Die Partie zwischen YB und Roter Stern Belgrad war über weite Strecken ausgeglichen. Nachdem die Serben in der 35. Minute den Führungstreffer erzielten, wussten die Berner zu reagieren. Bereits vor dem Pausenpfiff hatte YB mit Ittens Kopfball und einem Abschluss von Ugrinic die Führung auf dem Fuss und auch nach der Pause kamen die Berner spielhungrig aus der Kabine. In der 48. Minute war es dann so weit: Ugrinic erzielte mit einem Lupfer über den Belgrad-Goalie den Ausgleich. In der 61. Minute war es schliesslich Cedric Itten, der YB mit einem verwandelten Penalty in Führung brachte.
Roter Stern Belgrad zündete nach dem Berner Führungstreffer ein Offensivfeuerwerk, das von Goalie Racioppi mirakulös ausgebremst wurde. Keiner kam am Berner Torhüter vorbei, weder Dragovic noch Ndiaye. Der Joker Ganvoula hatte nach einem Konter sogar noch das 3:1 für die Berner auf dem Kopf, vergab aber vor dem leeren Tor.
Und dann kam die verhängnisvolle 88. Minute, welche Racioppis ansonsten tadellose Leistung in ein komplett anderes Licht rückte. Auf der rechten Seite passierte Bukari, der den Ball in die kurze Ecke zimmerte, die vom überraschten Racioppi komplett offen gelassen wurde – ein Fehler, der in einem solchen Spiel eigentlich nicht passieren dürfte. Mit seinen schwachen Abstössen ermöglichte er den Serben zudem weitere Torchancen.
Nach diesem folgenschweren späten Patzer drängt sich die Frage auf, ob von Ballmoos nicht die bessere Goalie-Option gewesen wäre. Der 28-Jährige war in YB lange Zeit als Nummer eins gesetzt – seine lange Verletzungspause scheint diese Hierarchie nun aber infrage zu stellen. Obwohl von Ballmoos eigentlich wieder fit wäre, setzte Raphael Wicky im gestrigen Spiel auf den Genfer Anthony Racioppi.
Gegenüber «Blick» sagte YBs Sportchef Steve von Bergen im vergangenen Frühling noch, dass von Ballmoos die Nummer eins sei. Nun scheinen sich die Machtverhältnisse im Berner Tor verändert zu haben. Man sei in Bern zwar froh, dass von Ballmoos wieder fit sei, gleichzeitig habe sich Racioppi stetig weiterentwickelt: «Er hat es mit seinen konstant starken Leistungen verdient, weiterhin im Tor zu stehen», erklärte von Bergen.
Die Champions League ist aber nicht die Meisterschaft und gerade in intensiven Spielen wie in einem Auswärtsspiel in Belgrad spielt auch Erfahrung eine grosse Rolle – ein Aspekt, in dem die YB-Identifikationsfigur von Ballmoos seinem vier Jahre jüngeren Konkurrenten voraus ist. Nach einem Spiel wie dem gestrigen ist es jedoch schwer zu beurteilen, ob Racioppi nun für YB das Unentschieden festgehalten oder den Sieg verspielt hat.
(kat)
Der Gegentreffer war nicht unhaltbar, allerdings extrem scharf und präzis geschossen. Racioppi muss auf Flanke spekulieren, und mit so einem Schuss kann er nicht rechnen, der gelingt dem Schützen vielleicht einmal aus 10 Versuchen.
Also Ball flach halten. Wegen eines unglücklichen Gegentors Racioppi ganz allgemein in Frage stellen, ist einfach nur lächerlich. Er hat einen super Lauf und wurde neulich auch erstmals für die Nati aufgeboten. Das ist ein Niveau, das Von Ballmoos nach der langen Verletzungspause mit Bestimmtheit nicht hinkriegen würde.