Vor der WM 2022 in Katar treibt Fussball-Fans in aller Welt vor allem eine Frage um: Wer wird Weltmeister? Macht einer der grossen Favoriten das Rennen oder gibt es den ersten Überraschungsweltmeister der Neuzeit? Überall wird gewerweisst und gemutmasst.
Wir wollten es aber etwas genauer wissen. Und weil Krake Paul, der an der WM 2010 den Ausgang sämtlicher Spiele der deutschen Nationalmannschaft sowie den Final korrekt vorausgesagt hatte, nicht mehr lebt, haben wir uns mit den Schweizer Data-Science-Spezialisten von Datahouse zusammengetan. Das Spin-off der ETH Zürich hat eine Simulation kreiert, um den wahrscheinlichsten Weltmeister vorauszusagen.
Die Simulation von Datahouse sagt Brasilien als wahrscheinlichsten Weltmeister voraus. In 22 Prozent aller Fälle holte die «Seleção» den WM-Pokal. Dahinter folgen die beiden zweifachen Weltmeister Frankreich (12 Prozent) und Argentinien (11 Prozent) noch vor dem ewigen Geheimfavoriten Belgien (9 Prozent).
Spanien (6 Prozent) und Deutschland (4 Prozent) schneiden in der Simulation eher schlecht ab. Das liegt einerseits an der schwachen Position in der FIFA-Weltrangliste, andererseits daran, dass sie bereits in der Gruppenphase aufeinandertreffen und als Gruppenzweiter im Achtelfinal wohl auf die Weltnummer 2 Belgien treffen würden.
England und die USA profitieren im Gegensatz dazu davon, dass sie im Falle einer Qualifikation für die K.-o.-Runde auf einen Gegner aus der mit Gastgeber Katar eher bescheiden besetzten Gruppe A treffen würden. Ihre Viertelfinal-Chance ist deshalb deutlich höher als diejenige ähnlich stark eingestufter Teams.
Wenig überraschend legt das Modell Brasilien als stärksten Schweizer Gruppengegner fest. Gegen den Rekordweltmeister gewinnt die Schweiz nur in 21 Prozent der Fälle. In allen Spielen ist ein 1:0 das wahrscheinlichste Resultat, was nicht überraschend kommt, ist es doch das häufigste Ergebnis im Fussball. Gegen Serbien und Kamerun sieht das Modell die Schweiz mit Siegchancen von 55 bzw. 56 Prozent in der Favoritenrolle.
Und wie genau treffen diese Vorhersagen zu? «Die Simulation gibt Wahrscheinlichkeiten anhand tausender Realisierungen an. Im Einzelfall kann aber auch ein sehr unwahrscheinliches Ereignis eintreffen», sagt Senior Data Scientist Severin Trösch von Datahouse.
Ein Überraschungsweltmeister ist nicht in Sicht: Der am zweithöchsten eingeschätzte Nicht-Weltmeister ist Portugal mit einer 7-prozentigen Titelchance, danach folgt EM-Halbfinalist Dänemark mit 3 Prozent. Auch die Chancen, einen legendären WM-Final zwischen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo zu erleben, sind gering – gemäss der Simulation treffen Argentinien und Portugal nur in 1,6 Prozent aller Fälle im Endspiel aufeinander. Noch unwahrscheinlicher ist ein Schweizer Traumfinal gegen Nachbar Deutschland – nur in 0,19 Prozent aller Fälle kam es dazu.