Und dann ist er noch einmal drin – und dieses Mal zählt der Führungstreffer auch. Wenige Minuten nachdem vermeintlichen 2:1, das aufgrund einer Abseitsstellung von Cristiano Ronaldo, dessen Kopfball vom Pfosten vor die Füsse von Diogo Jota geprallt war, sorgte der eingewechselte Francisco Conceição in der 92. Minute doch noch für den wichtigen Auftaktsieg gegen Tschechien. Dem Treffer war eine missratene Abwehraktion von Robin Hranac zuvor gegangen.
Für Diskussionen sorgte ein potenzielles Foul von Nelson Semedo kurz vor dem entscheidenden Treffer. Der Aussenverteidiger Portugals schubste David Doudera an der Seitenlinie ziemlich unsanft weg. Der Schiedsrichter liess aber weiterlaufen, im Gegenzug traf Sporting-Jungstar Conceição zum Sieg.
Wirklich zufrieden kann Portugal mit dieser Leistung trotzdem nicht sein. Viel zu ungenau und wenig zwingend agierte die Offensive gegen den tschechischen Abwehrriegel. Die Tschechen machten sich wenig daraus, gross mitzuspielen. Gerade einmal 30 Prozent Ballbesitz hatte das Team von Trainer Ivan Hasek über 95 Minuten.
Trotz der starken Überlegenheit kam Portugal lange zu keiner echten Grosschance. Bei der besten Möglichkeit vor der Pause stand Cristiano Ronaldo, der seinen Rekord für die meisten EM-Spiele mit seinem 26. Einsatz ausbaute, wohl im Abseits. Wie gross die Verzweiflung der Seleção schon in der ersten Halbzeit war, zeigte sich, als sich Rafael Leão kurz nach Eindringen in den Strafraum fallen liess. Doch eine Schwalbe macht noch keinen portugiesischen Frühling: Statt eines Penaltys bekam der Flügelspieler Gelb.
Auch nach dem Seitenwechsel tat sich Portugal schwer – und so kam es, wie es kommen musste: Mit dem ersten und einzigen Torschuss ging Tschechien in der 62. Minute in Führung. Sehenswert schlenzte Lukas Provod den aus dem Strafraum herausgesprungenen Ball an den Innenpfosten.
Die Portugiesen waren geschockt, kamen wenig später aber zum Ausgleich. Fast etwas bezeichnend war, dass sie auf ein Eigentor durch Robin Hranac angewiesen waren, um das tschechische Abwehrbollwerk zu knacken. Der Innenverteidiger von Viktoria Pilsen wurde durch seine Beteiligung an beiden Gegentoren also zur tragischen Figur des Abends.
Nach dem geschenkten Ausgleich liefen Ronaldo und Co. weiter an, setzten Tschechien unter Druck, sorgten ausser durch einige Distanzschüsse, mit denen der verunsicherte Goalie Jindrich Stanek so seine Problemchen hatte, aber nicht wirklich für Gefahr. Bis sie dann doch noch zweimal jubelten – und immerhin eines der Tore zum 2:1 zählte.
Man muss Portugal zugutehalten, dass das Team von Trainer Roberto Martinez nicht der einzige Mitfavorit war, der beim Auftakt in die Europameisterschaft nicht restlos überzeugte. Und am Ende stehen drei Punkte, egal wie der Sieg zustande kam. Als Nächstes treffen die Portugiesen am Samstag auf die Türkei, die sich am frühen Dienstagabend 3:1 gegen Georgien durchgesetzt haben. Der EM-Debütant ist der kommende Gegner der Tschechen.
Portugal - Tschechien 2:1 (0:0)
Leipzig. 40'000 Zuschauer. SR Guida (ITA).
Tore: 62. Provod 0:1. 69. Hranac (Eigentor) 1:1. 92. Conceiçâo 2:1.
Portugal: Costa; Dalot (63. Inacio), Pepe, Dias; Cancelo (90. Semedo), Bernardo Silva, Bruno Fernandes, Vitinha (90. Conceição), Mendes (90. Neto); Ronaldo, Leão (63. Jota).
Tschechien: Stanek; Holes (93. Chory), Hranac, Krejci; Coufal, Sulc (79. Sevcik), Soucek, Provod (79. Barak), Doudera; Kuchta (61. Linga), Schick (61. Chytil).
Verwarnungen: 39. Leão, 57. Schick, 93. Conceição. (nih/sda)