hat in diesem Spiel versagt. Ich werde nun gegen Schweden direkter sein. Ich finde manchmal, dass es besser ist, wenn die Entscheidungen auf dem Platz getroffen werden. Doch ich habe festgestellt, dass diese Entscheidungen nicht auf dem Platz getroffen werden konnten. Das hätte ich merken und eingreifen sollen.»

Bei den Spielerinnen gilt der Führungsstil Nielsens als beliebt. Ramona Bachmann sagt, sie schätze es, dass Nielsen die Spielerinnen einbeziehe und nach der Meinung frage. «Er arbeitet mit dem Team zusammen und nicht gegen das Team.»

Doch Nielsen und sein Führungsstil haben eine Vorgeschichte. 2017 hat er Dänemark in den EM-Final geführt. Trotzdem musste er danach gehen, weil seine Herangehensweise als zu lasch empfunden wurde. Die Frage ist nun, ob sich im Spiel gegen Schweden etwas verbessert.

2017 schlitterte Nielsen mit Dänemark nur knapp am EM-Titel vorbei.
2017 schlitterte Nielsen mit Dänemark nur knapp am EM-Titel vorbei.bild: keystone.

Die Vorzeichen für das Duell gegen die Olympiafinalistinnen sind denkbar schlecht. Doch Ramona Bachmann verliert den Optimismus nicht: «Vielleicht haben uns die letzten Tage noch mehr zusammengeschweisst.» Es wäre dem Schweizer Nationalteam gegen den haushohen Favoriten zu wünschen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Stadien der Frauen-EM 2022 in England
1 / 13
Die Stadien der Frauen-EM 2022 in England
Vom 6. bis 31. Juli findet die Fussball-EM 2022 der Frauen in England statt. Die Schweiz trifft auf Portugal, Schweden und die Niederlande.
quelle: keystone / robert ghement
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann 2.0? – GC-Spielerin verdient mit Instagram mehr Geld
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
In diesen spektakulären Champions-League-Duellen geht es heute um die Wurst
Zehn Tore fielen in den Viertelfinal-Hinspielen Arsenal gegen Bayern München und Real Madrid gegen Manchester City. Bei den Rückspielen (21 Uhr) sind die Heimteams im Vorteil.

Wer in der vergangenen Woche die beiden Champions-League-Spiele in London und Madrid parallel verfolgte, kam kaum zum Luftholen. Beide Partien boten nicht nur zahlreiche und gefühlt immer schönere Tore, sondern auch viele fussballerische Kabinettstücke und umstrittene Szenen. Das war beste Werbung für den Sport, die eigentlich kaum zu toppen ist. Oder doch?

Zur Story