Der 9. April ist einschneidend: Wie meistens sitzt Zuber auch an diesem Sonntagabend im Heimspiel gegen Aris Thessaloniki vorerst auf der Ersatzbank. Nach gut einer Stunde Spielzeit erhält er seine Chance und wird beim Stand von 1:1 eingewechselt. Die Stimmung im Agia-Sofia-Stadion ist angespannt, im umkämpften Rennen um den Meistertitel kann sich AEK keinen Punktverlust leisten. Es läuft die 82. Minute, als Zuber an der Strafraumgrenze – den Rücken zum Tor – den Ball annimmt. Er dreht sich einmal um die Achse, schiesst und bei den 30'000 Fans gibt es kein Halten mehr.
Zuber, der in der Nachspielzeit sogar noch ein zweites Tor schoss, war der gefeierte Mann. In den verbleibenden Partien spielte der Schweizer jeweils von Beginn an und dankte es unter anderem mit drei weiteren Treffern. Der wichtigste gelang ihm im Mai, als er im Rückspiel gegen Aris wiederum das 2:1 erzielte. Es war das Tor, das AEK eine Runde vor Schluss an die Tabellenspitze brachte. Eine Woche darauf holte sich das Team den ersten Meistertitel seit fünf Jahren, nochmals zehn Tage später auch den Cup.
«Die Geschichte zeigt, wie schnell es im Fussball gehen kann», sagte Zuber und fügte an: «Auf beide Seiten.» Denn vor seinem im April begonnenen Höhenflug hatte er eine geplagte und zähe Saison erlebt. Bereits ab der dritten Runde fiel Zuber wiederholt verletzt aus. Ausgangspunkt war eine Entzündung des Schambeins, weitere Blessuren folgten.
Dies ausgerechnet vor der WM in Katar. Zuber musste dem Nationaltrainer mitteilen, dass er nicht fit sei und daher zugunsten eines anderen Spielers aufs Turnier verzichte. Das sei zwar nicht leicht gewesen, «aber der einzig richtige Entscheid», sagte der Offensivspieler rückblickend.
Bitter war es auch, weil Zuber an den zwei Grossturnieren davor mit starken Leistungen überzeugt hatte. An der WM 2018 schoss er im Startspiel gegen Brasilien den Ausgleich zum 1:1, drei Jahre später hatte er an der EM als vierfacher Assistgeber massgeblich Anteil am Viertelfinal-Einzug der Schweiz.
Im November musste er von daheim zuschauen. «Es war interessant, mich mal in der Rolle des Fans zu erleben», sagte Zuber. «Ich litt mit und schrie immer wieder Anweisungen in den Bildschirm.» Umso glücklicher ist er, nach einem Jahr ohne Einsatz wieder Teil des Nationalteams zu sein.
Gleichzeitig unterstrich Zuber seine Ambitionen. «Ich bin noch nie in die Nationalmannschaft eingerückt, um einfach nur dabei zu sein.» Dafür sei er zu ehrgeizig.
Im Klub wurde der Zürcher nicht mehr nur auf der Seite eingesetzt, sondern auch zentral hinter den Stürmern. Eine Position mit etwas mehr Freiheiten, die ihm gefiel und offensichtlich auch lag. «Ich hatte schon immer diesen Zug aufs Tor und konnte ihn in dieser offensiven Rolle noch mehr ausleben.»
Tatsächlich würde es nicht überraschen, wenn Trainer Murat Yakin in den anstehenden Begegnungen mit Andorra und Rumänien auf den Angreifer setzen würde. Denn während viele Spieler nach der langen Saison etwas müde wirken, befindet sich Zuber, der die erste Saisonhälfte fast komplett verpasst hatte, in ausgezeichneter Form. Auch die ausgedehnte Double-Feier habe er gut überstanden, hielt Zuber mit einem Augenzwinkern fest. (mom/sda)