In rund einer Woche rollt der Ball in Katar. Es ist die erste FIFA-Fussballweltmeisterschaft in Nahen Osten – und die wohl umstrittendeste der Geschichte.
Aber erstmal von vorne:
Das Eröffnungsspiel findet am Sonntag, 20. November 2022, statt. Anpfiff ist um 17.00 Uhr (MEZ). Der Gastgeber wird gegen Ecuador antreten.
Aufgrund der sommerlichen Hitze im Wüstenstaat beginnt die WM erst am 20. November und dauert bis zum 18. Dezember 2022.
Die Temperaturen liegen im November und Dezember tagsüber zwischen 25 und 30 Grad. Sämtliche Stadien sind so gebaut oder renoviert worden, dass sie heruntergekühlt werden können, womit der Golfstaat einige vor den Kopf stiess. Die Klimaanlagen werden wohl bei der WM 2022 nicht benötigt.
Das Sündenregister von Katar ist lang. Bereits die WM-Vergabe im Jahr 2010 war äusserst umstritten. Bis heute wird die Vergabe begleitet von Korruptionsvorwürfen. Katars Bewerbungsdossier wies eine der schlechtesten Qualifikationen auf.
Während andere Bewerber bereits Stadien und Infrastruktur besassen, musste Katar Stadien sowie Infrastruktur erst aus dem Boden stampfen. Dafür rekrutierte Katar zahlreiche Arbeiter aus dem Ausland. Amnesty International und Human Rights Watch berichteten in regelmässigen Abständen von massiven Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung. Zahlreiche Menschen sind aufgrund der brutalen Arbeitsbedingungen ums Leben gekommen.
Weiter wird die Menschenrechtslage in Katar beanstandet. Frauen werden im Alltag benachteiligt, sie erhalten beispielsweise nicht genügend Schutz bei häuslicher Gewalt und Scheidungen sind erschwert. Homosexuelle Paare werden nicht anerkannt und strafrechtlich verfolgt.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die neu gebauten Stadien, die allesamt klimatisiert werden können – zu Zeiten des Klimawandels.
Die Gruppenphase dauert zwölf Tage, mit jeweils vier Parteien pro Tag. Anpfiffe nach mitteleuropäischer Zeit sind um 11.00 Uhr, 14.00 Uhr, 17.00 Uhr und 20.00 Uhr.
Der letzte Gruppenspieltag sowie die K.o.-Spiele werden um 16.00 Uhr oder 20.00 Uhr (MEZ) angepfiffen werden.
Die beiden Partien im WM-Halbfinale werden auf zwei Spieltage aufgeteilt und die Halbfinalisten treffen am 13. und 14. Dezember um jeweils 20.00 Uhr (MEZ) aufeinander.
Das Finale findet am 18. Dezember um 14.00 Uhr (MEZ) statt.
32 Teams von 209 Bewerbern haben sich für die WM 2022 qualifiziert. Hier findest du eine Liste der Teams inklusive Spielplan.
An der WM 2022 in Katar sind diese Schweizer Nationalspieler dabei:
«Al Rihla» heisst der offizielle Spielball der Fussball-Weltmeisterschaft 2022, was auf Arabisch so viel bedeutet wie «die Reise». Es ist der erste WM-Ball, der mit vernetzter Technologie ausgestattet ist.
Im Inneren befindet sich laut Hersteller Adidas ein Sensor, der jede Bewegung verfolgt. Die Daten können so weiter an den Videoassistenten (VAR) geleitet werden – und dem Schiedsrichter bei schwierigen Entscheidungen helfen.
Zudem sei es der erste Ball, der aus Gründen der Nachhaltigkeit mit wasserbasierten Farben und Klebstoffen produziert worden sei.
Die WM-Spiele werden in acht Stadien ausgetragen, die in der oder im Umkreis von 55 Kilometern um die Hauptstadt Doha liegen. Sechs der acht Stadien wurden für die WM neu gebaut. Die zwei bestehenden Stadien sind ausgebaut und renoviert worden. Gekostet haben die Stadien laut Angaben von Forbes rund 3 Milliarden Dollar. Weiter wurden unterirdische Verkehrswege errichtet, die einen vom Zentrum in die Stadien bringen.
Wir blicken etwas genauer auf die Karte – und die Stadien:
Das Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador wird im Al-Bayt-Stadion, dem zweitgrössten Stadion Katars, ausgetragen. Es liegt in der Küstenstadt Al-Chaur im Norden des Landes.
In der Hauptstadt wurden zwei Stadien für die WM errichtet. Der Name «Stadium 974» bezieht sich auf die bunten Schiffs-container, die verbaut wurden. Im Stadium 974 finden sieben Partien statt, sechs Gruppenspiele und ein Viertelfinale.
Das Al-Thumama-Stadion ist das zweite Stadion Dohas. Als Designvorbild diente die «Takke», die Kopftuchbedeckung für Männer im Nahen Osten. Geplant sind hier acht Partien, sechs Gruppenspiele sowie ein Achtel- und ein Viertelfinale.
