211 Landesverbände dürfen am Donnerstag in Ruandas Hauptstadt Kigali über den neuen (alten) Präsidenten abstimmen. Es ist nicht der einzige, aber definitiv der wichtigste Punkt auf der Agenda des 73. FIFA-Kongresses. Spannend wird die Wahl aber wohl kaum – dafür dürfte eine andere interessante Frage beantwortet werden.
Gianni Infantino.
Der Hauptgrund dürfte der grosse Rückhalt sein, den der amtierende Präsident Gianni Infantino geniesst. «Einen Gegenkandidaten ins Rennen zu schicken, der keine Chance hat, wäre sinnlos gewesen», sagte beispielsweise der Präsident des Deutschen Fussball-Bunds (DFB) Bernd Neuendorf im November. Kurz vor Beginn der WM in Katar war die Frist für eine Kandidatur verstrichen. So wird Infantino mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis 2027 Präsident des Fussball-Weltverbands bleiben.
Es gibt kaum einen Verband, der den Walliser nicht wählen wird. Asiens Verbandschef Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa, der 2016 noch für die Nachfolge von Sepp Blatter angetreten und Infantino unterlegen war, sicherte diesem die volle Unterstützung Asiens nationaler Verbände zu: «Ich kann versichern, dass wir geschlossen hinter seiner Kandidatur stehen.» Auch Afrika, Ozeanien und Südamerika würden einstimmig für den 52-Jährigen stimmen. Die Kontinentalverbände sind dabei nicht stimmberechtigt.
Einer der ersten Verbände, der öffentlich bekannt gab, Infantino als Präsident nicht weiter zu unterstützen, war der norwegische. Die Verbandspräsidentin Lise Klaveness stellte in der «Sportschau» klar: «Wir werden ihn nicht wählen.» Infantino habe die versprochenen Änderungen nicht wirklich umgesetzt. Weder wurden Transparenz verbessert, noch die Menschenrechtsrichtlinien umgesetzt. Am Mittwoch erklärte auch der DFB, die Wiederwahl Infantinos nicht zu unterstützen.
Dänemark wird dem einzigen Kandidaten wohl ebenfalls keine Stimme geben. Der dänische Verband entzog Infantino in Folge der Debatte um die «One Love»-Binde während der WM die Unterstützung und kündigte an, einen Gegenkandidaten nominieren zu wollen. Doch die Frist war bereits abgelaufen.
Der Schweizerische Fussballverband (SFV) wird Gianni Infantino für eine weitere Amtszeit wählen. Dies versicherte Verbandschef Dominique Blanc in einem Interview mit dem «Blick». Der 73-Jährige begründete den Entscheid damit, dass sich «die FIFA unter ihm dank vieler Neuheiten, Projekte und Reformen grundsätzlich positiv entwickelt hat».
Als konkrete Verbesserungen nennt Blanc unter anderem die Entwicklung des Frauenfussballs, die Unterstützung der einzelnen Verbände während der Corona-Pandemie sowie die technologische Entwicklung. Gleichzeitig wünschte sich der Waadtländer aber auch eine bessere und proaktivere Kommunikation seitens des Weltverbands. Zudem kritisierte er die FIFA in puncto Menschenrechte. Deshalb unterstütze der SFV auch einen Vorstoss des norwegischen Verbandes, der sich für die Entlöhnung der Gastarbeiter in Katar einsetzt.
Eigentlich befindet sich der seit 2016 amtierende Präsident in seiner dritten Amtszeit. Doch da er vor sieben Jahren in einer ausserordentlichen Wahl als Nachfolger Blatters bestimmt wurde, war seine erste Amtszeit nicht vollständig. So bestimmte das Führungsgremium, dem Infantino vorsitzt, während eines Treffens im Dezember in Katar, dass die aktuelle Amtszeit seine erste ist. Dadurch könnte Infantino 2027 ein weiteres Mal wiedergewählt werden und bis 2031 als FIFA-Präsident amtieren.
Neben der Wahl des Präsidenten ist am Kongress keine wirklich einschneidende Veränderung zu erwarten. Dafür ist bereits am Dienstag beim Treffen des FIFA-Rats eine wichtige Entscheidung gefallen. Die 37 Ratsmitglieder haben sich darauf geeinigt, dass die 48 Teilnehmer an der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada nicht wie erwartet auf 16 Dreiergruppen, sondern auf zwölf Vierergruppen verteilt werden.
Dadurch werden insgesamt 104 statt 64 Partien wie bei der letzten WM ausgetragen. Mit Dreiergruppen wären es 80 Partien gewesen. Das Turnier dürfte dann rund 40 Tage und damit über eine Woche länger dauern als bisher. Die Klubs und die Spieler dürften darüber nicht alle erfreut sein, nachdem sich unter anderem Thibaut Courtois bereits negativ über die zusätzlichen Spiele durch die Nations League beschwert hatte. Wobei durch die Modusänderung an der WM nur ein zusätzliches Spiel pro Mannschaft entsteht.
Nach drei Gruppenspielen kommen nämlich die je zwölf Gruppenbesten und -zweiten sowie die acht besten Gruppendritten weiter. Danach wird mit 32 Teams mit der K.o.-Phase weitergefahren.