Am Dienstagabend (20.45 Uhr im watson-Liveticker) trifft die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft im Nationalstadion von Bukarest auf Rumänien. Es ist der letzte Auftritt der Nati in einer äusserst durchzogenen Kampagne in der EM-Qualifikation, in der die Mannschaft von Murat Yakin nur selten zu überzeugen wusste und in fünf der letzten sechs Spiele nur Unentschieden spielte.
Dank des 1:1 zu Hause gegen den Kosovo und gleichzeitiger Schützenhilfe von Rumänien, das Israel bezwang, hat sich die Nati bereits für das Turnier von nächstem Sommer in Deutschland qualifiziert. Trotzdem geht es für das Team heute Abend in Bukarest noch um einiges: die Ausgangslage für die EM, ein gutes Gefühl und mindestens einen Job.
Mit einem Sieg gegen Rumänien könnte sich die Schweiz auch noch den Sieg in der Gruppe sichern. Das ist darum wichtig, weil die Resultate aus der Qualifikation auch die Lostöpfe für die EM in Deutschland vorgeben. Als Gruppensiegerin wäre die Nati garantiert in Topf 2 und könnte damit in der EM-Gruppe wohl eher einigen stärkeren Gegnern aus dem Weg gehen.
Der UEFA-Koeffizient und die FIFA-Weltrangliste spielen bei der Zusammensetzung der Lostöpfe keine Rolle mehr – entscheidend ist einzig und allein das Ergebnis der Qualifikation. Damit ist bereits klar, dass die Nati, falls sie in Rumänien nicht siegt, als einer der schlechtesten Gruppenzweiten im vierten und letzten Lostopf landen würde.
Landet die Nati im vierten Topf, wäre das natürlich die schlechteste Ausgangslage. Dann wäre unter anderem eine Gruppe mit Vizeweltmeister Frankreich, dem wiedererstarkten Dänemark, den Niederlanden oder möglicherweise auch Italien möglich.
Am Dienstag steht aber nicht nur die Ausgangslage auf dem Papier, sondern auch jene in den Köpfen auf dem Spiel. Die bisherige Qualifikation war ein Knorz. Die Mannschaft – insbesondere die Verteidigung – wirkt verunsichert. Anders sind die ständigen Aussetzer gegen auf dem Papier deutlich schwächere Mannschaften nicht zu erklären.
Ein Sieg gegen Rumänien würde die gezeigten Defizite natürlich etwas übertünchen. Gleichzeitig würde ein guter Auftritt gegen den schwersten Gegner aus der eigenen Qualifikationsgruppe wieder etwas Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl für den Rest der EM-Vorbereitung mitgeben.
Diese Vorbereitung hat mit der definitiven Qualifikation vom Samstagabend nun endgültig begonnen. Es geht aber auch noch darum, welcher Trainer im nächsten Sommer in Deutschland an der Schweizer Seitenlinie steht. Murat Yakin ist nach der schwachen Qualifikation stark angezählt.
Zwar hat sich Verbandspräsident Dominique Blanc zuletzt klar hinter den Nationaltrainer gestellt und gesagt: «Wir fahren mit Murat an die EM.» Doch es ist bekannt, dass Sportfunktionäre bei solchen Aussagen manchmal ein schlechtes Gedächtnis haben. Eine Niederlage in Rumänien und die damit verbundene schlechtere Ausgangslage in der EM-Gruppenphase könnten durchaus der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Zumal jetzt noch Zeit wäre, um einen Nachfolger zu finden, der dann eine komplette Turniervorbereitung mit der Mannschaft durchspielen könnte.
Eine allfällige Entlassung Yakins brächte wohl einen Rattenschwanz mit sich. Muss der Trainer gehen, stünde wohl auch der Job von Nationalmannschaftsdirektor Pierluigi Tami zur Debatte – er hat Yakin eingestellt und ihm als dessen Vorgesetzter stets den Rücken gestärkt. Es wird bis im nächsten Sommer bestimmt nicht langweilig rund um die Nati.