Ar-Rayyan ist mit einer Bevölkerung von knapp 600'000 Einwohnern die grösste Stadt Katars – und die Heimatstadt des Fussballvereins Al-Rayyan SC. 2018 wurde das Stadion des Vereins mit seinen rund 21'000 Sitzplätzen abgerissen, um ein doppelt so grosses Stadion zu errichten. Der Name blieb derselbe: Al-Rayyan-Stadion – nach dem Staatsoberhaupt Ahmad bin Ali Al Thani, das von 1960 bis 1972 an der Macht war. Das Stadion wird sechs Gruppenspiele und ein Achtelfinale austragen.
Dieses Stadion hat zwei Namen: Education City Stadium und Jewel of the Desert. Die offizielle Bezeichnung bezieht sich auf die Stadt, die bekannt ist für ihre Bildungseinrichtungen und Universitäten. Der zweite Name bezieht sich auf die Fassade des Baus, die an einen Diamanten erinnert. Im Inneren des Diamanten sind sechs Gruppenspiele sowie ein Achtelfinale und ein Viertelfinale geplant.
Die Arena war die Hauptsportstätte der Asienspiele 2006, für die WM wurde die Sportstätte renoviert. Im Stadion werden sechs Gruppenspiele, ein Achtelfinale sowie das Spiel um Platz 3 absolviert.
Das Lusail Iconic Stadium ist das grösste Stadion Katars. Es liegt in der gleichnamigen Planstadt Lusail, in der künftig 200'000 Menschen leben und weitere 170'000 arbeiten können. In der Lagunenstadt sollen 350 Hochhäuser und vier sehr hohe Wolkenkratzer gebaut werden.
Das Stadion steht schon. Sechs Gruppenspiele, ein Achtelfinale, ein Viertelfinale sowie das Halbfinale und das Finale werden in Lusail stattfinden.
Das Al-Janoub-Stadion mit schliessbarem Dach befindet sich in der Hafenstadt Al-Wakra. Abgesehen davon, dass das Stadion geschlossen werden kann, besitzt die Spielstätte ein Kühlsystem. Es sind sieben Partien in Al-Wakra geplant, sechs Gruppenspiele und ein Achtelfinale.
Die Schweiz wird ihr erstes Spiel gegen Kamerun in diesem Stadion bestreiten.
Ursprünglich waren bis zu zwölf Stadien vorgesehen. Doch da Katar sehr klein ist (rund viermal kleiner als die Schweiz), haben sich die FIFA und Katar aufgrund heftiger Kritik auf die acht Stadien geeinigt.
Das erste Spiel gegen Kamerun ist im Al-Janoub-Stadion vorgesehen. Das zweite Spiel gegen Brasilien sowie das dritte gegen Serbien findet im Stadium 974 statt.
Anders als in anderen islamischen Ländern sind katarische Frauen in den Stadien zugelassen. Von Gleichberechtigung in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen ist man in Katar aber noch weit entfernt.
Der Konsum von Alkohol ist in Katar illegal, Ausnahmen bilden Hotels. Für die WM ist eine Sonderregelung vorgesehen. Man werde den Fanmeilen zu bestimmten Zeitfenstern Alkohol anbieten, sagte Helmut Spahn, Sicherheitschef des Weltverbandes FIFA. Die Ausnahme gilt allerdings nicht für Tribünen.
Die innenpolitische Lage wird vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA als stabil eingestuft. Im Konflikt zwischen Katar und den umliegenden Staaten Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain und Ägypten kam es beim Gipfeltreffen im letzten Jahr zu einer Wiederannäherung. Trotzdem könnte sich in Anbetracht der komplexen Verhältnisse in der Region die Lage unerwartet verändern.
Für die WM hat Katar ein Abkommen von über 10 Millionen US-Dollar mit Interpol abgeschlossen.
Das Gespenst La'eeb ist das offizielle Maskottchen der Fussballweltmeisterschaft. Der fliegende Glücksbringer trägt genauso wie die katarischen Scheichs ein weisses Tuch über dem Kopf. La'eeb hat keine Füsse, obwohl sein Name auf Arabisch so viel wie supertalentierter Spieler bedeutet.
SRF wird alle WM-Partien live im Fernsehen auf SRF zwei und SRF info (Parallelspiele) sowie als Stream auf srf.ch/sport und in der SRF Sport App übertragen. Kommentieren werden die Spiele die Nationalteamkommentatoren Sascha Ruefer sowie Mario Gehrer, Reto Held, Dani Kern, Manuel Köng und Dominic Ledergerber.
Auch watson wird live und umfassend über die Spiele berichten. Wer in dieser Zeit nichts vom Fussball mitbekommen möchte, kann den «WM-Aus»-Button aktivieren.
Für alle, welche die WM 2022 boykottieren: Die nächste WM soll im Juni und Juli 2026 in Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten ausgetragen werden.
(cst)